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By Stefan Ulbing, Keith Asselborn, Daniel Laxar, Vincenz Scharner & Martin Zbiral
The podcast currently has 17 episodes available.
Die venöse Thromboembolie (VTE) ist eine häufige Komplikation auf der ICU, jedoch kann ihre klinische Relevanz von unterschiedlicher Ausprägung sein. ICU Patient:innen weisen diverse Risikofaktoren für eine VTE auf. Hierzu zählen unter anderem Alter, Adipositas, maligne Erkrankung, St. p. VTE, Operationen, Thrombophilie, Sepsis, mechanische Beatmung und Vasopressortherapie (Einteilung in „modifizierbare“ und „nicht modifizierbare“ Faktoren). Um eine höhere Vigilanz für Hochrisikopatient:innen zu haben, soll das individuelle Risiko einer:eines Patient:in anhand dieser Risikofaktoren eingeschätzt werden.
Prinzipiell benötigt jede:r ICU Patient:in aufgrund des hohen Thromboserisikos eine medikamentöse Prophylaxe. Diese sollte so bald wie möglich gestartet werden (6-24h), unter der Voraussetzung, dass es keine aktive Blutung (andere Kontraindikationen) gibt.
Low-molecular-weight heparin (LMWH) vs. unfractionated heparin (UFH) (Effektivität, Akkumulation, Wirkdauer)
UFH:
LMWH:
Dosis:
So wie beim rechtzeitigen Start der Thromboseprophylaxe steht auch bei der Dosierung der Thromboseprophylaxe das Abwägen hinsichtlich des Thromboserisikos vs. des Blutungsrisikos im Vordergrund.
Mobilisation
Intermittierende pneumatische Kompression (IPC)
Trauma
Laut den Europäischen Trauma-guidelines soll im Falle einer kontrollierten Blutung eine pharmakologische Thromboseprophylaxe innerhalb von 24 Stunden erfolgen.
Schädelhirntrauma
Bei Schädelhirntrauma sollte bei klinisch und radiologisch stabiler Blutung bereits 24 Stunden nach der Verletzung eine medikamentöse Thromboseprophylaxe erfolgen. Hinsichtlich einer therapeutischen Dosierung gibt es keine bzw. nur schlechte Daten, dementsprechend sollte hier interdisziplinär (alle beteiligten Fachrichtungen) basierend auf dem Thrombose- bzw. Blutungsrisiko eine individuelle Abschätzung erfolgen. Siehe Consensus Statement
Literatur
Angaben und Empfehlungen hinsichtlich klinischer Handlungen und Maßnahmen, sowie über Dosierungen, Applikationsformen und Indikationen von pharmazeutischen Spezialitäten, müssen vom jeweiligen Anwender auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Trotz sorgfältiger Prüfung, übernehmen die Ersteller dieses Podcasts keinerlei Haftung für inhaltliche Fehler. Dieser Podcast ersetzt keine medizinischen Lehrbücher, Leitlinien, Fachinformationen oder eine ausführliche Literaturrecherche.
Homepage AG Gerinnung
Wir danken unseren Sponsoren für die finanzielle Unterstützung:
Im Rahmen von akuten und chronischen Lebererkrankungen kommt es häufig zu pathologischen Veränderungen des Gerinnungssystems. Während dies historisch vor allem im Sinne einer Verschiebung des hämostatischen Systems in Richtung Blutung gedeutet wurde, hat sich das Verständnis dieser Veränderungen im Laufe der letzten Jahre grundlegend verändert und wird heute als rebalanciertes Gleichgewicht auf reduziertem Niveau (Punchline 1) verstanden (Lisman et al., 2022; Tripodi et al., 2017).
Praktischer Umgang mit laborchemisch gemessenen Veränderungen im Rahmen von Lebererkrankungen:
Die gängigen plasmabasierten Standardlabortests der Gerinnung (PTZ/Quick/INR, aPTT, Fibrinogenspiegel) bilden das rebalancierte Gleichgewicht bei Patient:innen mit Lebererkrankungen nicht ab. Typischerweise wird durch diese Tests nur die Abnahme der prokoagulatorischen Proteine gemessen, wohingegen der gleichzeitige Verlust endogener Antikoagulanzien (Protein C, Protein S, Antithrombin) nicht erfasst wird. In einer 2005 im Journal of Hepatology veröffentlichten Arbeit konnten Tripodi et al. zeigen, dass bei Patient:innen mit Leberzirrhose die Thrombinbildung trotz ausgelenkter konventioneller Gerinnungstests normal ist (Tripodi et al., 2005). Standardgerinnungstests sind also nicht geeignet, um präoperativ das Blutungsrisiko von Patient:innen mit Lebererkrankungen vorherzusagen. Insbesondere ist eine prophylaktische präoperative Korrektur plasmabasierter Standardgerinnungstests (PTZ, Quick, INR) z.B. durch die Gabe von Prothrombinkomplexkonzentrat oder Fresh Frozen Plasma (FFP) nicht indiziert und kann ein unter Umständen bereits bestehendes erhöhtes Thromboembolierisiko noch weiter aggravieren (Punchline 2: keine prophylaktische Korrektur von Laborwerten).
Nichtsdestotrotz korreliert beispielsweise die INR gut mit einer fortschreitenden Leberfunktionsstörung, weshalb dieser Parameter ein häufig genutzter Baustein der prognostischen Klassifikationssysteme Child-Pugh und MELD bleibt.
Bei chronischen Leberfunktionsstörungen kommt es überdies häufig zum Auftreten von Thrombozytopenien mit Thrombozytenzahlen < 100G/L. Diese niedrigen Thrombozytenwerte bei Patient:innen mit Lebererkrankungen werden unter anderem aber durch einen reaktiven Anstieg des vom Endothel synthetisierten von-Willebrand-Faktors (VWF) kompensiert, sodass auch diesbezüglich typischerweise von einer fragilen Rebalance ausgegangen werden kann (Lisman et al., 2006).
Ab welchem Grenzwert eine Thrombozytopenie vor einem invasiven Eingriff korrigiert werden sollte, ist in der Literatur nicht eindeutig beantwortet. Die präinterventionelle Gabe eines Thrombozytenkonzentrates wird jedenfalls _NICHT _bei Werten > 50 G/L empfohlen. Abbildung 1 stellt die uneinheitlichen Empfehlungen aktueller Leitlinien bei niedrigeren Thrombozytenzahlen dar (Roberts et al., 2022). Die Gabe eines Thrombozytenkonzentrates bleibt also eine individuelle Einzelfallentscheidung.
Intraoperatives Management von Blutungen bei Patient:innen mit Lebererkrankungen:
Wie bei jedem blutungsriskanten Eingriff ist auch bei Patient:innen mit Lebererkrankungen darauf zu achten, dass die notwendigen Rahmenbedingen für eine funktionierende Hämostase gegeben sind:
Übergeordnetes Ziel dieser viskoelastischen Algorithmen ist es, dem klinischen Kontext entsprechend, die richtige hämostatische Intervention zur richtigen Zeit und in der richtigen Reihenfolge zu setzen sowie nicht notwendige Interventionen zu vermeiden. Dieses Vorgehen spiegelt sich auch in einer rezent veröffentlichten Empfehlung der Konsensuskonferenz der Internationalen Lebertransplantationsgesellschaft (ILTS) wider, die eine viskoelastisch gesteuerte Gerinnungssubstitution auch im Rahmen einer Lebertransplantation empfiehlt, da sich dadurch sowohl die Transfusionsrate als auch die Kosten reduzieren lassen (Pollok et al., 2023). Im Einklang damit konnte in einer 2023 veröffentliche Metaanalyse gezeigt werden, dass der Einsatz viskoelastischer Tests zu einer signifikanten Reduktion von transfundierten Erythrozytenkonzentraten und FFPs führt, ohne dass das veränderte Substitutionsprofil von Faktorkonzentraten die Inzidenz thromboembolischer Ereignisse erhöht (Aceto et al., 2023).
Zusammenfassend ist das Thema Gerinnung bei Lebererkrankungen nach wie vor komplex und spannend. Der klinische Umgang mit diesem Patient:innenkollektiv hat sich in den letzten 25 Jahren drastisch gewandelt. Die Patient:innen haben nicht automatisch eine Blutungsneigung und sind nicht „natürlich antikoaguliert“, wie früher fälschlich angenommen. Stattdessen herrscht ein rebalanciertes Gleichgewicht auf niedrigem Niveau, das nach derzeitigem Kenntnisstand leichter in beide Richtungen entgleisen kann. Somit spielen in der perioperativen Betreuung dieser Patient:innen sowohl Blutungen als auch Thrombosen eine relevante Rolle (Ambrosino et al., 2017).
Angaben und Empfehlungen hinsichtlich klinischer Handlungen und Maßnahmen, sowie über Dosierungen, Applikationsformen und Indikationen von pharmazeutischen Spezialitäten, müssen vom jeweiligen Anwender auf ihre Richtigkeit überprüft werden. Trotz sorgfältiger Prüfung, übernehmen die Ersteller dieses Podcasts keinerlei Haftung für inhaltliche Fehler. Dieser Podcast ersetzt keine medizinischen Lehrbücher, Leitlinien, Fachinformationen oder eine ausführliche Literaturrecherche.
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Sepsis ist definiert als lebensbedrohliche Organdysfunktion auf Basis einer dysregulierten Wirtsantwort auf eine Infektion. Der SOFA-Score definiert die Organdysfunktion (Anstieg um mind. 2 Punkte) und inkludiert Gerinnung in Form der Thrombozytenzahl.
Das Zusammenspiel (Crosstalk) der unspezifischen Abwehr (innate immunity) und der Hämostase imponiert als „Immunothrombose“. Einige Eckpunkte der Entstehung der SIC sind: Tissue Factor Expression auf Monozyten oder Mikrovesikeln im Plasma, gerinnungsaktivierende NETs (neutrophil extracellular traps) von neutrophilen Granulozyten (negativ geladen -> Kontaktaktivierung); PAMPs (pathogen-associated molecular patterns) und DAMPs (damage-associated molecular patterns), die per se gerinnungsaktivierend wirken; eine ausgeprägte Endotheliopathie mit Verlust endogener antithrombotischer Mechanismen; und ein fibrinolytischer Shutdown. All diese Aspekte sind Mitverursacher der septischen Organdysfunktion.
Zum „Reinfuchsen“ in die detaillierte Pathophysiologie zum besseren Verständnis einiger experimenteller Therapieansätze eignet sich:
• Williams B et al. Sepsis-Induced Coagulopathy: A Comprehensive Narrative Review of Pathophysiology, Clinical Presentation, Diagnosis, and Management Strategies. Anesth Analg. 2024 Apr 1;138(4):696-711. doi: 10.1213/ANE.0000000000006888.
Die SIC ist noch nicht durch klinisch sichtbare Symptome gekennzeichnet, aber oftmals sieht man im Labor Anzeichen für eine Koagulopathie: Thrombozytopenie, ein erhöhtes Fibrinogen (CAVE: Fibrinogen ist ein Akutphase-Protein und in der Inflammation normalerweise deutlich erhöht, sodass “normale”/rückläufige Werte in Abwesenheit einer anderen plausiblen Erklärung bereits den klinischen Verdacht einer SIC begründen sollten), reduzierte Antithrombin III Aktivität und erhöhtes D-Dimer. Verschiedene Scores können zur Unterstützung in der Diagnostik/Risikoabschätzung genutzt werden (Bspw. ISTH-DIC oder ISTH-SIC).
Das Wissen über die Pathophysiologie der Sepsis und SIC wächst stetig. Jedoch blieb der Erfolg neuer, und in erster Linie auf Antikoagulation ausgerichteter Therapieansätze (ATIII, APC, TFPI, Thrombomodulin) aus, wobei in bisherigen Trials relativ unselektierte Kollektive therapiert wurden.
Die Surviving Sepsis Campaign 2021 gibt bezüglich Gerinnungsmanagement nur wenige konkrete Empfehlungen ab: empfohlen ist eine pharmakologische Thromboseprophylaxe mit LMWH (sofern keine Kontraindikation). Weiters wird ein restriktives Transfusionsregime und eine an der Klinik orientierte, bedarfsadaptierte, gezielte Gerinnungstherapie empfohlen (analog zu anderen intensivmedizinischen Krankheitsbildern; cave: KEINE Laborkosmetik!). Somit bleibt die bis heute einzige Therapie der SIC eine konsequente und leitliniengerechte Basistherapie der Sepsis (Kreislaufstabilisierung, Antibiotika, Fokussanierung).
“It is ironic that with the massive increase in our basic understanding of the science of sepsis, and the billions of dollars spent to implement these basic science gains, it has been early recognition and the wide-spread integration of best clinical practices that has been primarily responsible for the progressive reduction of in-hospital mortality to sepsis.”
(Mira JC, Gentile LF, Mathias BJ, Efron PA, Brakenridge SC, Mohr AM, Moore FA, Moldawer LL. Sepsis Pathophysiology, Chronic Critical Illness, and Persistent Inflammation-Immunosuppression and Catabolism Syndrome. Crit Care Med. 2017 Feb;45(2):253-262. doi: 10.1097/CCM.0000000000002074. PMID: 27632674; PMCID: PMC5243156.)
Punchlines:
Ein weiteres praxisnahes Paper zu Koagulopathien (inkl. SIC) bei Intensivpatient:innen:
Homepage AG Gerinnung
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Im Gegensatz zu vielen anderen Laborparametern, versuchen Thormbozytenfunktionstests einen dynamischen Prozess lebender Zellen widerzuspiegeln, was einige Herausforderungen an Labor und MedizinerInnen stellt. Viele der zur Verfügung stehenden Tests haben zudem oft Nachteile wie die Notwendigkeit hoher Expertise bei der Interpretation, lange Messdauer, hohe Fehleranfälligkeit, sowie hohe Anforderungen an die Präanalytik (z.B Blutabnahme, Hämatokrit, Thrombozytenzahl), was die klinische Interpretation deutlich erschwert.
Heutzutage stehen verschiedene Tests mit unterschiedlichen Funktionsweisen zur Verfügung. Darunter die Lichttransmissionsaggregometrie (LTA), Impedanzaggregometrie (Multiplate), PFA-100/200, VerifyNow und viele weitere. Im Gespräch mit DDr. Zipperle und Dr. Dibiasi erläutern wir einige wichtige Punkte, die bei den einzelnen Testverfahren zu beachten sind.
Punchlines der Folge:
Europäische Trauma Guideline:
Recommendation 12 We recommend that the routine use of POC platelet function devices for platelet function monitoring in trauma patients on antiplatelet therapy or with suspected platelet dysfunction be avoided.
Homepage AG Gerinnung
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Ögari Empfehlung
S2K Leitlinie
Die PPH ist definiert als ein Blutverlust von ≥ 500 ml nach vaginaler Geburt und ≥ 1000 ml nach Sectio caesarea. Unabhängig vom gemessenen Blutverlust muss bei klinischen Zeichen eines hämorrhagischen Schocks von einer PPH ausgegangen werden.
Die Ursachen der PPH werden in 4Ts unterteilt, um diese rasch abarbeiten zu können.
Medikamente:
Oxytocin 3-5 IE als Kurzinfusion in 100ml NaCl & 40 IE in 30 min im Perfusor (Cave: Tachyphylaxie).
Sulproston in deeskalierender Gabe über Infusomat/Perfusor (Schema siehe Ögari Empfehlung). Nicht gemeinsam mit Oxytocin.
Tranexamsäure 1-2g (vor Fibrinogengabe).
Fibrinogen 2g initial, weitere Gaben nach Viskoelastik (z.B. ROTEM A5Fib>12mm).
Keine blinde Gabe von PPSB. Ggf. Reevaluation bei anhaltender Blutung mittels Viskoelastik (z.B. ROTEM EXTEM CT >80s trotz normaler MCF).
Keine blinde Gabe von Faktor XIII. Erwäge 20 IE/kgKG (wenn FXIII Aktivität < 60%) bei anhaltender Blutung.
Verwendung von FFP bei Blutverlust über 100% Körperblutvolumen.
DDAVP (Desmopressin) nur nach Abnabelung und nach TXA Gabe. Das von Von-Willebrand-Syndrom spielt aufgrund der präpartal stattfindenden prokoagulatorischen Gerinnnungsveränderungen üblicherweise für die PPH keine relevante Rolle.
Rekombinanter FVIIa wurde rezent zur Therapie einer PPH zugelassen, sollte jedoch weiterhin ausschließlich nach Erfüllung aller Voraussetzungen/Rahmenbedingungen zur Anwendung kommen (siehe ÖGARI Empfehlung).
Punchlines:
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Ein Absetzen der oralen Antikoagulation (OAK) ist nicht immer zwingend notwendig, vor allem bei Eingriffen mit minimalem Blutungsrisiko. Bei Unterbrechung soll das Pausenintervall so kurz wie möglich sein. (Siehe ÖGARI Empfehlung Bridging) Zu beachten ist dabei, dass die Eliminationskinetik der verschiedenen Antikoagulanzien von mehreren Faktoren (z.B. Nierenfunktion, Patientenalter, Co-Medikation) abhängig ist.
Perioperatives Bridging sollen nur mehr in Hochrisikosituationen, wie etwa mechanischer Mitralklappe, mechanischer Aortenklappe mit zusätzlichem Risikofaktor, VHF + CHADS2≥ 5 etc. (siehe ÖGARI Empfehlung) durchgeführt werden. Grundsätzlich wird für NOAK kein Bridging empfohlen. Bridging für VKA wird mit LMWH in therapeutischer Dosis durchgeführt und 24h vor OP gestoppt (Ziel Anti-Xa-Aktivität bei LMWH Bridging und eingeschränkter Nierenfunktion: 0.5-1.0 IU/ml
Während bei elektiven Eingriffen abgewartet werden, bis die empfohlene Anzahl der Halbwertszeiten (in der Regel fünf) abgelaufen ist, steht bei Notfalleingriffen die Korrektur im Vordergrund. Im Fall einer Blutung unter OAK muss ebenfalls der Schweregrad beurteilt werden. Die Korrektur der Antikoagulation wird im Falle der VKA mit Prothrombinkomplexkonzenetrat (PPSB) abhängig vom INR durchgeführt. (Siehe ÖGARI Empfehlung Blutungsmanagement) Bei Apixaban und Rivaroxaban steht Andexanet Alfa als Antidot zur Verfügung, bei Dabigatran Idracizumab (CAVE Dosis 2 x 2.5 g (Versprecher im Podcast!!). Alternativ kann PPSB bei NOAK angewendet werden. Die Gabe von FFP eignet sich NICHT zur Korrektur!
Die postoperative Thromboseprophylaxe soll frühestmöglich - unter Berücksichtigung von Thrombose- UND Blutungsrisiko - durchgeführt werden. Die therapeutische Antikoagulation soll möglichst 24-72h nach OP wiederaufgenommen werden.
Wichtige Punchlines der Folge:
ÖGARI Empfehlung Bridging
ÖGARI Empfehlung Blutungsmanagement
Homepage AG Gerinnung
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In Anlehnung an die Idee der sogenannten damage control surgery - das chirurgische Herangehen an die Behandlung Schwerstverletzter - wurde aus dem primär militärischen Setting auch das Konzept der damage control resuscitation in die zivile Notfallmedizin übernommen. Restriktives Volumenmanagement, permissive Hypotension, Normothermie sowie frühe und aggressive hämostatische Therapie bilden die vier Säulen dieses Therapiekonzeptes. Anhand einiger wesentlichen Studien und Leitlinien befasst sich diese Episode mit diagnostischen und therapeutischen Aspekten der TIC: Was genau bedeutet permissive Hypotension im Individualfall? Welches hämostatisches Potential hat rekonstituiertes Vollblut? Gibt es Evidenz für das Mitführen und den präklinischen Einsatz von Blutprodukten bzw. Gerinnungsfaktorenkonzentraten?
Dies ist die zweite Folge in der wir mit Priv.-Doz. Dr. Schöchl über die Gerinnung beim Trauma sprechen. Wir empfehlen, sich zuerst die erste Folge zu diesem Thema anzuhören, da wir dort viel über die Pathophysiologie und den Hintergrund der Trauma-induzierten Koagulopathie sprechen.
S3 Leitlinie Polytrauma
European Trauma Guideline
Homepage AG Gerinnung
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Die trauma-induzierte Koagulopathie (trauma-induced coagulopathy, TIC) beschreibt einen multifaktoriell bedingten, abnormalen Gerinnungsprozess, der sich innerhalb weniger Minuten nach einem (schweren) Trauma und im Rahmen von massiven Blutungen entwickeln kann. Klassischerweise wurde die TIC anhand der „lethal triad“ (Azidose, Hypothermie und Koagulopathie) beschrieben. Es sind jedoch noch weitere Mechanismen an der Entstehung der TIC beteiligt – das Endothel mitsamt seiner Glykokalyx, das Protein-C System, Plättchen, Pro- und Antikoagulantien und das fibrinolytische System. Schock und Gewebeschaden sind die wichtigsten Treiber der TIC und aggravieren die Koagulopathie. Der Verbrauch und der gesteigerte Abbau des Fibrinogens bzw. des Fibrins (Hyperfibrinolyse) stellt einen weiteren, zentralen Pathomechanismus dar. Die exakten hämostaseologischen Veränderungen im Rahmen einer TIC sind interindividuell von Patient:in zu Patient:in unterschiedlich und können sich darüber hinaus auch im Verlauf des Traumas ändern, sodass von verschiedenen Phänotypen der TIC gesprochen wird. Klinisch lassen sich dementsprechend im Rahmen einer TIC biphasisch sowohl Blutungs- als auch thrombotische Ereignisse beobachten.
Übersichtspaper:
Moore EE, Moore HB, Kornblith LZ, Neal MD, Hoffman M, Mutch NJ, Schöchl H, Hunt BJ, Sauaia A. Trauma-induced coagulopathy. Nat Rev Dis Primers. 2021 Apr 29;7(1):30. doi: 10.1038/s41572-021-00264-3. Erratum in: Nat Rev Dis Primers. 2022 Apr 22;8(1):25. PMID: 33927200; PMCID: PMC9107773.
Zellbasiertes Modell:
Hoffman M, Monroe DM 3rd. A cell-based model of hemostasis. Thromb Haemost. 2001 Jun;85(6):958-65. PMID: 11434702. https://doi.org/10.1055/s-0037-1615947
Erwähnte Studien:
Bouzat, Pierre, et al. “Efficacy and Safety of Early Administration of 4-Factor Prothrombin Complex Concentrate in Patients With Trauma at Risk of Massive Transfusion: The PROCOAG Randomized Clinical Trial.” JAMA, vol. 329, no. 16, Apr. 2023, p. 1367, https://doi.org/10.1001/jama.2023.4080.
Dunbar, Nancy M., and Wayne L. Chandler. “TRANSFUSION PRACTICE: Thrombin Generation in Trauma Patients.” Transfusion, vol. 49, no. 12, 2009, pp. 2652–60, https://doi.org/10.1111/j.1537-2995.2009.02335.x.
Johansson, Pär I., et al. “A High Admission Syndecan-1 Level, A Marker of Endothelial Glycocalyx Degradation, Is Associated With Inflammation, Protein C Depletion, Fibrinolysis, and Increased Mortality in Trauma Patients.” Annals of Surgery, vol. 254, no. 2, 2011, pp. 194–200, https://doi.org/10.1097/SLA.0b013e318226113d.
Liras, Ioannis N., et al. “Prevalence and Impact of Admission Hyperfibrinolysis in Severely Injured Pediatric Trauma Patients.” Surgery, vol. 158, no. 3, 2015, pp. 812–18, https://doi.org/10.1016/j.surg.2015.05.004.
McQuilten, Zoe K., et al. “Fibrinogen Is an Independent Predictor of Mortality in Major Trauma Patients: A Five-Year Statewide Cohort Study.” Injury, vol. 48, no. 5, 2017, pp. 1074–81, https://doi.org/10.1016/j.injury.2016.11.021.
Moore, Ernest E., et al. “Trauma-Induced Coagulopathy.” Nature Reviews Disease Primers, vol. 7, no. 1, Apr. 2021, p. 30, https://doi.org/10.1038/s41572-021-00264-3.
Moore, Hunter B., et al. “Hyperfibrinolysis, Physiologic Fibrinolysis, and Fibrinolysis Shutdown: The Spectrum of Postinjury Fibrinolysis and Relevance to Antifibrinolytic Therapy.” Journal of Trauma and Acute Care Surgery, vol. 77, no. 6, 2014, pp. 811–17, https://doi.org/10.1097/TA.0000000000000341.
Moore, Hunter B, et al. “Plasma-First Resuscitation to Treat Haemorrhagic Shock during Emergency Ground Transportation in an Urban Area: A Randomised Trial.” The Lancet, vol. 392, no. 10144, 2018, pp. 283–91, https://doi.org/10.1016/S0140-6736(18)31553-8.
Pommer, Peter, et al. “Multiplate Platelet Function Testing upon Emergency Room Admission Fails to Provide Useful Information in Major Trauma Patients Not on Platelet Inhibitors.” Journal of Clinical Medicine, vol. 11, no. 9, May 2022, p. 2578, https://doi.org/10.3390/jcm11092578.
Roberts, I., et al. “The CRASH-2 Trial: A Randomised Controlled Trial and Economic Evaluation of the Effects of Tranexamic Acid on Death, Vascular Occlusive Events and Transfusion Requirement in Bleeding Trauma Patients.” Health Technol Assess, vol. 17, no. 10, 2013, https://doi.org/10.3310/hta17100.
Schöchl, H., et al. “Hyperfibrinolysis Is Common in Out-of-Hospital Cardiac Arrest.” Resuscitation, vol. 84, no. 4, 2013, pp. 454–59, https://doi.org/10.1016/j.resuscitation.2012.08.318.
Schöchl, Herbert, Thomas Frietsch, et al. “Hyperfibrinolysis After Major Trauma: Differential Diagnosis of Lysis Patterns and Prognostic Value of Thrombelastometry.” Journal of Trauma: Injury, Infection & Critical Care, vol. 67, no. 1, 2009, pp. 125–31, https://doi.org/10.1097/TA.0b013e31818b2483.
Schöchl, Herbert, Cristina Solomon, et al. “Thromboelastometry (TEM®) Findings in Disseminated Intravascular Coagulation in a Pig Model of Endotoxinemia.” Molecular Medicine, vol. 17, no. 3–4, 2011, pp. 266–72, https://doi.org/10.2119/molmed.2010.00159.
Sperry, Jason L., et al. “Prehospital Plasma during Air Medical Transport in Trauma Patients at Risk for Hemorrhagic Shock.” New England Journal of Medicine, vol. 379, no. 4, July 2018, pp. 315–26, https://doi.org/10.1056/NEJMoa1802345.
Verni, Christopher C., et al. “Platelet Dysfunction during Trauma Involves Diverse Signaling Pathways and an Inhibitory Activity in Patient-Derived Plasma.” Journal of Trauma and Acute Care Surgery, vol. 86, no. 2, 2019, pp. 250–59, https://doi.org/10.1097/TA.0000000000002140.
Wutzler, Sebastian, et al. “Risk Stratification in Trauma and Haemorrhagic Shock: Scoring Systems Derived from the TraumaRegister DGU®.” Injury, vol. 45, 2014, pp. S29–34, https://doi.org/10.1016/j.injury.2014.08.014.
Homepage AG Gerinnung
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Die Tranexamsäure (TXA) ist ein antifibrinolytisches Medikament, das in der Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin meist intravenös verabreicht wird. TXA bindet an Plasminogen und verhindert dadurch die Umwandlung in Plasmin und damit den Abbau von Fibrin. TXA wurde unter anderem in großen Studien aus dem Bereich Trauma (CRASH-2, CRASH-3, PATCH) und Geburtshilfe (WOMAN) untersucht. In CRASH-2 und WOMAN zeigte sich eine signifikant reduzierte Mortalität bei einer frühzeitigen Gabe von TXA (d.h. innerhalb von 3 h). Im POISE 3 Trial wurde die Verabreichung von Tranexamsäure auch bei elektiven nicht-kardiochirurgischen Operationen untersucht; hier verringerte TXA die Inzidenz von schweren Blutungen. Anders sieht es bei gastrointestinalen Blutungen aus: Im HALT-IT Trial konnte gezeigt werden, dass TXA nicht zu einer verringerten Mortalität führte, aber stattdessen mit einer erhöhten Thromboserate assoziiert war.
Punchlines:
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In dieser Folge besprechen wir gängige Medikamente, die im Rahmen einer klinisch relevanten Blutung therapeutisch eingesetzt werden können.
Calciumgluconat, Calciumchlorid:
Natriumbicarbonat 8.4%, TRIS-Puffer:
Tranexamsäure:
Fibrinogenkonzentrat:
Prothrombinkomplexkonzentrat (PPSB):
Faktor XIII Konzentrat:
Rekombinanter Faktor VIIa (rFVIIa):
Desmopressin:
WM = Wirkmechanismus; Ind = Indikation; Dos = Dosierung
*Anmerkung: bei Heparin-induzierter Thrombozytopenie (HIT) ausschließlich heparinfreies Präparat einsetzen!
Homepage AG Gerinnung
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