Edition Zukunft

Wie die Klimakrise die Trockenheit in Österreich verschärft


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Wasserexperte Roman Neunteufel spricht im Podcast über die Zukunft der Wasserversorgung

"Wenn Sie mich vor einem Monat gefragt hätten, dann hätte ich gesagt: ziemlich", sagt Wasserexperte Roman Neunteufel auf die Frage, wie schlimm der Wassermangel Österreich trifft. Denn erst die Regenfälle Mitte April setzten einer langen Trockenperiode ein Ende.

Diese traf vor allem den Osten Österreichs. Dort gab es laut Daten von Geosphere Austria (ehemals ZAMG) um bis zu 85 Prozent weniger Niederschlag als im vieljährigen Durchschnitt. Gleichzeitig war es im Westen relativ feucht – mit bis zu 80 Prozent mehr Niederschlag.

Dass es im Flachland im Osten weniger regnet als in den Alpen, ist grundsätzlich ganz normal, sagt Neunteufel, der an der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) lehrt, im STANDARD-Podcast Edition Zukunft Klimafragen. Doch in Zukunft könnte sich die Wasserknappheit in Ostösterreich, wo besonders viele Menschen und damit Wasserverbraucher leben, aufgrund des Klimawandels verschärfen.

Laut Prognosen bleiben die Niederschlagsmengen in Österreich in den kommenden Jahrzehnten zwar stabil und könnten sogar leicht steigen, vor allem im Winter. Für die Stromversorgung könnte das sogar ein Vorteil sein: Denn wenn Flüsse im Winter mehr Wasser führen, können Wasserkraftwerke den Strom aus Photovoltaik kompensieren, der im Winter weniger produziert wird.

Ein Gewinner der Klimakrise ist Österreich aber dennoch nicht, denn die Niederschläge treten in Zukunft zunehmend als Starkregen auf, was besonders im Sommer zu Überflutungen führen kann. "Das nutzt weder dem Grundwasser noch der Wasserkraft", sagt Neunteufel. Denn der Boden kann die großen Wassermengen nicht speichern, Kraftwerke den Wasserschwall nicht zur Energieerzeugung nutzen.

Andere europäische Staaten erleben bereits jetzt extreme Trockenheit. In Südspanien purzelten mit Temperaturen bis zu 37 Grad Hitzerekorde, bei einzelnen Obst- und Gemüsesorten befürchten Landwirte schon jetzt einen Ernteausfall von bis zu 40 Prozent.

In Frankreich mussten tausende Menschen vor dem Rathaus für Wasserflaschen anstehen, nachdem das Leitungswasser in einigen Gemeinden wegen der Winterdürre untrinkbar geworden war. Ein neuer Wasserplan von Staatspräsident Emmanuel Macron soll nun Industrie, Atomkraftwerke, aber auch Privatpersonen zum Wassersparen zwingen.

Auch in Österreich kommt es immer wieder vor, dass einzelne Gemeinden, die ihre Trinkwasserversorgung einschränken müssen, etwa Autowasch- und Gartengießverbote erlassen. "Aber diese Fälle sind zum Glück höchst selten", sagt Neunteufel. Trockenperioden würden eher die Landwirtschaft oder die Industrie treffen, hier könnte es künftig Nutzungskonflikte geben.

Die öffentliche Wasserversorgung sei hingegen gut abgesichert. Für den Ernstfall gibt es Notreserven, die bisher nie angezapft wurden, sowie Notverbünde zwischen Regionen, die sich bei Bedarf gegenseitig mit Wasser versorgen können.

Von den rund 5000 Litern, die eine Person in Österreich täglich verbraucht, kommen aber ohnehin nur wenige direkt aus der heimischen Wasserleitung. Der Großteil wird als "virtuelles Wasser" verbraucht – das ist Wasser, das für die Produktion von Waren verbraucht wird, die wir konsumieren. Schon eine Tasse Espresso kommt auf 100 Liter. Problematisch ist das, wenn die Produkte aus Regionen stammen, wo Wasser ohnehin bereits knapp ist.

Neunteufel wünscht sich ein Label auf Produktverpackungen, auf dem der Wasserverbrauch nebst CO2-Fußabdruck angegeben ist. Er sagt: "Dann könnten Konsumentinnen und Konsumenten zumindest eine informierte Entscheidung treffen."

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