Share Die Letzte Filmkritik
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Zwischen neuen und alten Ruinen, Megalith im Libanon und Steinkreis im Garten, Gerölllawine am Berg und modernem Rohbau aus Maschinen, eröffnet Architecton uns ein emotionales Verständnis und weit umfassendes Bewusstsein für leblosen Beton im Kontrast zu natürlichem Stein. Mit seinen spektakulären, eindrucksvoll gefilmten Bildern von Natur und Bauwerken ist die kunstvolle Dokumentation ein Kino-Highlight des Jahres, das die große Leinwand auch wirklich verdient hat. Nur wenige nachdenklich stimmende Worte von Architekt und Designer Michele De Lucchi fügen Victor Kossakovskys Meisterwerk gerade genug verbalen Kontext hinzu, um unseren Gefühlen und Gedanken beim Betrachten vieler abstrakter Momente einen inhaltlichen Anker zu bieten.
Joaquin Phoenix und Lady Gaga singen und tanzen sich durch einen Joker-Film, der sich sogar noch weiter von zuvor bekannten Adaptionen der Comic-Figur weg bewegt, als schon der erste Teil. Daniel feiert die inhaltliche Kehrtwende von vielem, was Zuschauer im Vorgänger erkannt haben wollen und hat auch die Musical-Szenen durchaus genossen. Patrick hätte sich dagegen weniger von genau diesen Show-Sequenzen gewünscht - und hat auch sonst nicht so viel Gefallen an Folie à Deux gefunden.
Kate Winslet ist eine hervorragende Schauspielerin. Daniel wünschte nur, uns diesen Aspekt vor Augen zu führen, wäre etwas weniger der Fokus von Die Fotografin gewesen. Das allzu gewöhnliche Biopic über eine alles andere als gewöhnliche Frau hätte aus dem unglaublichen Leben und Werk von Lee Miller sehr viel mehr eindringliches auf die Leinwand transportieren müssen.
Geteilter Wahn oder reale Monster? Wobei es so oder so wahrer Horror wäre. Never Let Go lässt uns hochspannend darüber im Unklaren, ob eine finstere Macht nach zwei Kindern im Wald trachtet oder sich deren Mutter nur in einem Konstrukt von Hirngespinsten verstrickt hat. Die Ungeheuer sind Klasse, die Eskalationsstufen der clever geschriebenen Handlung ebenso. Nur mit dem Finale hat Regisseur Alexandre Aja seinem ansonsten wirklich stimmungsvoll gelungenen Gruselfilm (mal wieder) selbst ein Bein gestellt.
Dass Patrick und Daniel das Drama Memory schon kurz nach Sichtung beinahe vergessen hätten, passt zur Demenz einer der Hauptfiguren im Film. Regisseur und Drehbuchautor Michel Franco hat zwar jede Menge Indie-Festival-Darling-Klischees angehäuft, das Ganze dann aber viel zu inkonsequent erzählt und arg beliebig auf Nummer sicher gefilmt.
Ist Megalopolis episches Theater als Film oder doch nur Kuddelmuddel ohne schlüssiges Ende? Irgendwo dazwischen schaffen es Patrick und Daniel tatsächlich irgendwann, sich auf grundsätzliches zu einigen. Obwohl sie Francis Ford Coppolas Vision einer Utopie, an deren Verfilmung er 47 Jahre lang überlegt und gearbeitet haben soll, durchaus unterschiedlich empfunden haben. Eine Diskussion über Motive, Erzählweise und Aussagen von Megalopolis. Mitsamt Warnung vor der schlechten deutschen Synchronisation!
Nach Disneys Vorbild bringen auch HBO und Warner Bros. jetzt nacheinander ein paar Spin-Off-Serien zu ihren beliebtesten Kinofilmen heraus. Bei uns erscheinen sie wie gewohnt bei Sky. The Penguin ist als Ableger von Matt Reeves' The Batman würdig produziert, gut geschrieben und Colin Farrell als Gotham-Ganove im Mittelpunkt wieder sehenswert. Hätte es die Miniserie nicht gegeben, würden wir sie aber wohl kaum groß vermissen.
Ezra: Eine Familiengeschichte beginnt mit der Prämisse eines Vaters, der nicht richtig versteht, mit seinem autistischen Sohn umzugehen. Wird am Ende aber leider selbst zu einem Film, der nicht richtig verstanden hat, wie Filme sinnvoll mit autistischen Charakteren umgehen sollten. Dass der Plot außerdem so wirkt, als haben alle Beteiligten nur US-Talkmaster Jimmy Kimmel imponieren wollen, ist auch (k)ein starkes Stück.
Wer auf Splatter und Body-Horror steht, erlebt mit The Substance wohl nur dafür schon sein Highlight des Kinojahres. Warum die inhaltliche Substanz dahinter für Daniel aber ironischerweise viel zu kurz gedacht ist, er aus dem Cannes-Gewinner-Drehbuch von Regisseurin und Autorin Coralie Fargeat allerhöchstens sinnvolles ableiten kann, was andere Rezipienten wiederum kaum beachtet haben, hört ihr in dieser OverExposition-Folge von Die Letzte Filmkritik.
Treasure: Familie ist ein fremdes Land ist so ein Film, der kann gut bei Kaffee und Kuchen nebenher im Fernsehen laufen - hat inhaltlich jedoch eigentlich so einen ernsten wahren Hintergrund, dass zumindest ein paar Stücke Zucker und ein halber Liter Milch weniger in der Tasse sehr angebracht gewesen wären. Zumal die biografische Romanvorlage offensichtlich viele Facetten mehr zu bieten gehabt hätte, als nur Stoff für einen ganz netten, oberflächlich vor sich hin tröpfelnden Vater-Tochter-Roadtrip.
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