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By Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam
The podcast currently has 34 episodes available.
Jürgen Danyels Biografie ist nicht nur eng mit der Geschichte des ZZF Potsdam verbunden, sondern wirkte sich ebenso auf seine Forschungsfelder aus. Aufgewachsen in Ost-Berlin und Prag, erlebte er sowohl den Prager Frühling als auch den DDR-Alltag mit und fand nach seinem Studium über die Widerstandsforschung zur Geschichtswissenschaft und Mitte der 1990er Jahre zum noch jungen ZZF. Heute ist er stellvertretender Direktor und Co-Leiter der Abteilung III „Zeitgeschichte der Medien- und Informationsgesellschaft“ am ZZF. In einem Rück- und Überblick spricht der Ende 2024 aus dem ZZF scheidende Danyel mit Janine Funke über die mitunter schwierige Situation und heftigen Auseinandersetzungen in den ersten Jahre des Instituts, über die Rolle der eigenen Biografie bei der Erforschung der DDR, über die Bedeutung der vergleichenden deutsch-deutschen Perspektive für die historische Forschung sowie über die Entwicklung seiner eigenen Arbeit und des ZZF in den vergangenen Jahrzehnten.
Literaturauswahl:
Grenzgänger und Brückenbauer: Zeitgeschichte durch den Eisernen Vorhang / hrsg. von Jürgen Danyel und Jan Claas Behrends, Göttingen: Wallstein Verlag, 2019.
Ost-Berlin: 30 Erkundungen / hrsg. von Jürgen Danyel, Berlin: Ch. Links Verlag, 2019.
Arbeit am Bild: Visual History als Praxis / hrsg. von Jürgen Danyel, Gerhard Paul und Annette Vowinckel, Göttingen: Wallstein Verlag, 2017.
Waldsiedlung Wandlitz: eine Landschaft der Macht / Jürgen Danyel & Elke Kimmel, Berlin: Ch. Links Verlag, 2016.
Popgeschichte, Bd. 2: Zeithistorische Fallstudien 1958 - 1988 / hrsg. von Bodo Mrozek, Alexa Geisthövel und Jürgen Danyel, Bielefeld: Transcript Verl., 2014.
50 Klassiker der Zeitgeschichte / hrsg. von Jürgen Danyel, Jan-Holger Kirsch, Martin Sabrow, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2007.
Die geteilte Vergangenheit: zum Umgang mit Nationalsozialismus und Widerstand in beiden deutschen Staaten / hrsg. von Jürgen Danyel, Berlin: Akad.-Verl., 1995.
Woran denkt ihr, wenn ihr die Begriffe ›Glasnost‹ und ›Perestroika‹ hört?
Klar, an Michail Gorbatschow.
Aber ist da nicht noch mehr?
Die Geschichtsschreibung hat der sowjetischen »Perestroika« eine ganz bestimmte Deutung zugewiesen: Sie wird häufig als von oben verordnet und abhängig von der Person Gorbatschows beschrieben, als ein Phänomen, auf das die Menschen reagierten, anstatt es zu erzwingen oder zu gestalten.
Ein Forschungsprojekt am ZZF will dieses Bild korrigieren und die Perestroika stattdessen ›von unten‹ betrachten. Es konzentriert sich auf die große Zahl von Menschen, die an dem ehrgeizigen Versuch beteiligt waren, das Leben, die Geschichte und die Zukunft der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten in den 1980er und 1990er Jahren neu zu definieren. Sie alle wurden durch den Umstrukturierungsprozess geprägt und haben ihn gleichzeitig selbst mitgestaltet – mal in Übereinstimmung mit, mal gegen die offizielle Politik.
In der neuen Folge des ZZF Podcasts spricht Tim Schleinitz mit Juliane Fürst, Co-Abteilungsleiterin der Abteilung I am ZZF, über die Forschungsarbeit zu diesem zentralen Moment der sowjetischen Geschichte, und darüber, welche Rolle georgische Weinreben und Schönheitswettbewerbe in diesem tiefgreifenden Umbau der sowjetischen Gesellschaft gespielt haben.
Musik: Emotional Cinematic Inspirational Piano (MAIN) by GoodBMusic: https://pixabay.com/users/good_b_music-22836301/
Foto: Karsten Brüggemann
Worüber sprechen Menschen, wenn sie Begriffe wie »Globalisierung«, »Alltag« oder »Medien« verwenden?
Man könnte leicht denken, »das ist doch klar«, so geläufig sind den meisten von uns diese Wörter. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn bei vielen Begriffen meinen unterschiedliche Menschen zu unterschiedlichen Zeiten verschiedene Dinge.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass Lexika vor den 1990er Jahren den Begriff »Globalisierung« gar nicht kannten und er sich dann zunächst ausschließlich auf internationale Finanzmärkte bezog? Für die Arbeit von Historiker*innen ist es deshalb wichtig genau zu verstehen wie die Quellen, mit denen sie arbeiten, bestimmte Begriffe verwenden.
Eine Hilfestellung dabei sind begriffsgeschichtliche Wörterbücher. Bekannt sind in Deutschland die unter anderem von Reinhart Koselleck herausgegebenen »Geschichtlichen Grundbegriffe«. Nur beziehen die sich vor allem auf das 18. und 19. Jahrhundert. Wie aber verhält sich es mit einer Begriffsgeschichte für das 20. Jahrhundert?
Daran arbeiten am ZZF Rüdiger Graf und Simon Specht. Tim Schleinitz hat mit ihnen über diese wissenschaftliche Grundlagenarbeit gesprochen, die neuen Methoden, die sie dabei anwenden – und was sie anders machen wollen als das Projekt von Reinhart Koselleck.
Die ersten Artikel des Begriffslexikons »Das 20. Jahrhundert in Grundbegriffen« sind letzte Woche erschienen. Ihr findet sie unter https://schwabe.ch/grundbegriffe-des-20.-jahrhunderts
Was macht Berlin zum »Rom der Zeitgeschichte«? Berlin war im 20. Jahrhundert eine monarchische, eine demokratische, eine faschistische und eine sozialistische Hauptstadt. Von hier aus wurden zwei Weltkriege in die Welt getragen, die mit großer Wucht auf die Stadt zurückfielen. In Berlin erlebte der Kalte Krieg seine Zuspitzung, bevor er hier sein symbolisches Ende fand. Die Stadt stand im Mittelpunkt der Weltgeschichte — wie Rom vor zweitausend Jahren.
In seinem neuen Buch nähert sich Hanno Hochmuth, Berlin-Experte am ZZF, der Geschichte und der Gegenwart Berlins auf topografische und fotografische Weise. Ausgehend von populären Zuschreibungen der Stadt begibt er sich an 51 historische Orte, die beispielhaft für die jeweilige Stadterzählung stehen. Seine Fotos zeigen die Orte in ihrer heutigen Gestalt und ergänzen die historische Darstellung um eine visuelle Dimension. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und mit Mut zur Lücke lädt das Buch ein zu einer Zeitreise durch Berlin, das »Rom der Zeitgeschichte«.
Im Podcast spricht Janine Funke mit Hanno Hochmuth über die Entstehung des Buches, warum er nie aus Berlin wegwollte, und über einen Ort in Berlin, der ihm persönlich besonders wichtig ist.
Mehr Informationen zum Buch und zu anstehenden Lesungen findet ihr auf unserer Website, https://www.zzf-potsdam.de/.
Wie erlebten Eisenbahner:innen den Wandel ihres Arbeitsumfelds um die Wendezeit?
Nach der Wende kam es zu großen Veränderungen im Bahnbetrieb in Deutschland. In den gerade einmal fünf Jahren von 1989-1994 erlebten Eisenbahner:innen die Wende, die Fusion der Deutschen Bundesbahn (BRD) und der Deutschen Reichsbahn (DDR) und die Privatisierung als Deutsche Bahn AG. Viel Wandel also für die bei der Bahn tätigen Menschen. Am ZZF forscht Jessica Hall zu der Frage, welche sozialen Folgen Wiedervereinigung und Privatisierung der deutsch-deutschen Eisenbahnen für die Arbeits- und Lebensverhältnisse von Eisenbahner:innen hatten.
In der neuen Folge des ZZF Podcasts spricht Jessica Hall mit Tim Schleinitz über ihr Dissertationsprojekt „Eine deutsch-deutsche Sozialgeschichte von Eisenbahner:innen im Zeichen von Wiedervereinigung und Privatisierung“ — über die Geschichte der deutschen Eisenbahnen, wie sich die Arbeitswelt der dort angestellten Menschen verändert hat — und natürlich auch darüber, was Hemmschuhe sind.
Foto: © Deutsche Fotothek / Eugen Nosko
Musik: Bsides von airtone, via http://dig.ccmixter.org/files/airtone/66822
Am Ende der 1970er Jahre entstand ein Konzept in der deutschsprachigen Pop-Musik, das alles ‚Kalte‘ affirmierte. Bands wie Kraftwerk, DAF und Einstürzende Neubauten entwickelten ein System von Motiven und Strategien, das all jene Zeichen und Prozesse der (Post-)Moderne ästhetisierte und glorifizierte, die in der bundesdeutschen Gesellschaft und vor allem im linksalternativen Milieu als negative Aspekte einer vermeintlich kalten Welt interpretiert wurden: Gefühlslosigkeit und Dehumanisierung, Industrie und Großstadt, Künstlichkeit und Entfremdung, Disziplin und körperliche Funktionalität, Schnee und Eis, Beton und Stahl sowie Computer, Maschinen und Roboter.
In der neuen Folge des ZZF-Podcasts spricht Florian Völker mit Tim Schleinitz über sein neues Buch „Kälte-Pop. Die Geschichte des erfolgreichsten deutschen Popmusik-Exports" und darüber, wie das Phänomen im Umfeld der sogenannten Neuen Deutschen Welle entstand, welche Bezüge es zu den Avantgarden der 1920er Jahren gibt und warum das Ja zur ‚Kälte' eine Neupositionierung innerhalb der linksalternativen Gegenkultur darstellt.
Foto: Alexander Hacke 1980, by: Ganskörperfutter, CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en).
Im Herbst 2023 hat die neue Abteilung V des ZZF, »Globalisierungen in einer geteilten Welt«, unter der Leitung von Prof. Dr. Isabella Löhr die Arbeit aufgenommen. Die Abteilung erforscht die Spannungen, Konflikte und vermeintlichen Widersprüche in der internationalen Zeitgeschichte, die von Prozessen der Dekolonialisierung, der (ungleichen) Internationalisierung und dem globalen Kalten Krieg genauso geprägt wurde wie von nationalistischer Abschottung bzw. anti-globalen Kampagnen.
Im ZZF-Podcast spricht Isabella Löhr mit Janine Funke über die Gründung der neuen Abteilung und deren erste Forschungsschwerpunkte. Sie diskutieren, warum die bundesdeutsche Geschichtswissenschaft lange sehr national orientiert war, während Länder wie Großbritannien, Frankreich oder Portugal globalen Verflechtungen mehr Aufmerksamkeit widmeten. Löhr erklärt, warum Migration, internationale Organisationen sowie gesellschaftliche Integration und Desintegration erste Schwerpunkte der Forschungsarbeit der neuen Abteilung sein werden. Und sie erläutert, warum der Begriff der ›Globalisierung‹ eigentlich problematisch ist – und warum er sich als Plural ›Globalisierungen‹ doch im Namen der neuen Abteilung wiederfindet.
Musik: Dakota by Unheard Music Concepts, via Free Music Archive (CC BY).
Wie äußerte sich Sexismus im Arbeitsalltag der DDR? Immer schrieb sich die DDR die Gleichberechtigung von Frauen und Männern auf die Fahnen. Und die Beschäftigungszahlen von Frauen waren in der DDR in der Tat sehr viel höher als zum Beispiel in der Bundesrepublik. Aber das bedeutet nicht, dass es in der DDR keinen Sexismus gab. Henrike Voigtländer und Janine Funke sprechen über Männernetzwerke in den Leitungsetagen der Betriebe, ungleiche Maßstäbe bei der Kontrolle von Paarbeziehungen, und wie als sogenannte Vertragsarbeiterinnen in die DDR gekommene Arbeitsmigrantinnen zusätzlich benachteiligt wurden. Aber sie diskutieren auch über Strategien, die Frauen in der DDR nutzten, um sich gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zu verteidigen.
**Literatur und Links: **
Henrike Voigtländer forschte am ZZF Potsdam als assoziierte Doktorandin in der Abteilung I: Kommunismus und Gesellschaft. Mit der Publikation "Sexismus im Betrieb. Geschlecht und Herrschaft in der DDR-Industrie" veröffentlicht sie ihre Dissertationsergebnisse. Mehr Informationen zum Buch: https://zzf-potsdam.de/de/publikationen/sexismus-im-betrieb-geschlecht-herrschaft-der-ddr-industrie
Musik: Free Music Archive, The Long Steady March of Progress by ROZKOL / CC BY
Foto: Bundesarchiv, Bild 183-49907-0003 / Zühlsdorf, Erich / CC-BY-SA 3.0
Das Gesundheitswesen zählt zu den Schlüsselbereichen staatlichen Handelns. Jutta Braun untersucht in ihrer neuen Studie Anspruch und Realität der DDR-Gesundheitspolitik am Beispiel des Ministeriums für Gesundheitswesen (1950–1970). Die Biografie des Arztes und Funktionärs Maxim Zetkin wird hierbei ebenso beleuchtet wie der Stellenwert der Medizin im deutsch-deutschen Systemkampf sowie die Auseinandersetzung mit den Medizinverbrechen im Nationalsozialismus.
**Literatur und Links: **
Bild-Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-1986-1209-014 / CC-BY-SA 3.0
Die heutigen Vorstellungen über die DDR sind in starkem Maße durch Medien geprägt. Massenmedien, Medienquellen in Bildungskontexten oder auch private Fotos, Filme und Musik formen maßgeblich Erinnerungen und das Wissen über den Alltag und politische Repression in der DDR. Der Forschungsverbund „Das mediale Erbe der DDR. Akteure, Aneignung, Tradierung“ setzt sich deshalb zum Ziel, die Entstehung, Transformation und Nutzung von Medien mit DDR-Bezug zu analysieren.
Portale aus dem Verbunds-Projekt "Das mediale Erbe der DDR":
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