Auf einer unserer Wohnmobiltouren durch Amerika besuchten meine Frau und ich auch Las Vegas, jene Stadt des Glücksspiels.
Natürlich wollten wir einmal sehen, wie es in einem Spielcasino zugeht und es reizte uns, auch einmal ein Spiel zu wagen. Natürlich vorsichtig, auf schwäbische Art. Also nur kleine Geldbeträge mit einem festgesetzten Limit.
Schon nach dem Eingang waren wir überwältigt von den vielen blinkenden Spielautomaten. Wir sahen Menschen, die angespannt und mit gierigen Blicken auf die rollierenden Zahlen starten. Eine Münze nach der anderen in den Geldschlitz warfen, hoffend auf ihr Glück und einen größeren Gewinn. Meist hieß es: Leider verloren.
Doch ab und zu ertönte ein Klingeln das lautstark anzeigte, dass einer der Spieler eine hohe Summe gewonnen hatte. Das schien die Menschen anzuspornen, weiter auf Ihren Gewinn zu hoffen.
Nach einiger Zeit streiften wir durch das weitläufige Gebäude und kamen zu den Roulette- Tischen. Dort ging es um viel höhere Einsätze und die Anspannung der Mitspieler war mit den Händen zu greifen. Plötzlich schob ein Mann seine ganzen Chips, die vor Ihm lagen, auf ein einziges Feld, man spürte - für Ihn gilt jetzt "alles oder nichts".
Er setzte wohl alles auf eine Karte -" rien ne va plus" - nichts geht mehr - so erklang die Stimme des Croupiers. Und wenige Sekunden später erhebt sich dieser Mann mit aschfahlem Gesicht und geht wortlos weg. Er hatte alles auf ein Feld, eine Karte gesetzt und alles verloren.
Diese Begebenheit stand mir vor Augen, als ich den heutigen Bibeltext las, in dem Paulus davon berichtet, dass es auch in seinem Leben eine Zeit gab, in der er auf das falsche Feld gesetzt hatte. Indem er dachte, er könnte mit seinem guten und vorbildlichen Lebenswandel vor Gott bestehen und meinte, dadurch vor Gott Gerechtigkeit zu erlangen.
Bei den Menschen seiner Zeit ist es Ihm gelungen. Er genoss großes Ansehen, bekam Anerkennung. So viel, dass er von sich fest überzeugt war: „mit mir und meinem Leben kann Gott zufrieden sein. Ich bin Gott recht. Noch "gerechter" geht es nicht.“
Dabei beruft er sich auf seine Herkunft. Er gehört zum Volk Gottes, Ist hineingeboren in eine Familie, die zu den angesehensten Stämmen in Israel gehörte. Weiter beschreibt Paulus seinen tadellosen Lebenswandel als frommer Mensch.
Es ist beeindruckend, was er vorzuweisen hat, bewunderns- und bemerkenswert.
Dieser Saulus, der später zum Paulus wurde, tat alles, was nach menschlicher Vorstellung nötig war, um vor Gott zu glänzen und zu bestehen. Er studiert die Alten Schriften - wird zum theologischen Experten, wird ein frommer Gesetzeslehrer, ein frommer und gottesfürchtiger Pharisäer. Mehr geht nicht.
Da lagen viel Chips an Selbstgerechtigkeit, an Überheblichkeit an "Gutmenschentum" vor ihm auf dem Tisch.
Als dann die neue Sekte der Christen aufkam, wurde er zum Fundamentalisten, zum hasserfüllten Verfolger dieser Menschen. Er meinte, er habe nicht nur die Pflicht, sondern auch das Recht, diese in seinen Augen falsche Lehre zu bekämpfen. Er meinte, damit Gott einen Gefallen, einen wertvollen Dienst zu tun. Er wollte seine Landsleute vor dieser falschen Lehre bewahren. Er setzte alles auf seine Person und seine Leistung zur Bewahrung der Gesetze und Traditionen.
Doch dann kam jener Tag, als Jesus ihm vor Damaskus begegnete und Ihn ansprach.
Da erging es Ihm wie jenem Spieler in Las Vegas - innerhalb kürzester Zeit erkannte er: „Ich habe auf das falsche Feld gesetzt. Jetzt habe ich alles verloren.“
Saulus erkennt schlagartig: „Alle meine noch so guten Taten, all meine noch so frommen Leistungen zählen bei Gott nicht.“
Sein Leben stürzte in sich zusammen, wie das berühmte Kartenhaus.
Leider gibt es das bis heute auch im frommen und religiösen Bereich. Auch ich kenne Zeiten in meinem Glaubensleben, in denen ich meinte, dass Gott doch ganz mit mir zufrieden sein könnte. Dass ich etwas frommer und gottesfürchtiger wäre als der eine oder andere in meinem Umfeld.
Saulus, der sich inzwischen Paulus nennt, spricht dieses Problem der Selbstgerechtigkeit sehr deutlich an. Er ermutigt die Christen in Philippi, sich vor solchen selbstgerechten Frommen und deren falschen Lehren in Acht zu nehmen. „Habt acht, passt auf, seid wachsam“ - oder wie es in der Jahreslosung für 2025 heißt: „Prüfet alles und das Gute behaltet.“
Dann macht Paulus deutlich: Ja, ich, der ganz "Fromme", stand vor den Scherben meiner Selbstgerechtigkeit, meiner Selbstgefälligkeit. Ich, der ich meinte der Frömmste zu sein, war doch der am weitesten von Gott Entfernte.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder aufgeben oder sich um-, neu orientieren.
Manche Menschen versuchen, die Tatsache eines Totalverlustes zu verdrängen, verschließen die Augen vor dem Lebensbankrott. Sie belügen und betrügen sich weiterhin selbst, anstatt sich dieser hoffnungslosen Lage zu stellen und nach Hilfe und Lösungen Ausschau zu halten.
So aus der Bahn geworfen, verlieren Menschen oft den Lebensmut, landen oft im Abseits des Lebens.
Das muss nicht sein. Was Paulus damals den Menschen in Philippi deutlich macht, das habe ich selbst auch erfahren.
Es war die Botschaft, dass es die Möglichkeit eines Neubeginns gibt. Auch dann, wenn ich vieles im Leben verbockt, mich verzockt habe.
Paulus ermutigt die Christen in Philippi auf das richtige Feld - ja, auf die richtige Person zu setzten. Er weist auf den hin, der für Ihn zur Hilfe und zum Halt im Leben wurde.
Paulus macht deutlich, mit Jesus kann es einen Neubeginn, einen Neuanfang geben.
Doch eines stellt er auch klar. Zu einem Neubeginn gehört ein radikaler Schnitt. Es gilt, mit dem Alten zu brechen und ganz konsequent einen neuen Weg einzuschlagen. Es gilt, auf das richtige Feld, auf den richtigen Mann zu setzen.
Paulus macht das deutlich mit den Worten: "Was mir früher Gewinn und Rechtfertigung war, das erachte ich alles jetzt für Schaden". Ja, es war wertlos wie Dreck.
Doch nun setze ich im Glauben alles auf Jesus. Auf den, der durch sein Leiden und Sterben für mich bei Gott (m)einen Freispruch erwirkte. Auf den, der mir meine Schuld vergibt und mich vor Gott angenehm, recht und gerecht macht.
Auf den, der mit seiner Auferstehung auch mir eine Zukunftsperspektive gibt.
Es ist Jesus Liebe seine Barmherzigkeit, seine Güte und Freundlichkeit, die alles schafft und alles wirkt. Auch jenes gerecht sein vor Gott.
Es gilt: Recht und gerecht wird allein der, der sich im Leben und im Sterben Jesus anvertraut. Um es im Spielerjargon auszudrücken: Dem ist der Hauptgewinn sicher, der alles auf die eine Karte, auf Jesus, setzt.
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