In dieser Folge unterhalten wir uns über allerlei Detailwissen zu verschiedenen Schriftarten, werfen mit schlecht vorbereiteten Beispielen um uns und haben starke Meinungen zu verschiedenen Dingen. Um Textdarstellung geht es dabei nebenbei auch.
Shownotes
Nachbemerkungen zum letzten Mal: bidirektionaler Text
Mischung aus LTR-Schrift (left to right) und RTL-Schrift (right to left), z.B. hebräische oder arabische Zitate in lateinischer Schriftin der Zeichenkette entsprechend der logischen Reihenfolgein der Darstellung: Zeichen können (aber müssen nicht) eine präferierte Schreibrichtung haben, explizite Umschaltung der Schreibrichtung mit Steuerzeichen möglich"Zeichen": wird im Bereich von Unicode kaum verwendet, da nicht klar definiertGraphem: die kleinste bedeutungsunterscheidende (aber nicht bedeutungstragende) Einheit eines Schriftsystems (z.B. lateinische Schrift: Buchstaben, Ziffern, Sonderzeichen, Leerzeichen); in Unicode ungefähr gleichsetzbar mit einem Codepunkt (abgesehen von Steuerzeichen)Glyphe: die grafische Darstellung eines GraphemsSchriftart/Font: ein vollständiger Satz von GlyphenUnterschiede zwischen Schriftarten
Serifenschriften vs. serifenlose, insb. GroteskschriftenProportionalschriften vs. Monospace-SchriftenSpezialanwendungen: OCR-A, FE-Schrift, Schriften zur Unterstützung von Analphabeten (unter den bekannten Schriften insbesondere Comic Sans)Beispiel aus Asien: Ming vs. Gothic vs. KalligrafieSegmentierung in Wörter, Zeilen, Absätze, evtl. Seitenabhängig von den Regeln der verwendeten Schriftsysteme, siehe z.B. UAX 14: Unicode Line Breaking Algorithmabhängig von der Schreibrichtung, interessant insbesondere bei bidirektionalem TextUnicode beschreibt fast ausschließlich zeilenweises Layout mit LTR oder RTLim Japanischen ist auch spaltenweises Layout mit TTB (top to bottom) gängig, siehe UTR 50: Unicode Vertical Text LayoutRuby: Ausspracheannotationen an CJK-Schriftzeichen, außerhalb der eigentlichen Textzeile (in LTR darüber, in TTB rechts daneben)kaum ein Font deckt alle Grapheme ab -> im Allgemeinen Auswahl verschiedener Fonts je nach Schriftsystem notwendig (Font Stack)in europäischen Texten früher kaum relevant, heute wichtig wegen separater Emoji-FontsSchriftgröße früher wichtig, da manche Fonts nur als Bitmaps in festen Größen vorlagen; heute durch Vektorschriftarten kein Problem mehrSchriftwahl beeinflusst Phase 1: verschiedene Schriften laufen unterschiedlich weit und ergeben somit andere Zeilenumbruchspunkteeinfacher Fall: eine Glyphe für ein Graphemallgemeiner Fall: Bildung von Graphem-Clusternz.B. Ligaturen: "f" + "l" = "fl"z.B. kombinierende diakritische Zeichen: "a" + "◌́" = "á"z.B. Emoji-Hautfarben: "👨" + Fitzpatrick Modifier 1-2 = "👨🏻"z.B. Emoji-Flaggen: "🇩" + "🇪" = "🇩🇪"z.B. Fonts mit kreativer Verwendung von Ligaturen: Sans Bullshit Sans, Fira Codeanspruchsvollster Fall: Complex text layout, sprich: Anpassung von Glyphen an ihre Nachbarglyphenv.a. im Arabischen und in indischen Schriften, aber auch z.B. in handschriftartigen Fontsauch Glyphenwahl beeinflusst Phase 1, aus demselben Grund wie obenGlyphen aus Vektorschriftarten werden in den gewünschten Schriftgrößen gerendert und vorgehaltendann "einfach" Zusammensetzen der Glyphen zu einem Gesamtbild unter Anwendung der gewünschten TextfarbeAusnahme: Emoji-Glyphen folgen meist nicht der SchriftfarbeQuelle: Spezifikationen und Reports des Unicode Consortium
Hörempfehlung: CRE080 Geschichte der Typografie