Wie durch ein Wunder ist das Stromnetz immer ausgepegelt. Aber hinter dem Wunder steckt ein komplizierter Mechanismus aus Markt und Physik.
Kosmische Kräfte streben nach Gleichgewicht. In kommunizierenden Röhren ist der Wasserstand immer gleich hoch. Beim Ying und Yang ergänzen sich „Gut“ und „Böse“ zu einem harmonischen Saldo, der irgendwie ganz okay ist. Und die arg strapazierte „Work-Life-Balance“ sagt aus, dass Arbeit allein nicht glücklich macht. Nur Freizeit allerdings auch nicht.
Allerdings muss man diesen Gesetzen manchmal auf die Sprünge helfen. Das ist zum Beispiel beim Stromnetz der Fall, bei dem Strom-Angebot und Strom-Nachfrage immer schön auf der Frequenz 50 Hertz ausbalanciert sein müssen, sonst droht ein Stromausfall. Doch wie stellt man dieses Gleichgewicht eigentlich her?
Zwischen dem Handel mit Strom und anderen Produkten wie zum Beispiel Tomaten gibt es einen entscheidenden Unterschied. Ist im Supermarkt die Auslage leer, dann hat man eben Pech gehabt. Man geht dann woanders einkaufen oder wartet auf den nächsten Tag. Und umgekehrt: wenn die Tomatenauslage bei Geschäftsschluss immer noch gefüllt ist, dann wandern die Tomaten eben ins Kühllager und werden am nächsten Tag verkauft.
Beim Strom geht das nicht. Strom ist ein Produkt, das man nicht lagern kann. Es muss zu jeder Sekunde genauso viel Strom erzeugt werden wie verbraucht wird. In ganz Europa, weil alle Länder miteinander vernetzt sind. Und die Übertragungsnetzbetreiber achten darauf, dass das Saldo stimmt. Gradmesser dafür ist die Frequenz 50Hertz.
Wie das genau funktioniert, dieses Austarieren von Angebot und Nachfrage, das bespreche ich in dieser Folge mit meinen Kollegen Vivien Bensch und Christian Linnemann. Die eine ist Expertin für das sogenannte Bilanzkreismanagement, der andere Experte für Regelenergie bei 50Hertz.
Für das Ausgleichen der Strommengen ist in erster Linie der Markt selbst verantwortlich. Jeder Stromzähler ist einem sogenannten Bilanzkreis zugeordnet. Jeder Bilanzkreis hat einen Bilanzkreisverantwortlichen. Und jeder Bilanzkreisverantwortliche muss einen Vertrag mit dem für ihn zuständigen Übertragungsnetzbetreiber abschließen.
Darin verpflichtet er sich, die Menge Strom, die er dem System entnimmt, durch Kauf oder Produktion auszugleichen. Diese Bilanz wird rund um die Uhr im 15-Minuten-Takt fortgeführt. Ist die eigene Bilanz nicht ausgeglichen, müssen sogenannte Ausgleichsenergiezahlungen geleistet werden. Ergibt sich aus dem Saldo aller Bilanzkreise ein Plus oder Minus, also ein Zu-viel oder Zu-wenig Strom im Netz, setzt permanent eine Kaskade physikalischer Maßnahmen ein, die sogenannte Regelleistung.
Was vorher nur als rechnerische Bilanz existierte, wird nun innerhalb von Millisekunden bis Minuten zu echtem Strom. Regelleistung ist also der physikalische Stromausgleich. Ausgleichsenergie ist die kaufmännische Abrechnung.
Mehr Informationen:
https://www.regelleistung.net/de-de/Grundlagen
https://www.50hertz.com/Vertragspartner/Bilanzkreiskunden
Impressum:
Der Podcast „Strom zum Anfassen“ ist eine Produktion von Klangkantine Studios im Auftrag von 50Hertz.
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