Das seit rund einem Dreivierteljahr andauernde Grauen in Gaza ist in der westlichen Öffentlichkeit inzwischen stark in den Hintergrund getreten. Gegen dieses Vergessen möchte ich auf einen Artikel hinweisen, den der israelische Journalist Oren Ziv auf Grundlage von Interviews mit sechs in Gaza eingesetzten israelischen Soldaten schrieb. Das Bild, das diese Interviews zeichnen, ist ein apokalyptisches: Willkürliche Ermordung palästinensischer ZivilistInnen scheint in so ziemlich allen Einheiten straffreie und akzeptierte tägliche Normalität zu sein, und das Ausmaß der begangenen Kriegsverbrechen scheint so enorm, dass darunter selbst die Disziplin der Armee leidet, die sich teilweise in auf eigene Faust mordende und plündernde Soldateska aufzulösen droht und aufgrund der Praxis, auf alles zu schießen, was sich bewegt, dutzendfach auch eigene SoldatInnen durch friendly fire umbringt. Die umkämpften Bereiche Gazas sind ein völlig rechtsfreier Raum geworden, neben dessen Grauen alles verblasst, was man aus dem Ukrainekrieg kennt.