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„Danke, dass ich so gut bin!“, sagt der Pharisäer. „Danke, dass ich auf der Seite der Guten stehe und mit den ganzen Kriminellen auf der Welt nichts zu tun habe.“ Das können die Allermeisten von uns auch von sich sagen. Insofern wir nicht zu jenen fraglichen Kriminellen gehören, die in unserem Text aufgezählt werden: Es sind da: Die Räuber, Ungerechte (man könnte auch übersetzen: Betrüger), Ehebrecher und korrupte Zöllner.
Im Jahr 2023 gab es in Deutschland rund 648.000 rechtskräftig verurteilte Personen. Ehebrecher waren nicht darunter. Denn Ehebruch ist in der Bundesrepublik Deutschland seit 1969 nicht mehr strafbar. Aber Achtung: Er kann trotzdem teuer werden. Juristen warnen: Ehebruch kann weiterhin im Rahmen einer Scheidung eine Rolle spielen. „Untreue kann sich nachteilig auf die Vermögensaufteilung auswirken.“
Betrüger „täuschen oder belügen andere Menschen, um einen Vermögensvorteil zu erlangen.“ Das ist ein Vermögensdelikt und im deutschen Strafgesetzbuch (StGB) unter § 263 geregelt. Das Strafmaß bei besonders schwerem Betrug liegt bei bis zu zehn Jahren Knast.
Dann haben wir noch den Räuber. Jemand, der eine Sache stiehlt und „dabei einer Person Gewalt antut oder androht“.
Und zu guter Letzt der Zöllner, genauer gesagt: Zolleintreiber. Ich habe KI, die künstliche Intelligenz im Internet gefragt, ob es denn heutzutage strafbar wäre, Zöllner zu sein? Und KI hat geantwortet: „Es ist nicht strafbar, Zöllner zu sein.“ Zöllner seien im Gegenteil Beamte im öffentlichen Dienst. Ihre Tätigkeit sei gesetzlich geregelt. Allerdings können Zöllner sich strafbar machen, wenn sie gegen Gesetze verstoßen und sich zum Beispiel bestechen lassen.
Also ist meine erste Zusammenfassung: Wer all das nicht getan hat, steht doch moralisch schon mal höher als all die Gesetzesbrecher, die für ihre Taten ins Gefängnis gehören. Stimmen Sie mir da zu? Lieber ein rechtschaffender Bürger als ein Krimineller! Wir! … gehören doch zu den Guten!
Der Pharisäer war nicht nur kein schlimmer Mensch, er war sogar ein vorbildlicher Gläubiger. Das nämlich war zur Zeit Jesu der Ruf der Pharisäer in der Bevölkerung. Pharisäer setzten damals die Benchmark, die Messlatte, für ein besonders frommes, Gott wohlgefälliges Leben. An ihnen orientierte sich der Normalbürger.
„Ich faste zweimal in der Woche“ (Lukas 18,12), sagt er von sich. Fasten im jüdischen Kontext war ein religiöses Ritual. Es war Ausdruck der Buße, der Hinwendung zu Gott. Wer aus Buße fastete, zeigte damit: Ich möchte Gott besonders nahe sein. Ich habe Fehler gemacht und demütige mich vor Gott. Ich faste, weil ich Gott suche.
Sage mir einer, dass Gott da etwas dagegen hat! Wenn ein Mensch ihn so intensiv sucht. Wenn einer das jede Woche macht – was für eine Disziplinleistung, was für eine Hingabe des Glaubens. Und wenn einer das zweimal die Woche macht … Ja, da schlagen die Engel im Himmel doch Purzelbäume vor Freude. Und dann gibt er auch noch zehn Prozent seiner Einnahmen an die Tempelkasse ab. So jemand ist ohne Zweifel ein guter Mensch, ein besonders frommer Mensch.
Ich habe KI gefragt: „Wie benimmt sich ein guter Mensch heutzutage?“ Und KI sagt, der Begriff „guter Mensch“ sei subjektiv. Es gebe jedoch einige Eigenschaften und Verhaltensweisen, die oft mit guten Menschen in Verbindung gebracht werden, wie z.B. Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Bereitschaft zur Verantwortung und Umweltbewusstsein. Also ein Mensch, der anderen hilft, der ehrlich und authentisch ist, der nachhaltig und umweltbewusst lebt, das ist ein guter Mensch.
Gegen solche Verhaltensweisen kann doch Gott heutzutage nichts haben, oder? Gott müsste mit so jemandem doch hochzufrieden sein! Er soll doch froh sein, dass da eine ehrliche Haut versucht ein mitmenschliches Leben zu führen und nur einen kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.
Aber Gott ist nicht zufrieden. Warum wissen wir das? Weil Gott mit dem guten Pharisäer in unserer Geschichte nicht zufrieden ist. Denn wir lesen den brutalen Satz: Der Pharisäer „ging nicht gerechtfertigt hinab in sein Haus“ (Lukas 18,14). Nicht gerecht gesprochen von Gott. Das bedeutet: Nicht angenommen von Gott. Nicht für wertgeachtet, einmal in seiner Nähe im Himmel zu sein. Brutal! Und das mit so einem frommen Leistungsprofil! Wie kann Gott jemanden zurückstoßen, der mit solchem Aufwand seine Gebote beachtet? Haben sie eine Erklärung dafür?
Nun, kein Mensch kann sich den Himmel verdienen. In Psalm 130 lesen wir: „Wenn du, Herr, Sünden anrechnest, wer wird vor dir bestehen?“ (Psalm 130,2)
Im Lichte von Gottes Wort muss ich erkennen: All meine guten Taten und frommen Kasteiungen verschaffen mir bei Gott nur 2 Millimeter Vorsprung vor dem Betrüger und Verbrecher. Die restlichen – sagen wir – 10 Kilometer zur Himmelstür sind für mich genauso unüberwindlich wie für den Knasti. All die kleinen Bosheiten und Gehässigkeiten, die ich zustande bringe, wenn ich gerade mal keine gute Tat tue, vermauern mir den Weg zu Gott. Paulus bringt es im Römerbrief auf den Punkt: „Alle Menschen haben gesündigt und das Leben in der Herrlichkeit Gottes verloren.“ (Römer 3,23 nach Neues Leben. Die Bibel)
Gott nimmt mich nicht an, weil ich mich bemühe. Gott nimmt mich an, weil ich seine Liebe erwidere.
Das Zauberwort heißt „Gnade“. Das benützt der Zöllner, der ganz hinten im Tempel auf den billigen Plätzen steht: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ „Sola gratia“ sagt Luther dazu: Allein durch Gnade. Gott nimmt Menschen an „aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit ohn all mein Verdienst und Würdigkeit“, so schreibt Luther in seinem Kleinen Katechismus.
Gnade – wie bekomme ich die? Da hilft die letzte Szene unseres Textes. Jesus sitzt da und wartet, bis wir wie kleine Kinder zu ihm kommen. Er zieht die Kinder zu sich, nimmt sie in den Arm, scherzt mit ihnen und segnet sie. Und er sagt: „So müsst ihr es machen! Kommt zu mir wie ein unmündiges Kind. Lasst Euch von mir in den Arm nehmen und umsorgen. Schaut ganz auf mich und erwartet alles von mir!“
„Herr, sei mir Sünder gnädig“, damit schlägt sich der Zöllner an die Brust. Und das dürfen Sie und ich auch sagen: „Ich bin ein Sünder, Herr. Ich hab´s vergeigt. Ich habe meine eigenen Ziele verfolgt, mein Leben sinnlos vergeudet ohne dich. Herr, lass es so nicht enden. Erneuere mein Herz. Ich habe dich nötig. Wie ein kleines Kind stehe ich vor dir und habe dir nichts zu bringen. Meine Titel, meine Leistungen, meine gesellschaftliche Stellung, mein Ansehen bei den Menschen zählen bei Dir nicht. Herr, ich hoffe ganz auf dich. Nimm mein weiteres Leben in deine liebenden Hände.
Amen.“
Autor: Jürgen Burst
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„Danke, dass ich so gut bin!“, sagt der Pharisäer. „Danke, dass ich auf der Seite der Guten stehe und mit den ganzen Kriminellen auf der Welt nichts zu tun habe.“ Das können die Allermeisten von uns auch von sich sagen. Insofern wir nicht zu jenen fraglichen Kriminellen gehören, die in unserem Text aufgezählt werden: Es sind da: Die Räuber, Ungerechte (man könnte auch übersetzen: Betrüger), Ehebrecher und korrupte Zöllner.
Im Jahr 2023 gab es in Deutschland rund 648.000 rechtskräftig verurteilte Personen. Ehebrecher waren nicht darunter. Denn Ehebruch ist in der Bundesrepublik Deutschland seit 1969 nicht mehr strafbar. Aber Achtung: Er kann trotzdem teuer werden. Juristen warnen: Ehebruch kann weiterhin im Rahmen einer Scheidung eine Rolle spielen. „Untreue kann sich nachteilig auf die Vermögensaufteilung auswirken.“
Betrüger „täuschen oder belügen andere Menschen, um einen Vermögensvorteil zu erlangen.“ Das ist ein Vermögensdelikt und im deutschen Strafgesetzbuch (StGB) unter § 263 geregelt. Das Strafmaß bei besonders schwerem Betrug liegt bei bis zu zehn Jahren Knast.
Dann haben wir noch den Räuber. Jemand, der eine Sache stiehlt und „dabei einer Person Gewalt antut oder androht“.
Und zu guter Letzt der Zöllner, genauer gesagt: Zolleintreiber. Ich habe KI, die künstliche Intelligenz im Internet gefragt, ob es denn heutzutage strafbar wäre, Zöllner zu sein? Und KI hat geantwortet: „Es ist nicht strafbar, Zöllner zu sein.“ Zöllner seien im Gegenteil Beamte im öffentlichen Dienst. Ihre Tätigkeit sei gesetzlich geregelt. Allerdings können Zöllner sich strafbar machen, wenn sie gegen Gesetze verstoßen und sich zum Beispiel bestechen lassen.
Also ist meine erste Zusammenfassung: Wer all das nicht getan hat, steht doch moralisch schon mal höher als all die Gesetzesbrecher, die für ihre Taten ins Gefängnis gehören. Stimmen Sie mir da zu? Lieber ein rechtschaffender Bürger als ein Krimineller! Wir! … gehören doch zu den Guten!
Der Pharisäer war nicht nur kein schlimmer Mensch, er war sogar ein vorbildlicher Gläubiger. Das nämlich war zur Zeit Jesu der Ruf der Pharisäer in der Bevölkerung. Pharisäer setzten damals die Benchmark, die Messlatte, für ein besonders frommes, Gott wohlgefälliges Leben. An ihnen orientierte sich der Normalbürger.
„Ich faste zweimal in der Woche“ (Lukas 18,12), sagt er von sich. Fasten im jüdischen Kontext war ein religiöses Ritual. Es war Ausdruck der Buße, der Hinwendung zu Gott. Wer aus Buße fastete, zeigte damit: Ich möchte Gott besonders nahe sein. Ich habe Fehler gemacht und demütige mich vor Gott. Ich faste, weil ich Gott suche.
Sage mir einer, dass Gott da etwas dagegen hat! Wenn ein Mensch ihn so intensiv sucht. Wenn einer das jede Woche macht – was für eine Disziplinleistung, was für eine Hingabe des Glaubens. Und wenn einer das zweimal die Woche macht … Ja, da schlagen die Engel im Himmel doch Purzelbäume vor Freude. Und dann gibt er auch noch zehn Prozent seiner Einnahmen an die Tempelkasse ab. So jemand ist ohne Zweifel ein guter Mensch, ein besonders frommer Mensch.
Ich habe KI gefragt: „Wie benimmt sich ein guter Mensch heutzutage?“ Und KI sagt, der Begriff „guter Mensch“ sei subjektiv. Es gebe jedoch einige Eigenschaften und Verhaltensweisen, die oft mit guten Menschen in Verbindung gebracht werden, wie z.B. Hilfsbereitschaft, Ehrlichkeit, Bereitschaft zur Verantwortung und Umweltbewusstsein. Also ein Mensch, der anderen hilft, der ehrlich und authentisch ist, der nachhaltig und umweltbewusst lebt, das ist ein guter Mensch.
Gegen solche Verhaltensweisen kann doch Gott heutzutage nichts haben, oder? Gott müsste mit so jemandem doch hochzufrieden sein! Er soll doch froh sein, dass da eine ehrliche Haut versucht ein mitmenschliches Leben zu führen und nur einen kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen.
Aber Gott ist nicht zufrieden. Warum wissen wir das? Weil Gott mit dem guten Pharisäer in unserer Geschichte nicht zufrieden ist. Denn wir lesen den brutalen Satz: Der Pharisäer „ging nicht gerechtfertigt hinab in sein Haus“ (Lukas 18,14). Nicht gerecht gesprochen von Gott. Das bedeutet: Nicht angenommen von Gott. Nicht für wertgeachtet, einmal in seiner Nähe im Himmel zu sein. Brutal! Und das mit so einem frommen Leistungsprofil! Wie kann Gott jemanden zurückstoßen, der mit solchem Aufwand seine Gebote beachtet? Haben sie eine Erklärung dafür?
Nun, kein Mensch kann sich den Himmel verdienen. In Psalm 130 lesen wir: „Wenn du, Herr, Sünden anrechnest, wer wird vor dir bestehen?“ (Psalm 130,2)
Im Lichte von Gottes Wort muss ich erkennen: All meine guten Taten und frommen Kasteiungen verschaffen mir bei Gott nur 2 Millimeter Vorsprung vor dem Betrüger und Verbrecher. Die restlichen – sagen wir – 10 Kilometer zur Himmelstür sind für mich genauso unüberwindlich wie für den Knasti. All die kleinen Bosheiten und Gehässigkeiten, die ich zustande bringe, wenn ich gerade mal keine gute Tat tue, vermauern mir den Weg zu Gott. Paulus bringt es im Römerbrief auf den Punkt: „Alle Menschen haben gesündigt und das Leben in der Herrlichkeit Gottes verloren.“ (Römer 3,23 nach Neues Leben. Die Bibel)
Gott nimmt mich nicht an, weil ich mich bemühe. Gott nimmt mich an, weil ich seine Liebe erwidere.
Das Zauberwort heißt „Gnade“. Das benützt der Zöllner, der ganz hinten im Tempel auf den billigen Plätzen steht: „Gott, sei mir Sünder gnädig.“ „Sola gratia“ sagt Luther dazu: Allein durch Gnade. Gott nimmt Menschen an „aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit ohn all mein Verdienst und Würdigkeit“, so schreibt Luther in seinem Kleinen Katechismus.
Gnade – wie bekomme ich die? Da hilft die letzte Szene unseres Textes. Jesus sitzt da und wartet, bis wir wie kleine Kinder zu ihm kommen. Er zieht die Kinder zu sich, nimmt sie in den Arm, scherzt mit ihnen und segnet sie. Und er sagt: „So müsst ihr es machen! Kommt zu mir wie ein unmündiges Kind. Lasst Euch von mir in den Arm nehmen und umsorgen. Schaut ganz auf mich und erwartet alles von mir!“
„Herr, sei mir Sünder gnädig“, damit schlägt sich der Zöllner an die Brust. Und das dürfen Sie und ich auch sagen: „Ich bin ein Sünder, Herr. Ich hab´s vergeigt. Ich habe meine eigenen Ziele verfolgt, mein Leben sinnlos vergeudet ohne dich. Herr, lass es so nicht enden. Erneuere mein Herz. Ich habe dich nötig. Wie ein kleines Kind stehe ich vor dir und habe dir nichts zu bringen. Meine Titel, meine Leistungen, meine gesellschaftliche Stellung, mein Ansehen bei den Menschen zählen bei Dir nicht. Herr, ich hoffe ganz auf dich. Nimm mein weiteres Leben in deine liebenden Hände.
Amen.“
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