Rassismus in Behörden, Medien und Zivilgesellschaft.
Podiumsdiskussion vom 23.11.2018
Keynote: „10 Thesen zum Institutionellen Rassismus“
⚫ Dr. Mehmet Daimagüler (Vertreter der Nebenklage im Münchener NSU-Prozess und Autor)
Podiumsgespräch mit:
⚫ Dr. Mehmet Daimagüler (Vertreter der Nebenklage im Münchener NSU-Prozess und Autor)
⚫ Dr. Tanjev Schulz (Journalist, Autor und Professor für Journalismus)
⚫ Olivia Sarma (Leiterin von response. Beratung für Betroffene rechter und rassistischer Gewalt)
⚫ Siraad Wiedenroth (ISD Frankfurt - Initiative Schwarze Menschen in Deutschland)
Es ist unbestritten, dass der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) seine rassistische Mordserie über mehrere Jahre fortsetzen konnte, weil institutioneller Rassismus vor allem in Behörden, aber auch in großen Teilen der Medien und der Zivilgesellschaft eine zentrale Rolle gespielt hat: Die Ermittlungsbehörden kriminalisierten und stigmatisierten die Opfer und ihre Angehörigen. Hinweise auf möglicherweise neonazistische Tatmotive wurden zugleich ignoriert. Große Teile der Medien übernahmen und bestärkten sogar diese Sichtweise und Sprache (siehe Unwort des Jahres 2011). Die Stimmen der Angehörigen wurden auch von der Mehrheitsgesellschaft nicht gehört. Institutioneller Rassismus verursacht ein „Leben in Unsicherheit“ (Amnesty International) für Minderheiten in Deutschland. Bis heute?
Was haben wir gelernt aus dem NSU? Wie stellen wir sicher, dass die Aufklärung des NSU-Komplexes und die Aufdeckung seines Netzwerks weiter vorangetrieben wird, nachdem der Prozess in München alle Erwartungen enttäuschte? Welche Konsequenzen wurden gezogen aus dem gesammelten Wissen, das in einer Vielzahl parlamentarischer Untersuchungsausschüsse von Bund und Ländern und in vielen selbstkritischen Artikeln und Berichten zusammengetragen wurde? Und ist das alles auch genug?
Angesichts der Vorfälle von Chemnitz, eines bleibend hohen Niveaus rechter Gewalt in Deutschland und einer dramatischen Verschiebung der Grenzen des öffentlich Sagbaren zugunsten rassistischer Äußerungen und Positionen sind wir skeptisch und sagen: Nachsitzen!