Mehr Klassikerinnen! Der diesjährige Vorlesetag präsentiert weibliche Prosa um und nach 1900. Die 16 Kurzgeschichten schreibender Frauen entstammen der Sammlung «Prosaische Passionen». Sie zeigen: Die literarische Moderne war ganz entschieden weiblich.
In der ersten Stunde des Vorlesetags «Prosaische Passionen» widmen wir uns vier frühen Autorinnen aus aller Welt: Sie lebten in den USA, in Spanien, Holland, Belgien und dem damaligen Britisch-Indien. Was ihre Texte verbindet, ist die Schilderung der immensen gesellschaftlichen Hürden, mit denen sich Frauen um 1900 konfrontiert sahen.
Die Autorinnen dieser vier Texte waren mutige, moderne Frauen. Das Werk von Kate Chopin geriet für viele Jahrzehnte in Vergessenheit, bevor es 1969 wiederentdeckt wurde. «Die Geschichte einer Stunde» erzählt von der Verzweiflung einer Ehefrau und davon, wie ein vermeintlicher Tod zum anderen führt.
Emilia Padro Bazán trennte sich von ihrem Mann, als dieser ihr das Schreiben verbieten wollte. «Die Feministin» ist eine tragisch-komische Anekdote über leisen Widerstand.
Nel Doff stammt aus einem armen, gewalttätigen Milieu. Genau wie die Protagonistin ihrer Geschichte hat auch sie sich prostituiert.
Und Rokeya Sakhawat Hossain wurde mit «Sultanas Traum» berühmt – der ersten feministischen Utopie der Weltliteratur.
Bei dieser Episode handelt es sich um den Mitschnitt des Vorlesetags samt Rahmenprogramm auf SRF2Kultur am 02.Januar 2024.
Kate Chopin (1850-1904): «Die Geschichte einer Stunde» gelesen von Doris Wolters
Emilia Padro Bazán (1851-1921): «Die Feministin» gelesen von Marie Löcker
Nel Doff (1858-1942): «Prostituiert» gelesen von Doris Wolters
Rokeya Sakhawat Hossain (1880-1932): «Sultanas Traum» gelesen von Doris Wolters
«Prosaische Passionen», Die weibliche Moderne in 101 Short Stories
von Sandra Kegel (Hg.), Manesse 2022
Redaktion: Michael Luisier
Musikauswahl: Cécile Olshausen
Moderation: Eva Oertle
Redaktionelle Mitarbeit: Lea Dora Illmer
Produktion: SRF 2024