Was ist denn da schon wieder los? Sieben Wochen nach Passah feiern die Juden das nächste Wallfahrtsfest in Jerusalem: Schawuot, das Dankfest für die frühe Weizenernte, das wir Pfingsten nennen. Wallfahrtsfest, das heißt auch: es waren wieder viele Exil-Juden in der Stadt – eine ständige Herausforderung für die römische Besatzungsmacht und den jüdischen Klerus. Beide wollten keinen neuen Ärger, sondern Ruhe.
Statt Ruhe gibt’s aber wieder Aufruhr – wie vor sieben Wochen, als sie Jesus von Nazareth in einem fragwürdigen Schauprozess gekreuzigt hatten. In ihm hatten viele den lange erwarteten Messias erkannt.
Die 12 Jünger – Matthias war inzwischen für Judas nachgewählt worden – waren auch wieder in Jerusalem. Und morgens beim Frühstück erfüllt sie der Geist Gottes mit einem gewaltigen Brausen. Es ist „Sturm in der Bude“. Der Geist macht sich sichtbar wie Feuerzungen und ergreift die Jünger.
Das Wirken des Heiligen Geistes
Grundsätzlich will Gott die freiwillige – letztlich auch vom Heiligen Geist gewirkte – Entscheidung und Mitwirkung des Menschen. Aber hier überwältigt dieser Geist die Apostel so, dass er ungehindert durch sie wirken kann. Sie können sich gar nicht dagegen wehren.
Die so „entzündeten“ Jünger gehen auf die Straße und fangen an zu predigen. Die Menschen fangen gerade an, sich für den Gottesdienst zu versammeln. Jenseits eigener kontrollierter Willensentscheidung redet der Geist Gottes aus den Aposteln heraus – und zwar in fremden Sprachen, von denen sie selbst keine Ahnung haben.
Das ist „Babel rückwärts“. Das göttliche Gericht der Sprachverwirrung wegen der Überheblichkeit der Menschen ist exemplarisch überwunden. Schade, dass das noch nicht weltweit gilt, wir müssen – trotz aller Hilfsmittel – weiter Vokabeln und Grammatik pauken …
Die Zwölf reden von den großen Taten Gottes: von den allseits bekannten Männern aus der Geschichte Israels und von dem, was sieben Wochen zuvor geschehen war – Ermordung und Auferstehung dieses Jesus von Nazareth als „Beweis“ seiner Messianität.
Die Menschen sind verwundert, außer sich, ja bestürzt. „Was wird denn das jetzt?“ Manche tun es spöttisch ab: „Die sind doch morgens schon besoffen.“
Petrus ergreift das Wort
Dieses verächtliche Gerede ist der Alarmknopf, bei dem Petrus sich als Leiter erweist. Er greift ein, springt auf und ergreift in besonderer Weise das Wort – die großen Taten Gottes hatten zuvor auch alle anderen verkündigt. „Hört mir zu. Ich habe euch noch mehr zu sagen!“
Ist das derselbe – früher schon mal impulsiv-vorlaute – Petrus, der Jesus nach der Verhaftung so kläglich verleugnet hatte und dann im Boden versinken wollte? Jesus hatte ihn beim seelsorgerlichen Gespräch am See neu in seine Aufgabe eingesetzt (Johannes 21, 15-17). Schon bei der ersten Begegnung hatte Jesus Simon den Namen „Fels“ gegeben (Johannes1,42) und später sogar gesagt, dass er die Basis für den Gemeindebau sein würde (Matthäus 16,18).
Diesem Petrus hatte Jesus sogar die Schlüssel des Himmelreiches zugesagt und ihm die Vollmacht zu lösen und zu binden gegeben (Matthäus 16,19). Letzteres wurde allerdings später auf alle Jünger erweitert (Matthäus 18,18).
Aber, war jetzt die Stunde gekommen, den Juden aus „aller Herren Ländern“ das Himmelreich aufzuschließen? Als besondere Aufgabe und Verantwortung für Petrus an diesem Pfingsttag? Meinte Jesus diesen „Schlüsseldienst“?
„Stopp! Hört auf zu lästern. Ich erkläre euch, was hier gerade passiert: vor euren Augen und Ohren erfüllt sich, was der Prophet Joel bereits vor vielen Jahrhunderten im Auftrag Gottes angekündigt hat!“ Und dann zitiert Petrus einfach den Propheten (Joel 3,1-5a) – und das ist eine durchaus gemischte Botschaft. Ich unterteile sie in drei Aspekte:
„In den letzten Tagen“ will der HERR seinen Geist umfassend ausgießen. Im ursprünglichen Text beim Propheten Joel heißt es eher „nach diesem“: gemeint ist, wenn Gott sich nach durchgreifendem Gericht wieder seinem Volk zugewendet hat (Joel 2,18-27).
Dann werden alle, Frauen und Männer, Junge und Alte im wahrsten Sinne des Wortes be“geist“ert sein. Unterschiede nach Geschlecht, Stand und Alter sind dann aufgehoben. Man wird das an Weissagungen, prophetischen Visionen und Träumen erkenne. (Joel 3,1.2); (Apostelgeschichte 2,17.18).
Weissagung ist dabei jede Weitergabe von Erkenntnis, die der Heilige Geist gewirkt hat und zwar für die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Jeder, der mit Jesus lebt, sollte diese Gabe haben – um sich gegenseitig zu ermutigen, zu trösten, sich aber auch zu ermahnen und auf falsche Wege hinzuweisen (1. Korinther 14,1.3).
Ähnlich haben auch die Propheten Jeremia (Jeremia 31,33) und Hesekiel (Hesekiel 36, 26 ff.) eine solch grundlegende Wandlung vorhergesagt: durch seinen Geist wird Gott neue, IHM zugewandte Herzen schaffen. – „Leute, das beginnt hier gerade!“
Danach spricht Joel – und Petrus setzt das Zitat fort – von Wunderzeichen am Himmel und auf der Erde, Sonnenfinsternis und Blutmond „bevor der große und schreckliche Tag der Offenbarung des HERRN kommt“ (Joel 3,3.4); (Apostelgeschichte 2,19.20). Das ist der Zielpunkt dieser Weltzeit: dann kommt der auferstandene Jesus in Macht und Herrlichkeit nochmals auf diese Erde – und das bedeutet dann: Gericht über alles Böse und Gottes Gerechtigkeit setzt sich durch.
Der Prophet Joel spricht in seinem Buch in weiten Teilen über diesen – für die Feinde Jahwes schrecklichen – Tag des Herrn. Er sieht aber auch die gnädige Zuwendung Gottes zu denen, die IHM vertrauen. Und damit ist zunächst sein Volk, die Juden, gemeint. Darüber hinaus dann auch die Völker, die Gott bisher nicht kannten.
Am Ende der Botschaft Joels sagt Gott (Joel 4,17-21): „Mein Thron- und mein Wohnsitz ist Zion in Jerusalem. Von dort aus werde ich regieren.“
Das ist eine bedeutsame Aussage Gottes auch für unsere Zeit.
Das Zitat von Petrus endet in Apostelgeschichte 2,21 mit Joel 3,5a. Wie kann man dem nahenden Gericht entkommen? Eigentlich ist es ganz einfach: „Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden.“(Joel 3.5)
Wie? So einfach ist das? Das soll schon reichen?
Ja, denn es ist nach einer bewussten Entscheidung der erste Schritt in die richtige Richtung, die nach Hause führt - zum Vater. Damit begann auch der Heimweg für den verlorenen Sohn (Lukas 15,17 ff), von dem Jesus erzählt hat: „Ich will mich aufmachen und mit meinem Vater reden.“
Die Rettung ist verborgen in den durchbohrten Händen von Jesus Christus, die er Ihnen entgegenstreckt.
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