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Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck will Kanzler werden und ist seit kurzem wieder bei X. Er wolle diesen Ort nicht den „Schreihälsen und Populisten“ überlassen, schrieb er vergangene Woche als Begründung für seine Rückkehr. Doch kann eine Plattform wie X, gerade in Hinblick auf den anstehenden Wahlkampf in Deutschland, wieder zu einem Ort des gesitteten politischen Diskurses werden, wenn die zurückkehren, die sich für die Anständigen halten?
Ingo Dachwitz, Redakteur bei netzpolitik.org, findet diese Position „naiv“. Er ist diese Woche zu Gast bei Holger Klein im Übermedien-Podcast und sagt, Habeck ignoriere, „dass die Algorithmen der Plattformen genau die Inhalte belohnen, denen er widersprechen möchte: die lauten, die lügenden, die spaltenden.“ Man habe im US-Wahlkampf wieder gesehen, „dass es eine ganz schlechte Idee ist, die Foren, in denen wir unsere politischen Debatten abhalten, der Willkür von Konzernen zu überlassen“.
Wie sehr könnte X-Eigner Elon Musk auch im deutschen Wahlkampf mitmischen? Welchen Einfluss haben die großen Plattformen und Desinformation überhaupt? Inwiefern unterscheidet sich die politische Öffentlichkeit in USA von der in Deutschland? Und wie müssten Plattformen konzipiert sein, auf denen Wut und Hass nicht mit Reichweite belohnt werden?
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Der Anfang vom Ende der Ampel-Koalition war ein Papier von Bundesfinanzminister Christian Lindner, das am Freitag vergangener Woche irgendwie seinen Weg in die Medien fand. Das Ende vom Ende war die Entlassung Lindners durch Bundeskanzler Olaf Scholz fünf Tage später.
Die Deutschlandfunk-Journalistin Ann-Kathrin Büüsker hat das Drama aus der Nähe miterlebt. Sie sagt, es sei „total unglaubwürdig“ zu behaupten, das Papier, in dem Lindner Teile des Koalitionsvertrages aufkündigt habe, sei nicht für die Öffentlichkeit geschrieben worden. „In so einer politisch brisanten Situation so ein politisch brisantes Papier, das ist ein klassisches Lauffeuer.“ Nachdem der „Stern“ als erster darüber berichtet habe, „konnte man gar nicht so schnell gucken, wie dieses Papier plötzlich überall war.“ Plötzlich hätten sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen über verschiedene Passagen darin ausgetauscht und gewundert. „Das Regierungsviertel hat 18 Seiten durchgeackert.“
Sie schildert, wie in den vergangenen Jahren Politik gemacht wurde durch Kommunikation mit Medien im Hintergrund. „Wir hatten das in dieser Bundesregierung häufig, dass nach gemeinsamen Entschiedungen, wenn man sich auf irgendein Gesetzesvorhaben verständigt hat, dann ganz schnell Unter-Zwei-Papiere verschickt wurden - das heiß: zur Verwendung, aber nicht sagen, von wem Sie es haben.“ Die verschiedenen Ministerien hätten dann „Einordnungen“ der Entscheidungen verschickt - „oder wie ich sagen würde: ein Spin, der da gesetzt wird.“
Die Art, wie Medien berichteten, habe dann wiederum die Entscheidungsprozesse innerhalb der Regierung beeinflusst - das merke man auch in der aktuellen aufgelösten Regierungssituation wieder deutlich. „Da ist die Presse tatsächlich ein ganz entscheidender Akteur.“
Im Gespräch mit Holger Klein erzählt Ann-Kathrin Büüsker, wie gut die FDP darin gewesen ist, Spins zu setzen, warum Medien eigentlich seit Beginn der Koalition ihr Ende herbeigeschrieben haben und wie sie es schafft, Distanz zu Politikern zu wahren, mit denen sie jeden Tag zu tun hat.
Die US-Präsidentschaftswahl am kommenden Dienstag ist für den Journalisten Christian Fahrenbach schon die fünfte, über die er aus den USA berichtet. Die klassischen Medien dort haben aus seiner Sicht wenig aus den vergangenen Wahlkämpfen gelernt: Bis heute seien sie unfähig, mit der Dreistigkeit und Schamlosigkeit von Ex-Präsident Donald Trump umzugehen. "Die Lügen gehen ins Tausendfache", sagt Fahrenbach.
Kamala Harris wiederum fährt seiner Meinung nach eine kluge Medienstrategie, indem sie unter anderem in Podcasts geht. Mit Interviews in den klassischen demokratischen Medien, deren Leserschaft sie ohnehin überwiegend wähle, gebe es für sie wenig zu gewinnen. Und natürlich nutzen die Teams von Trump und Harris massiv soziale Medien.
Welche Rolle spielen Journalistinnen und Journalisten im US-Wahlkampf überhaupt noch? Was hätten die Zeitungs- und Fernsehredaktionen in den USA besser machen können? Und wie viel Einfluss hat X-Besitzer Elon Musk auf das Wahlergebnis? Darüber spricht Fahrenbach im Gespräch mit Holger Klein in der neuen Folge von "Holger ruft an …" - und verrät auch, warum der rechte Sender Fox News eine Live-Cam an der Grenze zu Mexiko installiert hat.
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2017 entwickelte sich #MeToo im Zuge der Vorwürfe zahlreicher Frauen gegen den Filmproduzenten Harvey Weinstein zur globalen Bewegung. Seitdem wurden auch in Deutschland viele Fälle von Machtmissbrauch öffentlich, unter anderem durch Recherchen von Medien wie dem „Spiegel“ und der „Süddeutschen Zeitung“.
Die Journalistin Juliane Löffler, die zu den Vorwürfen gegen Ex-„Bild“-Chef Julian Reichelt, Rammstein-Sänger Till Lindemann und anderen Fällen recherchiert hat, hat nun ein Buch geschrieben, in der sie der Frage nachgeht, was #MeToo in Deutschland verändert hat. Darüber spricht sie diese Woche mit Holger Klein. Im Übermedien-Podcast geht es auch um die Schwierigkeiten ihrer Arbeit. Löffler:
„Ich finde den Kontakt mit den Quellen bei diesen Recherchen mit die größte Herausforderung, weil es vielfach darum geht, dass diese Personen erstmal ihre Angst überwinden müssen und auch für sich selber ausloten müssen: Wie resilient bin ich, wie viel Öffentlichkeit kann ich aushalten?“
Auch wenn #MeToo-Recherchen von den Rechtsabteilungen der Medienhäuser geprüft werden, sind juristische Auseinandersetzungen nach Veröffentlichungen fast schon Standard. Immer wieder müssen Medien Texte ändern, Passagen streichen. Wie geht man damit um und warum kann man das nicht verhindern? Wie viele von den Hinweisen, die Löffler erhält, kommen an die Öffentlichkeit? Ist es eigentlich eine gute Idee, alles – von der Vergewaltigung bis zur unangemessenen Bemerkung – als #MeToo-Fall zu labeln? Und wie geht man als Journalistin damit um, immer wieder mit diesen schweren Themen konfrontiert zu sein? Darüber sprechen Holger Klein und Juliane Löffler in der neuen Folge „Holger ruft an…“.
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Der Fall sorgt weltweit für Aufsehen: Ein Mann soll seine Frau über Jahre betäubt und anderen Männern zur Vergewaltigung zugänglich gemacht haben. Wie ist es, über einen Fall dieses Ausmaßes zu berichten? Gibt es Grenzen? Und was für eine Debatte hat die breite Berichterstattung ausgelöst? Darüber spricht Holger Klein mit der Reporterin Annika Joeres. Sie sagt, so hart es auch sei, das alles detailliert zu verfolgen, habe sie "trotzdem in jedem Moment das Gefühl, dass es wichtig ist, diesen Prozess zu begleiten". Allerdings gibt es auch für sie Grenzen, mediale wie persönliche.
(Triggerwarnung: Im Podcast geht es auch um die explizite Darstellung sexueller Gewalt.)
Annika Joeres ist freie Journalistin und Buch-Autorin. Sie berichtet für die "Zeit" und andere große deutsche Medien über Leben und Politik in Frankreich, wo sie seit vielen Jahren lebt. Sie gehört außerdem zum Team der gemeinnützigen Investigativ-Redaktion „Correctiv“, wo sie als Klima-Reporterin tätig ist. Früher war Joeres unter anderem stellvertretende Redaktionsleiterin der "taz NRW".
Seit Jahrzehnten erforscht der Politik- und Kommunikationswissenschaftler Kai Hafez die Berichterstattung über den Nahen Osten. "Immer wenn Israel in einem gewaltsamen Konflikt ist, tendieren deutsche Medien dazu, stärker auf der israelischen Seite zu stehen", kritisiert er. Er beobachtet in der journalistischen Kultur einen Reflex, Israel gerade in Krisenzeiten zu schützen. Die palästinensische und arabische Seite würde grundsätzlich zu schlecht dargestellt.
Hafez findet, dass internationale Medien oft bessere Kriegsberichterstattung anbieten. Jeder Staat und jede paramilitärische Organisation führe Propagandakämpfe. Für den Journalismus bedeute das: "Die Wahrheit liegt nicht in der Mitte zwischen Propaganda und Gegenpropaganda, sondern sie liegt ganz woanders."
Welche Themen fehlen in der Berichterstattung über Israel? Was müsste sich in deutschen Redaktionen ändern, damit die Berichterstattung ausgewogener wird? Und was haben die Hierarchien in Verlagen und Sendern damit zu tun? Das erklärt der Erfurter Medienwissenschaftler in der neuen Folge von "Holger ruft an…".
Hätten Sie gewusst, dass die SPD Eigentumsanteile an großen Medienunternehmen wie der Madsack-Gruppe hat? Oder haben Sie schon mal den Namen Dirk Ströer gehört? Vielleicht nicht. Aber Sie haben sicher schon einmal einen Artikel bei „t-online“ gelesen, dem Portal, an dem Dirk Ströer 20 Prozent der Anteile besitzt.
Zu wissen, wem Medien gehören, ist wichtig. Denn ihre Eigentümer können theoretisch Einfluss nehmen. Einen Überblick über die Strukturen des deutschen Medienmarkts liefert der neue „Media Ownership Monitor“. Ein Team des Magazins „Medieninsider“ ist in Kooperation mit der gemeinnützigen Organisation „Global Media Registry“ der Frage nachgegangen: Wem gehören die Medien in Deutschland? Seit vergangener Woche ist die Seite online.
Wie kam das Team an Informationen? Welche Medienunternehmer haben sie sich genauer angeschaut? Welche Überraschungen gab es? Und ist es um die Medienpluralität in Deutschland bestellt? Holger Klein und Projektleiter Matthias Bannert sprechen darüber in der neuen Folge „Holger ruft an …“
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Der Comedian Luke Mockridge hat in einem Podcast abwertende Witze über Sportler mit Behinderung gemacht und erntet dafür seit einigen Tagen sehr viel Kritik. Sat.1 hat eine geplante Sendung mit ihm abgesagt.
Doch sollte man dem ganzen Thema überhaupt so viel Aufmerksamkeit schenken, wie Medien es gerade tun? Hat Mockridge damit nicht erreicht, was er wollte? Der Journalist und Comedy-Experte Bernhard Hiergeist kommt im Übermedien-Podcast zu dem Schluss: Wie man’s macht, macht man's falsch. „Wenn man nicht drüber berichtet, setzt eine Normalisierung von solchen Äußerungen ein. Wenn man darüber berichtet, setzt auch eine Normalisierung ein“, sagt er.
Als jemand, der sich mit Comedians und ihren Ausfälligkeiten intensiv beschäftigt, war der neue Skandal um Luke Mockridge für Hiergeist keine Überraschung. Reaktionäre Comedy, die nach unten tritt, gebe es schon immer, sagt er. Und er habe den Eindruck, dass das in den vergangenen Jahren zugenommen habe.
Was würde er sich von Comedians wünschen? Warum machen richtig gute Witze so viel Arbeit? Was verrät der Blick in die Comedy-Szene der USA? Und was macht eigentlich ein Comedy-Journalist den ganzen Tag lang? Darüber sprechen Holger Klein und Bernhard Hiergeist in der neuen Folge „Holger ruft an…“.
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"Das Ergebnis hat mich betroffen gemacht", sagt Martin Debes in dieser Folge von "Holger ruft an …" über die Landtagswahl in Thüringen vom vergangenen Wochenende. Der Grund: Die AfD ist dort mit 32,8 Prozent der Stimmen zur stärksten Fraktion geworden, verfügt damit über das Vorschlagsrecht für den Landtagspräsidenten und die sogenannte Sperrminorität. Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) holte aus dem Stand fast 16 Prozent. Der "Stern"-Journalist ist allerdings der Meinung, dass der Journalismus zur aktuellen politischen Situation in seinem Heimat-Bundesland auch einen Teil beigetragen hat: "Die Stärke des BSW lässt sich ohne die Medien nicht erklären, die Stärke der AfD vielleicht auch nicht."
Tatsächlich treibt Medien schon lange die Frage um, wie über die rechtspopulistische AfD angemessen berichtet werden kann. Auf der einen Seite steht der Anspruch, objektiv und unvoreingenommen zu berichten, auf der anderen der Wunsch, demokratiefeindlichen Positionen keine Plattform zu bieten. Debes mahnt die Branche zwar zur Selbstkritik, hält aber nicht viel von Positionen, die bestimmte politische Akteure aus dem medialen Diskurs ausschließen wollen: "Wir sollten über die AfD kritisch berichten, aber sie auch ernst nehmen, als eine Partei, die nun mal gewählt wird." Aber was, wenn politische Akteure die Medien selbst zum Feindbild erklären? Darüber spricht Martin Debes mit Podcast Holger Klein in dieser Woche.
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Am vergangenen Wochenende wurde in Paris Pawel Durow, der Chef der Messenger-Dienstes Telegram, festgenommen. Mittlerweile ist er wieder frei – allerdings gegen Kaution. Die französischen Behörden werfen Durow unter anderem Beihilfe zu kriminellen Aktivitäten auf seiner Plattform und mangelnde Kooperation vor. Denn Telegram wird nicht nur für Alltagskommunikation genutzt, sondern auch für kriminelle Geschäfte wie Drogenhandel. Große, öffentliche Kanäle verbreiten dort Verschwörungsmythen, Fake News und Hassrede. Und der Betreiber geht kaum dagegen vor. Durow wird deshalb mitverantwortlich gemacht, gegen ihn läuft ein Ermittlungsverfahren.
Ist das nun der große Schlag gegen die übermächtigen Plattformen und die Tech-Milliardäre? Darüber spricht Holger Klein diese Woche im Übermedien-Podcast mit Anna Biselli. Die Chefredakteurin von netzpolitik.org sieht die Festnahme Durows und die Reaktionen darauf eher kritisch. Sie spricht von „Signalaktionismus“. Außerdem nutze Russland den Fall nun, „um sich zum Verteidiger von Presse- und Meinungsfreiheit aufzuschwingen“.
Welche Bedeutung hat Telegram eigentlich – hier in Europa, aber auch in autoritären Staaten? Welchen Kollateralschaden sieht Biselli nach Durows Festnahme für andere verschlüsselte Dienste? Und welche Möglichkeiten gibt es eigentlich, um gegen die Plattform und auf ihr geteilte Inhalte vorzugehen?
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