Im Juni 1945, nur wenige Wochen nach der Kapitulation der Wehrmacht, reist der polnisch-britische Trotzkist Isaac Deutscher für eine mehrmonatige Reportagereise ins zerstörte und besetzte Deutschland. Das Land, das gerade erst seinen Vater in Auschwitz vergast hat und das auch ihn als Juden ermordet hätte, würde er 1939 auch nur ein paar Monate länger in seiner polnischen Heimat geblieben sein. Aber Deutscher empfindet trotzdem keinen Hass gegen die deutsche Bevölkerung - als konsequenter internationalistischer Marxist sieht er das dritte Reich nicht als Werk "der Deutschen", sondern als Diktatur der deutschen herrschenden Klasse auch und gerade über die eigene ArbeiterInnenklasse. Die nun befreit ist, aber wenig revolutionären Elan und kaum etwas wie Aufbruchstimmung zeigt. Deutschers Analyse dieser noch unmittelbar unter dem Schock von Krieg, Niederlage und Besatzung stehenden deutschen Nachkriegsgesellschaft und der Versäumnisse der alliierten Besatzungspolitik gehört zu den fesselndsten Dokumenten über Deutschland in der "Stunde Null".