Majestätsbeleidigung oder notwendige Prüfung?
Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
In Teil 1 und 2 dieser Serie berichteten wir über das erste Hearing des Corona-Ausschusses, mit dem Titel "Lernen vom Untersuchungsausschuss Schweinegrippe" (1). In Teil 3 und 4 wird die Anhörung zu dem Thema "Die Lage der Menschen in Pflegeheimen" beschrieben (2). Im 5. und 6. Teil erfolgte eine Berichterstattung über die Zustände in Bergamo (3). Heute beginnen wir mit der Zusammenfassung der 4. Anhörung mit dem Titel: "Der Drosten-Test, die Immunität und die zweite Welle".
Wie funktioniert der PCR-Test
Ein Mitglied des Ausschusses, Frau Viviane Fischer, erklärte, dass die Testfrage eines ihrer Kernfragen wäre, und dass sie bereits einmal eine Petition dazu gestartet hatte. Weil es wichtig wäre, dass man eine solide Datenbasis hätte, um die Dynamik der Virusverbreitung zu verstehen. Die repräsentative Studie, welche in der Petition gefordert worden war, gibt es bis heute nicht. Es gäbe aber inzwischen eine ganze Reihe von Studien, die durchgeführt worden wären, insbesondere im Bereich der Antikörpererfassung. Und dort hätte sich gezeigt, dass die Gefährlichkeit des Virus im Bereich einer Grippe läge, jedenfalls was sich aus diesen Studien ergab.
In Bezug auf den PCR-Test gäbe es generelle Bedenken, inwieweit der in der Lage ist, zu erkennen, ob überhaupt infektiöses Material vorliegt. Sie verweist dann noch auf einen Ringversuch, den die deutsche Akkreditierungsstelle gemacht hat. Sie hatte an Labore Proben geschickt, von denen einige mit dem Virus versetzt waren. Andere waren mit einem harmlosen Corona-Virus besetzt gewesen. Und es gab eine Leerprobe. Und daraus hatten sich interessante Erkenntnisse ergeben. Zum Beispiel bei der Leerprobe waren 1,4% falsch positiv. Und beim Test der Proben mit harmlosen Corona-Virus gab es 7,6% falsch positive Ergebnisse. [Studien wurden auf der Internetseite des Ausschusses veröffentlicht (4).]
Frau Fischer wies darauf hin, dass der in Italien weit verbreitet verwendete Test einer türkischen Firma in dem Ringversuch mit 25 bis 40% falsch positiven Ergebnissen abschnitten hatte.
Frau Prof. Dr. Ulrike Kämmerer
Nun kam die erste Sachverständige zu ihrer Aussage. Frau Prof. Kämmerer ist Virologin und Immunologin. Die ersten Fragen stellte Dr. Wodarg. Schon im ersten Satz wies sie darauf hin,
"wobei bisher ja überwiegend die schon angesprochenen PCR-Test-Diagnostik gemacht wird, was ja kein immunologischer Test ist, sondern nur ein Nukleinsäurenachweis."
Wodarg warf ein, dass dies eine wichtige Feststellung wäre, denn der PCR Test würde lediglich eine bestimmte Sequenz von definierten Molekülen multiplizieren. Frau Prof. Kämmerer ergänzte, dass der Test nur einen kleinen Genabschnitt aus einer ausgewählten Region des Virus aufzeige, ohne sagen zu können, ob das Virus in voller Länge überhaupt vorhanden ist.
Wodarg erklärt, dass dies noch keinerlei Hinweise auf irgendwelche Reaktionen des Körpers gibt. Man messe überhaupt nicht, was mit dem Menschen passiert, sondern nur, ob da irgendwo im Körper der Teil eines Gens des Virus existiert.
Frau Prof. Kämmerer: "Sie merken ausschließlich, ob da noch eine Nukleinsäure vorhanden ist, genauso wie die Forensiker zum Beispiel nachweisen, ob da irgendwelche Genspuren von irgend jemanden vorhanden sind. Was aber nichts mit lebenden Zellen, aktiven Viren oder irgendeiner Krankheit zu tun hat." Wodarg: "Dieser Test kann keine Infektionen nachweisen!" Die Infektion wäre die Reaktion des Körpers.
Der PCR-Test könne nachweisen, antwortete Frau Prof. Kämmerer, dass die Nukleinsäure, wenn der Test ausreichend spezifisch ist, in dem Patienten gefunden wird. Man könne aber nicht sagen, ob das Virus replikationsfähig ist, sich also in dem Wirt vermehren würde, und man könne auch nichts darüber aussagen, ob der Patient ursächlich dann durch das Virus krank wird.