Mitschnitt einer Podiumsdiskussion in der Reihe "Linke Metropolenpolitik" im Januar 2020
Die Beiträge sind zum Teil in Englisch
Mit:
Ricardo Fuertes (Praktiker aus der Drogenhilfe Lissabon)
Astrid Leicht (Fixpunkt e. V.)
Heike Drees (Referat Suchthilfe, HIV/Aids, Gesundheit beim Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin)
Niklas Schrader (Drogenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus)
Die Berichterstattung über eine neue "Kokainepidemie" und "Kokstaxis", die größere Sichtbarkeit von Heroinkonsum im öffentlichen Raum oder der mediale Dauerbrenner "Görli" haben den staatlichen Umgang mit Drogen (mal wieder) ins öffentliche Bewusstsein gebracht. Anders als bei den vielen Diskussionen der Jahre zuvor werden diesmal aber Stimmen, die Drogengebrauch und -sucht als gesundheitspolitisches Thema und nicht als Kriminalitätsfeld sehen, hörbarer. Sogar aus der Polizei gibt es Stimmen, die Kleinstmengen von sogenannten "harten Drogen" nicht mehr strafrechtlich verfolgen wollen.
Es tut sich aber nicht nur diskursiv etwas: Das Berliner "Drug Checking"-Programm ist angelaufen, Abschaffung der Null-Toleranz-Zone im Görli, es gibt neue Programme, um die gesundheitlichen Schäden von Drogen durch Aufklärungsarbeit zu minimieren. Zudem sind neue Druckräume entstanden und sollen entstehen. Ein Antrag für ein Modellprojekt zu Cannabis ist eingereicht worden. Ein Projekt zur Anwendung von Naloxon zur Verhinderung von Drogentoten soll auf den Weg gebracht werden.
Wenn über einen anderen Umgang mit Drogen geredet wird, fällt oft das Beispiel Portugal. Hier ist seit 2001 ein Drogen-User kein Fall mehr für die Polizei. Der Besitz von geringen Mengen ist keine Straftat mehr, sondern nur noch eine Ordnungswidrigkeit. Besitz und Konsum von zehn Tagesrationen gilt als "okay" und wird strafrechtlich nicht mehr verfolgt. Die Rationen sind zudem üppig berechnet. Ergebnis des Wandels der portugiesischen Drogenpolitik ist ein Rückgang der Abhängigkeit.