Share ERF Plus - Bibel heute
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In den gegenwärtigen Krisenzeiten sprechen wir, meine Frau und ich, uns immer wieder dieses Wort von Jesus zu: „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf (besser richtet euch auf) und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Luk 21,28) Ganz ähnlich formuliert hier Petrus in seinem Brief: „Wenn aber alles in dieser Weise zugrunde gehen wird, dann führt ein Leben, das Gott gefällt und allein auf ihn ausgerichtet ist.“ Für ihn sieht so das Warten auf den neuen Himmel und die neue Erde aus.
Warten, ein Wort, das einen Umstand beschreibt, der uns immer wieder schwerfällt. Wer mit dem Zug in unserer Zeit unterwegs ist, wird das bestätigen können. Wie oft erfolgt auf dem Bahnhof die Ansage: „Wegen einer Signalstörung oder aus technischen Gründen hat der Zug zehn – und oft auch mehr – Minuten Verspätung. Wir bitten um Ihr Verständnis.“ Oft kann dieses Verständnis nicht aufgebracht werden.
An solch ein Warten wurde ich beim Lesen des Bibelwortes erinnert. Hier geht es auch um das Warten. Seit 2000 Jahren heißt es: „Jesus kommt wieder!“ Doch bis heute ist nichts passiert. In den vergangenen Jahrhunderten gab es immer wieder Zwischenansagen, dass es jetzt so weit sei. Sie haben sich alle als Falschaussagen erwiesen.
Da ist es schon verständlich, dass sich Menschen abwenden und das Warten aufgeben. Andere gehen noch einen Schritt weiter. Sie haben nur Spott für die Wartenden übrig. „Wo bleibt der Kommende? Wann erfüllt sich das zugesagte Wort?“ Diese Fragen gibt es nicht erst heute. Schon der Apostel Petrus geht in seinem Brief auf diese Fragen ein.
Wie kann die Wartezeit überbrückt werden? Beim Warten auf den Zug fällt mir nur ein: dankbar zu sein. „Saget Gott Dank allezeit für alles!“ (Eph 5,20) Das meint ja nicht, sich über die Verspätung zu freuen. Es geht vielmehr darum, gespannt zu sein, wie Gott es hinbekommt, daraus Gutes zu machen. Danken kann ich auch für Bewahrung, verbunden mit der Bitte um eine gelingende Beseitigung der Störung.
Wie kann die Wartezeit überbrückt werden? Noch eine andere Situation kommt mir in den Sinn. Ich habe Gäste eingeladen oder ein Besuch hat sich angesagt. Alles ist – vielleicht mit Mühe – geschafft und vorbereitet. Dann gilt es zu warten. Das fällt oft schwer. Kindern besonders: „Wann ist mein Geburtstag?“ Vielleicht schon heute wird gefragt: „Wie lange muss ich noch auf Weihnachten warten?“ Bei all diesen Fragen steht das bevorstehende Ereignis ganz im Mittelpunkt.
Für die Christen, denen Petrus diesen Brief geschrieben hat, war die Frage nach der Wiederkunft Jesu bedeutsam. Wie kann die Zeit bis dahin gefüllt werden? Petrus stellt das Kommen des Herrn, den neuen Himmel und die neue Erde ins Zentrum. Wie beim Warten auf liebe Gäste dürfen Christen auf den Kommenden, also auf Jesus, ausgerichtet sein. All die Mühen der Vorbereitung sind vergessen, wenn an den Angekündigten Jesus gedacht wird.
Petrus verbindet diese Ankündigung mit Auflagen: Nutzt die Zeit und „führt ein Leben, das Gott gefällt. Seid bemüht, dass ihr vor ihm unbefleckt und untadelig im Frieden gefunden werdet.“ Das sind Worte, die mich erschrecken. Wie kann ich diese Aufforderungen erfüllen? Ist ein solches Leben überhaupt möglich? Vielleicht, doch das hängt vom Maßstab ab. Ist es das Bürgerliche Gesetzbuch, dann reicht zu einem untadeligen Leben, dass es zu keiner Auseinandersetzung mit der Polizei oder den Gerichten kommt. Wer einen guten Ruf unter seinen Nachbarn, Arbeitskollegen oder Mitschülern genießt, auch der führt ein untadeliges Leben.
Solch ein Leben zu führen, gilt auch für uns Christen. Doch nun schreibt uns Petrus: „Seid bemüht, dass ihr vor ihm unbefleckt und untadelig im Frieden befunden werdet.“ Ein vollkommen untadeliges Leben wird uns nie gelingen. Daraus folgt: Wenn wir auch nur ein Gebot Gottes nicht befolgen, stehen wir unter dem Fluch und haben die Todesstrafe verdient. Die gute Nachricht in dieser Situation: Vollkommenheit, die wir durch unser Tun erreichen müssten, ist, Gott sei Dank, nicht die Voraussetzung, um Gerechtigkeit vor Gott zu erreichen. Davon hat auch der Apostel Paulus in seinen Briefen immer wieder gesprochen. Petrus erwähnt es hier und er weiß, diese Botschaft, gerecht aus Glauben, ist nicht leicht zu verstehen.
Durch Jesus, mit dem ein neuer Bund begründet wurde, ist alles neu geworden. Die Vollkommenheit, die Gott in seinem Gesetz von uns fordert, besitzen wir schon, weil sie uns aus Gnade, unverdient, geschenkt wurde. Vollkommen hat Jesus Christus das Gesetz Gottes für uns erfüllt. Frei von aller Sünde und untadelig hat er sein Leben geführt. Seine vollkommene Gerechtigkeit kommt denen zugute, die glauben, dass der Glaube an Jesus ausreicht. Wenn wir auch immer noch schuldig werden, so stehen wir doch unbefleckt und tadellos vor Gottes Angesicht. Für alle Schuld und für jeden Tadel, den wir verdient haben, ist Jesus, der Herr, am Kreuz gestorben. Das ist unser neuer Stand. Darum ist die Ermahnung, die uns Petrus heute gibt, eher eine Einladung, diesem Jesus zu glauben. Dieser Glaube, dieses Dranbleiben an Jesus, wird dann auch Frucht bringen, die der Ehre des Herrn dient. In dieser Haltung kann ich nur danke sagen, dass es nicht auf meine Werke ankommt.
Dem Apostel Petrus war es wichtig, die Christen in ihrer Treue zu stärken. Seine Bitte um Verständnis für den zeitlichen Verzug, zeigt nur, dass Gott Geduld mit den Menschen hat. Er will uns zur Sinnesänderung, Buße, rufen und will nicht, dass wir verloren gehen. „Die Geduld unseres Herrn erachtet für eure Rettung.“ Weiter mahnt Petrus: „Hütet euch vor törichten Lehren.“ Eine Mahnung heute aktueller denn je. Wie wird mit Worten der Bibel heute oft umgegangen. Sie werden verdreht und missbraucht. Ein neuer Himmel und eine neue Erde werden meist nicht mehr erwartet und nicht mehr verkündigt. Jegliche Hoffnung auf den Kommenden wird damit genommen.
Petrus drängt uns heute: Habt Geduld und bleibt wachsam! „Wachset in der Gnade und Erkenntnis des Herrn!“ Wie aber soll ich sie in die Tat umsetzen? Es geschieht nicht, wenn ich mich mehr anstrenge, mich mehr bemühe. Es passiert, wenn ich Jesus und sein vollbrachtes Werk besser kennen lerne. Wenn ich darüber nachsinne, dass Gott durch das einmalige Opfer Jesu am Kreuz alle meine Sünden weggenommen und mich gerecht gemacht hat. Unser Glaube wird wachsen. Die Gnade unseres Herrn wird uns immer deutlicher vor Augen stehen. Sie wird uns verändern, bis wir den neuen Himmel und die neue Erde mit eigenen Augen sehen dürfen. In diesem Sinne will ich gern Verständnis für die Verspätung aufbringen.
Autor: Edgar Schwarz
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Vor 50 Jahren dichtete der Liedermacher Manfred Siebald: „Wir beten laut: Herr, komm doch wieder, und denken still: Doch jetzt noch nicht.“ Sein Lied spiegelt gut wider, welchen Stellenwert die Wiederkunft Christi heute für viele hat: sie liegt in weiter Ferne, das Thema wird nur wenig beachtet.
Das war in der frühen Christenheit völlig anders. Die ersten Gemeinden hatten es sehr schwer. Sie lebten als Minderheit in einer heidnischen Umgebung, und schon kurz nach ihrer Gründung wurden sie verfolgt. Wer sich zu Christus bekannte, setzte sein Leben aufs Spiel – ähnlich wie heute in Ländern, in denen Christenverfolgung herrscht.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich diese Menschen nach einer Lösung ihrer Probleme sehnten, und diese wurde in der Wiederkunft Christi gesehen. Jesus hatte seinen Jüngern zugesagt, dass er wiederkommen und dann die Herrschaft der Welt übernehmen würde. Auch wenn er keine Aussagen zum Zeitpunkt gemacht hatte, erwarteten die frühen Christen seine Wiederkunft noch während ihres Lebens. Aber diese Erwartung erfüllte sich nicht.
Als Petrus seinen zweiten Brief an diverse Gemeinden in Kleinasien schrieb, rechnete er mit seiner baldigen Hinrichtung. Vorher wollte er seinen geistlichen Geschwistern noch etwas Ermutigendes auf ihren weiteren Weg mitgeben, und er erinnerte sie an die Zusage von Jesu Rückkehr.
Das Problem, dass die Erwartung einer baldigen Erfüllung dieser Verheißung enttäuscht wurde, konnte noch dadurch verschärft werden, dass Spötter diese für unglaubwürdig erklären würden. Petrus führt drei Argumente an, die helfen sollen, am Glauben an die Wiederkunft Christi festzuhalten.
Erstens zeigt er, dass Gottes Zeitrechnung eine andere ist als die der Menschen. In Psalm 90 heißt es in Vers 4: „Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.“ Wenn vor Gott völlig andere Maßstäbe gelten als bei den Menschen, wie kann man dann versuchen, Gottes Handeln in die menschliche Zeitrechnung hineinzupressen? Das muss zum Scheitern verurteilt sein. Gott hat Raum und Zeit erschaffen und steht damit außerhalb der menschlichen Zeitrechnung.
Zweitens verweist Petrus auf Gottes Gnade und seinen Willen, dass möglichst viele Menschen die rettende Botschaft von Jesus Christus hören und diese annehmen. Eine schnelle Wiederkunft Christi hätte bedeutet, dass gar nicht so viele Menschen von ihm hörten, und damit keine Chance hätten, an ihn zu glauben.
Drittens schließlich führt Petrus die Sintflut an, bei der alle Menschen vernichtet wurden, bis auf Noah, seine Familie und die Tiere, die er in seiner Arche geborgen hatte. Die Sintflut ist ein Beleg dafür, dass Gott durchaus gewillt ist, allem Bösen ein Ende zu setzen. Vor der Sintflut hatte sich das Schlechte in der Welt durchgesetzt. Es ging dabei nicht um die Vernichtung der gesamten Schöpfung, sondern um einen Neuanfang, einen neuen Bund zwischen Gott und den Menschen, die nach seinem Willen lebten. Das erwartete auch Petrus: die alte Welt würde vergehen, und Christus würde sein endgültiges Friedensreich aufrichten.
Wenn auch der zweite Petrus-Brief an Gemeinden in einer besonderen Situation der Bedrängnis geschrieben worden ist, enthält er doch Botschaften von allgemeiner Gültigkeit.
Alle Spekulationen, wann Jesus Christus wiederkommt, sind hinfällig. Im Laufe der Geschichte hat es immer wieder Spekulationen gegeben, an welchem Tag Jesus wiederkommen würde; und bisher haben sich alle als falsch erwiesen. Es ist nicht sinnvoll, weitere Berechnungen anzustellen; Gott allein weiß den Tag.
Gottes Zusagen gelten, auch wenn sie von manchen Menschen verspottet werden. Auch das hat es immer wieder gegeben, dass Aussagen der Bibel ins Lächerliche gezogen werden. Für Christinnen und Christen gilt aber uneingeschränkt, was in einem alten Lied so ausgedrückt wird: „Des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss.“
In der Regel wird heute der Schwerpunkt auf Gottes Gnade und Barmherzigkeit gelegt. Immerhin hat Gott seinen Sohn Jesus Christus auf die Welt gesandt, um die Menschen zu erretten. Aber Gott ist auch heilig, er ist nicht nur der „liebe Gott“, der alles Unrecht ohne irgendwelche Konsequenzen hinnimmt.
Wie schon die Sintflut gezeigt hat, will er nicht die Menschen vernichten, sondern er will sie auf den rechten Weg bringen. Das galt für die vielen Gerichtsandrohungen, von denen das Alte Testament berichtet: Wenn Gottes Volk sich fremden Göttern zugewandt hatte, wollte Gott es ermahnen, sich ihm wieder zuzuwenden und nach seinem Willen zu leben. Das Ende des heute gelesenen Abschnittes klingt bedrohlich. Aber Petrus verfolgt damit dieselbe Absicht wie die Propheten des Alten Testaments: Er beschreibt, dass die Zustände auf der Erde, die nicht Gottes Willen entsprechen, zu Ende gehen. Das ist der Beginn von etwas Neuem, etwas viel Besserem: einer Welt, in der das Böse keinen Raum mehr hat.
Damit will Petrus Menschen, die unter einer schweren Situation leiden, ermutigen: alles Leid wird irgendwann ein Ende haben. Sie brauchen nur noch eine begrenzte Zeit durchzuhalten. Schon jetzt gilt Jesu Zusage, dass er immer da ist und hilft, alles Leid zu ertragen; und irgendwann kommt das dauerhafte Ende allen Elends, aller Schmerzen.
Petrus möchte den Blick genau darauf richten: auf die Wiederkunft Christi, die einen Neuanfang bedeutet, das Anbrechen des endgültigen Friedensreiches Gottes.
Wie wäre es, dieses Thema wieder verstärkt in den Blick zu nehmen? In Kürze beginnt die Adventszeit. Christinnen und Christen überall auf der Welt erwarten, Christi Geburt zu feiern. Der zweite Adventssonntag ist im evangelischen Kirchenjahr aber nicht der Vorfreude auf die Geburt Jesu als Kind gewidmet, sondern dem Blick auf seine Wiederkehr als Herrscher der Welt. Wie wäre es, die kommende Adventszeit zum Anlass zu nehmen, Jesu Wiederkommen stärker als bisher in den Blick zu nehmen? Ich frage mich: was ändert sich dann für mich und meinen Glauben? Was ändert sich für Sie, wenn Sie das auch tun? Mögen Sie dieser Frage nachgehen?
Autor: Karin Weishaupt
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Diplomatie anzuwenden ist in der Politik üblich. Man will niemanden bloßstellen und versucht einvernehmlich zu handeln. Dabei ist es manchmal notwendig, dass zum Beispiel eine Regierung den Botschafter eines anderen Landes einbestellt, um direkte und klärende oder mahnende Botschaften weiterzugeben. Um Klartext reden zu können, ist bisweilen eine mündliche Konfrontation nötig.
Petrus wählt im obigen Text die Konfrontation um der Wahrheit willen. Wenn es um Irrlehrer geht, muss die Gemeinde wissen, was biblische Inhalte sind. Petrus äußert sich über die Irrlehrer: „Sie lästern, was sie nicht kennen.“ Die Verirrten schwelgen in Sünde, lassen sich von eigener Begierde leiten und lästern die Botschaft der Apostel. Dabei versuchen sie bewusst, ungefestigte Gemeindeglieder zu verführen.
Selbst tagsüber schwelgen sie in Essensgelagen und richten ihre Augen in ihrer sittlichen Verderbtheit auf junge Frauen mit der Absicht, sie sexuell zu verführen. Sie nehmen sich Freiheiten, die in der Sklaverei enden. Das Gelage am Tag bricht eine gesellschaftliche Tradition. Weil am Tag gefestet wurde, war die Tagesarbeit den Irrlehrern verpönt. So reihte sich ein Unheil ans nächste.
Früher wie heute gibt es Menschen mit charismatischem Charakter. Darunter gibt es auch gefährliche Verführer. Vorsicht vor Menschen, die andere an sich oder ihre Vorstellungen anstatt an Christus binden wollen. Gerade die altgriechische Ansicht, dass ein Christ auf keinen Wohlstand verzichten muss, wird heute gerne gelehrt. Das Wohlstandsevangelium zieht heute zahlreiche Menschen in seinen Bann.
Die Briefempfänger waren oft Sklaven und ärmliche Leute. Sie waren für solche Wohlstandsprediger empfänglich. Besonders angesprochen waren es in unserem Text junge Christen, die noch nicht stark in der christlichen Botschaft verwurzelt waren.
Petrus vergleicht die Wohlstandsevangelisten mit dem Propheten Bileam. Dieser lebte ca.1500 Jahre vor Christus. Mose war noch der Führer der Israeliten. Der König von Moab, Balak, schickte seine Boten zu Bileam, um in seiner Gegenwart das Volk Israel zu verfluchen. Bileam erbat sich Zeit, Gott zu befragen, was er tun soll. Gott legt Bileam ins Herz: „Geh nicht hin.“ Doch Bileam zog mit den Fürsten Balaks hin nach Moab. Ein Engel stellte sich ihm in den Weg. Die Eselin, auf der er ritt, sah diesen und wich dem Boten Gottes zweimal aus. Bileam schlug seine Eselin, da er den Engel nicht sah. Ein drittes Mal konnte die Eselin nicht ausweichen. Sie ging in die Knie. Da schlug Bileam seine Eselin wieder und wollte sie töten. Daraufhin sprach die Eselin in menschlicher Sprache und wies auf den Engel mit dem Schwert hin. Der Gesandte Gottes sprach: „Die Eselin hat mich gesehen und ist mir dreimal ausgewichen. Wäre sie mir nicht ausgewichen, wollte ich dich jetzt töten, die Eselin aber am Leben lassen.“ (4. Mose 22, 33). Balak führte seinen Gast auf einen Berg, von dem er das lagernde Volk Israel überblicken konnte. Doch anstatt zu verwünschen, segnete Bileam das Volk. Er sagte Balak, dass er nur das sagen kann, was Gott ihm auftrug. Der Moabiterkönig versuchte es noch zweimal an anderen Orten. Bileam segnete jeweils das Volk Israel.
Die Moabiter luden daraufhin die Israeliten zu ihren Feiern ein und verführten viele zum Götzendienst und der Hurerei. Zahlreiche Israeliten nahmen sich fremde Frauen. Das missfiel Gott und er griff ein. So wurde Bileam wegen seiner Habgier für die frühe Kirche zum negativen Bild.
Mit hochtrabenden Worten versuchen die Verführer mit körperlichen Begierden und einem ausschweifenden Lebensstil, Menschen zu ködern. Das ist in der heutigen Zeit einfacher geworden. Ob im Fernsehen, Internet oder in Zeitschriften wird ein Lebensgefühl vorgegaukelt, Gottes Wege zu verlassen. In der Folge sind schon viele ungefestigte Nachfolger Jesu in Abhängigkeiten geraten mit finanziellen Lasten.
Trotz eines kleinen Einkommens in einem freikirchlichen Werk bin ich vor Schulden bewahrt worden. Wir konnten als sechsköpfige Familie auf besonderen Luxus verzichten. Für Urlaub und Kinderlager hatten wir immer etwas zurückgelegt. Wenn etwas Außergewöhnliches anzuschaffen war, beteten wir dafür. Einmal mussten wir uns für ein größeres Fahrzeug wegen des Familienzuwachses entscheiden. Wir beteten dafür, weil wir das Geld nicht hatten, um den Wagen zu bezahlen. Einen Kredit wollten wir nicht aufnehmen. Nach ein paar Tagen öffnete ich den Briefkasten. Da lag ein Umschlag drin mit einem Betrag, der uns noch fehlte. So war es auch in den bisherigen 72 Jahren: Wenn wir etwas nötig hatten, war der lebendige Gott schon dabei, uns zu beschenken. Sein Wort ist wahr. Im 1. Petrusbrief, Kapitel 5, Vers 7 steht: „Alle eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“
Autor: Pastor Peter Müller
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Falsche Propheten, falsche Lehrer – dieses Phänomen ist durch die ganze Bibel hindurch zu finden. Die echten Propheten Gottes warnen vor ihnen. Jesus spricht immer wieder darüber. Die Briefe der Apostel beschäftigen sich sehr häufig damit.
Und auch in unserer heutigen Zeit gibt es davon reichlich. Genau genommen viel zu viel. Wie erkennen wir solche „falschen Propheten“?
Stellen Sie sich doch einmal folgende Szene vor:
Es stehen zwei Propheten nebeneinander auf einem hohen Berg. – Gottesbegegnungen finden in der Bibel oft auf einem Berg statt. Beide sehen etwas in Richtung Zukunft, was geschehen wird oder unter bestimmten Voraussetzungen geschehen könnte.
Prophet 1 sagt: „Ich sehe Fürchterliches auf uns zukommen! Die Erde brennt, Seuchen und Plagen kommen über die Menschheit. Kriege um Kriege, Gottlosigkeit, Zerstörung, Verfolgung. - Buddelt euch alle ein, nehmt eine Palette Konserven mit, - und vergesst den Büchsenöffner nicht!“
Prophet 2 sagt: „Ich sehe, dass sich viele Menschen vom guten Weg abgewandt haben. Sie wollen nichts mit dem Gott zu tun haben, der sie doch über alles liebt. In ihrer eigenen selbstgewählten Gottesferne kommt große Not über sie. Sie sind aus dem Schutzbereich Gottes weggelaufen und so in ihr eigenes Verderben gerannt. Aber Gott hat in seiner unendlichen Liebe bereits einen Rettungsplan. Ich sehe, dass er sich Menschen wie in einem „Schutzraum“ (wie eine Arche) bewahrt hat. - Das sind solche, die ihr eigenes Leben voll und ganz in die Hände ihres Erlösers Jesus gelegt haben und ihn von ganzem Herzen lieben. Ich sehe, dass Gott sie mit Weisheit, Güte und Liebe ausgestattet hat. Inmitten dessen, dass so vieles erschüttert wird und so manche bisherige Grundordnung bedeutungslos wird, bauen sie etwas Neues auf. Ihr Leben wird wie ein den Weg weisender Leuchtturm für viele Menschen um sie herum sein. Ihr Dasein lädt zu einer persönlichen Lebensbeziehung zu Jesus ein. Es entsteht ein neues Miteinander. Die Menschen werden wieder in Achtung miteinander umgehen. Die Würde der Menschen wird wieder gewahrt. Der Erdboden beginnt wieder, gesunde Früchte hervorzubringen. Ich sehe, wie Jesus selbst unter ihnen lebt und die Engel auf seinen Befehl hin die Menschen unterstützen.“
Und jetzt die Frage:
Welcher Prophet ist der schlechte Prophet, der Gott nicht wirklich kennt – und welcher Prophet ist der gute Prophet, der eine echte Herzensbeziehung zu seinem Gott hat?
Ich denke, dass sich diese Frage von selbst beantwortet: Der zweite Prophet.
Auch in unserer heutigen Zeit hat Gott seiner Gemeinde echte Apostel geschenkt, echte Propheten, echte das Evangelium gut erklärende Menschen, echte Hirten, die andere lehren.
Aber es gibt auch reichlich „Möchtegerns“ und von einer Art „Selbstberufung“ Getriebene, die sich mit ihrem Tun eigene „Denkmäler“ bauen, um bewundert zu werden.
Woran können wir erkennen, wer oder was „echt“ ist?
Die Bibel spricht von einer sogenannten „Geisterunterscheidung“. Es gibt dabei einen Unterschied zwischen „Geistern“ und „Geisteshaltungen“. Bei einer Geisteshaltung geht es z. B. um die Herzensgesinnung, die Handlungsmotivation Jesu. Das Erbarmen Jesu und seine liebevolle Haltung der Gnade werden hier beschrieben.
Es kommt nicht nur darauf an, dass etwas besonders geistlich artikuliert wird, sondern dass die innere Einstellung der redenden bzw. handelnden Person von herzlichem Erbarmen und wohlwollender Güte geprägt ist.
Ist das Handlungsmotiv, dass man beeindrucken bzw. beherrschen will? - Oder möchte man dienen und auferbauen?
Die Ausführungsmotivation und der Aussagecharakter sind entweder vom Geist Gottes bewirkt und von der Herzensgesinnung Christi bewegt, - oder es steckt eine andere Geisteshaltung dahinter, die eher seelischer Natur ist, von einer menschlichen Denkweise her.
Eine der Geistesgaben besteht darin, die Dinge zu erkennen und sie auch voneinander unterscheiden zu können.
Es gibt geistlich auftretende Menschen (auch in sogenannten Ämtern), die voreingenommen und unbelehrbar sind. Sie missachten geistliche Verantwortlichkeiten und stiften immer wieder Unruhe. In unbefugter Weise übertreten bzw. „versetzen“ sie die Grenzen anderer und tasten andere Christen an. Sie sind eifersüchtig und ehrsüchtig. Ihr Antrieb ist eine egoistische Form eines „Sendungsbewusstseins“.
Der Apostel Johannes beschreibt in seinem ersten Brief, dass wir dann den „Geist, der von Gott“ kommt, haben, wenn der Heilige Geist in uns Christi Erlösungswerk offenbart hat, und das unsere Herzensüberzeugung ist.
Wer wirklich in einer Lebensbeziehung mit Jesus steht, der lässt sich von dem, was die echten (!) Apostel des Herrn lehren, entsprechend leiten.
Alles, was belastend, bedrückend, Angst einflößend, unfrei, zwingend, verwirrend wirkt, entspringt oft einem Leistungsdruck oder Machtgehabe, aber nicht dem Heiligen Geist.
Worte aus dem Heiligen Geist heraus machen froh, frei, vermitteln Glauben und Hoffnung. Vorausgesetzt, man liebt den Herrn, also Jesus, und ist ihm von Herzen gehorsam; man lässt sich von ihm leiten.
Die Gabe der Geisterunterscheidung (nach 1. Korinther 12,10) ist gegeben, damit vertrauenswürdige Menschen in der Gemeinde ein beschützendes und förderndes Wächteramt ausüben. Sie warnen vor falschen Einflüssen und unterstützen das, was der Geist Gottes tatsächlich offenbart.
Die Gabe der Geisterunterscheidung ist nicht zu verwechseln mit persönlicher Ablehnung bestimmter Menschen. Wir müssen unser eigenes Herz prüfen, damit nicht menschliche Gefühle unser geistliches Unterscheidungsvermögen beeinträchtigen.
Die Gabe der Geisterunterscheidung ist nicht dazu da, um andere bloßzustellen, sondern um zu wissen, wie und auf welche Weise wir ihnen helfen können.
Kurz gesagt: Jede Art von „Prophetie“ oder sonstiger Lehrbotschaft, die hauptsächlich Angst, Panik und Befürchtungen auslöst, gilt es anhand des Wortes Gottes zu prüfen.
Einen „guten“ Propheten erkennt man an seiner Demut, an seiner Fähigkeit, ein wahrer Mitbruder im Herrn zu sein. Der Charakter eines Menschen ist das „Transportmittel“ der Botschaft.
Ich wünsche Ihnen eine solche persönliche Herzensbeziehung zu Jesus, in der sie auch in diesen etwas turbulenten Zeiten einen wahren inneren Ruhe- und Schutzort finden.
Und ich wünsche Ihnen eine geistliche Familie als ihr Zuhause. - Menschen, die nicht perfekt sind, aber die Jesus von ganzem Herzen lieben.
Autor: Volker Hase
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„2 x 3 macht 4, Widdewiddewitt und Drei macht Neune. Ich mach' mir die Welt, Widdewidde wie sie mir gefällt ...“, so heißt es im Titelsong der Kinderserie Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren.
„Ich mach mir dir Welt, wie sie mir gefällt“, das ist eine Lebenshaltung, die uns in den letzten Jahrzehnten in unserer westlichen Gesellschaft stark geprägt hat. Aus diesem Lebensmotto spricht zunächst einmal ein Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung. Das klingt verlockend und ist für mich auch nachvollziehbar in der Zeit um 1970, als das Lied entstand. Es war die Zeit der Befreiung von einem alten Autoritätsglauben, der zwei so grausame Weltkriege zugelassen hatte, die Zeit der Studentenrevolten, der sexuellen Revolution und der antiautoritären Erziehung...
„Ich mach mir dir Welt, wie sie mir gefällt“, heißt: Ich mach mich frei von Vorschriften und lebe so, wie es mir Spaß macht. In den 1980er Jahren klang es dann aus allen Radios: „Ich will Spaß, ich will Spaß! Ich geb Gas, ich geb Gas!“ und Anfang der 2000er Jahre startete eine Bundestagspartei im Wahlkampf eine Imagekampagne als Spaßpartei.
„Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“ – das ist aber auch ein Lebensmotto, das in die negative Richtung wirkt. Wer nur nach dem eigenen Gefallen fragt, stellt sich selbst in den Mittelpunkt und das Wohl seiner Mitmenschen hinten an. Wer nur nach dem Lustprinzip lebt, verliert Werte, die für das Wohl der Gemeinschaft und auch des Einzelnen in ihr wichtig sind. Es ist zwar immer wieder von Werten wie Gerechtigkeit, Frieden, Menschenwürde und Gleichberechtigung die Rede, doch haben wir sie immer noch nicht erreicht. Im Gegenteil, die soziale Schere klafft wieder auseinander, Kriege machen den Frieden zunichte, Frauen und andere Menschen werden immer noch benachteiligt und Menschenwürde wird zu oft missachtet. Das verunsichert.
Unter einem solchen Eindruck von der Gesellschaft, in der ich lebe, spricht mich der heutige Bibeltext aus dem 2. Petrusbrief an, ein 2000 Jahre alter Text, der nichts an Aktualität verloren hat. Gewiss, er ist nicht an eine Gesellschaft gerichtet, sondern an christliche Gemeinden, aber er tröstet diese und gibt ihnen Anstoß zu einem Mut machenden Zeugnis in der Welt.
Petrus warnt in seinem Brief vor falschen Lehren, die seine Botschaft nach seinem Tod in Vergessenheit bringen könnten. Er erinnert seine Leser daran, dass sie in dem Evangelium, dass er ihnen nahegebracht hat, mit der Wahrheit ausgerüstet sind und wissen, was ihnen Kraft und Stärke zum Leben gibt. Es kommt darauf an, wach und aufmerksam zu bleiben und sich immer an die Botschaft Jesu Christi zu erinnern.
Denn diese Botschaft wurde ihnen nicht von irgendwelchen Menschen gebracht, die Lügen verbreiten und sich mit haltlosen Versprechungen Einfluss verschaffen. Was Petrus und seine Apostelkollegen über Jesus verkündet haben, dafür sind sie Augen- und Ohrenzeugen gewesen. Sie sind über Jahre mit ihm durch die Lande gezogen und haben seine Lehren aufgenommen, sein Wirken erlebt und ihn anhand der Schriften der Propheten als den Messias erkannt. So sahen sie etwa, dass bei ihm Blinde wieder sehen konnten, Lahme wieder gehen, dass Aussätzige wieder rein wurden, Taube wieder hörten, Tote wieder aufstanden und Armen das Evangelium gepredigt wurde, wie es schon der Prophet Jesaja gesagt hatte (Jes 26,19; Jes 35,5; Mt 11,5). Und vor allem haben sie auf dem Berg der Verklärung Jesus in seiner ganzen Herrlichkeit gesehen, begleitet von den großen Propheten Mose und Elia. Und sie haben gehört, dass Gottes Stimme vom Himmel her Zeugnis für Jesus ablegte: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ (vgl. Mt 17,5)
Petrus und seine Apostelkollegen waren also Augen- und Ohrenzeugen Jesu Christi und konnten auch bezeugen, dass sich die Worte in den Schriften der Propheten in Jesus erfüllt hatten. Deshalb ist es gut und richtig, auf die heiligen Schriften der Propheten und auf die Botschaft Jesu zu achten, sie zu lesen, zu hören und zu studieren. Sie sind nicht von Menschen erdacht. Gott selbst hat Menschen durch seinen heiligen Geist angeleitet, in seinem Auftrag zu reden und seine Worte niederzuschreiben. Aus den Schriften der Bibel spricht Wahrheit.
„Ich mach mir dir Welt, wie sie mir gefällt“ – mir scheint das Lebensmotto für sich genommen kein tragfähiges Konzept zu sein. Freiheit und Selbstbestimmung gehören zu den Ursehnsüchten der Menschen, sie dürfen aber nur so weit reichen, wie sie die Freiheit und Selbstbestimmung des anderen nicht einschränken. Gott hat dem Menschen Freiheit zur Lebensgestaltung gegeben, sie aber auch mit dem Auftrag zur Pflege und Bewahrung der Schöpfung verbunden. Und er hat den Menschen in eine Gemeinschaft gestellt, die diesen Auftrag gemeinsam ausführt.
Mit viel Verstand und Phantasie hat der Mensch seine Welt gestaltet und Möglichkeiten erkannt und genutzt, die ihm die anvertraute Schöpfung bietet. Er hat sich entwickelt und Fortschritte gemacht. Aber er neigt auch dazu, die Errungenschaften für persönliche Zwecke zu missbrauchen und damit die Gemeinschaft zu schädigen. Reichtum und Macht verführen dazu, Gerechtigkeit und Frieden der Menschen zu stören.
Wir leben heute in einer Zeit, in der das Pendel umschlägt. Nach den dunklen Zeiten der beiden Weltkriege ging es rasant bergauf. Uns schien eine schillernde Zukunft bevorzustehen: Nie wieder Krieg! Wohlstand für alle! Und wir haben auch lange in Frieden leben dürfen und ein hohes Maß an Wohlstand erreicht. Doch der Mensch baut nicht für die Ewigkeit. Die Welt ist vom Verfall gezeichnet. Und so erleben auch wir nun, dass sich die Zeiten ändern. Viele Menschen sind dadurch sehr verunsichert.
Als Christen aber haben wir durch das Wort Gottes eine Perspektive in die Zukunft. Mit Jesus Christus ist das Reich Gottes in dieser Welt angebrochen und wenn er wiederkommt, werden wir es in seiner vollen Pracht und Herrlichkeit erleben. Bis dahin haben wir das Zeugnis der Augen- und Ohrenzeugen in der von Gottes Geist inspirierten Schrift, der Bibel. Es ermutigt uns und mit ihm können wir auch anderen Mut machen. Die Heilige Schrift gibt uns Orientierung und bleibenden Maßstab für ein gelingendes Leben, wie es dem Schöpfer gefällt.
Autor: Ute Cron-Böngeler
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Ein guter Bekannter, schon lange Jahre Christ, sagte einmal zu mir: „Weißt du, ich hätte gerne als Gläubiger zur Zeit König Davids gelebt. Man musste die zehn Gebote halten, das würde ich noch halbwegs schaffen. Und einmal im Jahr, am Versöhnungstag, wurden einem dann alle Sünden vom letzten Jahr vergeben. Wunderbar einfach. Aber schau mal in das Neue Testament, besonders in die Briefe, da werden wir als Gläubige mit lauter Ratschlägen bombardiert. Man muss tugendhaft sein, besonnen, geduldig, die Feinde lieben, eifrig sein, ohne Unterlass beten und so weiter und so fort. Das ist ja die reinste Leistungsorgie. Wer schafft denn so etwas? Dass Christen oft lustlos oder depressiv auf andere wirken, ist für mich nicht überraschend. Und solch ein frommer Leistungskatalog soll für andere attraktiv sein? Mich wundert es nicht, dass die Kirchen immer leerer werden.“ -
Ich konnte meinen Bekannten gut verstehen. Denn mir ging es eine Zeitlang ebenso. Von den vielen Erwartungen und Aufforderungen, wie man als Christ zu leben hatte, schwirrte mir manchmal der Kopf. Eine frohe Botschaft? Mir kam es nicht so vor.
Bis ich irgendwann begriff: Ja, das ist die Folge, wenn man das Neue Testament nur als neues Gesetzbuch liest. Mancher vergisst dabei, dass die Aufforderungen nur Wegweiser sein sollten zu einem erfüllten Leben.
Man vergisst leicht beim Lesen des Neuen Testaments, und besonders hier im Petrusbrief, in welcher Atmosphäre solche Sätze gesprochen wurden. Die Christen des ersten Jahrhunderts hatten durch ihre Hinwendung zu Jesus und durch den Empfang des Heiligen Geistes einen starken Lebensimpuls bekommen. Im Bibeltext taucht mehrmals das Wort Kraft auf. Die Christen lebten in dem Bewusstsein: Jetzt möchten wir einmal ausprobieren, ob das mit der göttlichen Kraft stimmt und ob man in einer hektischen Situation tatsächlich geduldig sein kann. Wir wollen einmal sehen, ob es stimmt, dass die Tugend der Tapferkeit Freude macht. Wir wollen einmal sehen, ob es stimmt, dass man als Christ tatsächlich ein ausbalanciertes Leben haben kann, mitten in einer durchgedrehten Situation. Wir wollen jetzt einmal sehen, ob Gottes Geist uns tatsächlich befähigt, andere zu lieben, die einem das Leben schwer machen.
Diese scheinbar dürren und theoretischen Worte, die uns im Petrusbrief und besonders in unserem heutigen Abschnitt entgegenkommen, das war für die Christen die große Überraschung: Sie merkten, dass es ihnen tatsächlich gelang, nach dem Willen Gottes zu leben. Natürlich nicht perfekt, aber es ging. Nur: wenn wir 1900 Jahre später diese Zeilen lesen, spüren wir nicht mehr viel von der Begeisterung, die dahintersteckte. Und die Gefahr ist groß, dass wir diese Verse als neue Leistungen sehen, die wir vollbringen müssten.
Glauben wir ernsthaft, dass Gott alle diese Dinge gleich morgen von uns erfüllt haben will? Das wäre doch die reinste Werkgerechtigkeit. Nein, wir dürfen sie ausprobieren: die Geduld, die Mäßigung, die Tugend, die Liebe, die Erkenntnis. Dafür haben wir das ganze Leben Zeit. Was macht es schon aus, wenn wir dabei Fehler machen und es uns nicht gleich gelingt? Gott liebt uns umso mehr. –
Als der christliche Glaube im 3. Jahrhundert in Ägypten Fuß fasste, löste der Bauernjunge Antonius aus Kome eine christliche Revolution aus. Er hatte nach dem jähen Tod seiner Eltern das dringende Bedürfnis, den neuen Glauben an Christus zu vertiefen, zunächst durch Enthaltsamkeit. Er schlief nur noch auf einer dünnen Matte, aß kein Fleisch mehr und hielt sich von rauschenden Partys fern. Er wäre gerne allein gewesen, aber es ging nicht. Man lebte mit der ganzen Familie und dem Vieh in einem Raum, es gab keinen Rückzugsort. Da entschloss sich Antonius zu einem ungewöhnlichen Schritt. Er zog in die Wüste. Niemand in Ägypten wäre damals freiwillig für längere Zeit in die Wüste gegangen. Die ägyptische Wüste war der Ort, wo die Toten begraben wurden und wo die Dämonen hausten.
Aber Antonius sagte sich: Wenn es stimmt, dass Christus alle bösen Mächte besiegt hat, dann werde ich das jetzt ausprobieren. Entweder es stimmt, oder ich gehe dabei zugrunde. Und so zog er mit einem Freund los, der ihn einmal in der Woche mit Brot und Wasser versorgen sollte.
Antonius konnte weder lesen noch schreiben. Er hatte nur ein paar Worte aus der Heiligen Schrift auswendig gelernt: das Vaterunser, den Jesusnamen, die Anrufung Abba für Gott, den Hebräischen Ruf Maranathá: Komm, Herr, und den Ruf der Blinden im Evangelium: Jesus Christus, Sohn Davids, erbarme dich unser. Und was macht man als Beter den ganzen Tag, wenn einem beim Beten nichts mehr einfällt? Irgendwann wiederholte er die wenigen Worte so lange, bis er spürte, dass er immer konzentrierter wurde und die innere Verbindung zu Jesus zunahm. Er hatte das Herzensgebet erfunden.
Der Gang in die Wüste durch Antonius, einen 20 jährigen jungen Mann ohne Bildung, wurde zu einer ungeahnten Erneuerungsbewegung in Ägypten. Sein Leben machte Schule, und es entstand eine große kontemplative Bewegung, die später unter dem Namen Die ägyptischen Wüstenväter in die Kirchengeschichte einging.
Jedenfalls, Ägypten erlebte eine ungeahnte christliche Blüte. Als im sechsten Jahrhundert der kriegerische Islam fast das gesamte christliche Nordafrika auslöschte, blieb nur die koptische ägyptische Kirche am Leben. Ihre Wurzeln reichten tief.
Diese Faszination des neuen Glaubens geht manchmal zwischen den Buchstaben der Bibel verloren. Das Neue Testament und der Petrusbrief, das sind keine neuen, unmenschlichen Vorschriften, noch strenger als die zehn Gebote, sondern das sind Wegweiser zu einem erfüllten Leben. Wir können ausprobieren, ob es stimmt, dass wir beim Autofahren geduldig sein können, wenn uns jemand ausbremst. Wir können testen, ob wir bei einem unverschämten Gespräch merken, dass der andere auch jemand ist, den Gott liebt, und können lernen, ihn oder sie mit den Augen Gottes zu sehen.
Wir können entdecken, welche Freude es macht, eine neue Erkenntnis im Glaubensleben zu begreifen.
Und nun kommt ein großes Wort: Wir werden dabei erfahren, dass wir tatsächlich Anteil haben an der göttlichen Natur. So heißt es in Vers 4. Was für ein großartiger Gedanke!
Ich wünsche eine frohe Entdeckungsreise auf dem Weg der christlichen Tugenden.
Autor: Pastor Albrecht Gralle
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„Du bist der Mann!“
Diese Worte hallen nach, als David diesen authentischen und ehrlichen Psalm formuliert.
Zuvor hatte Nathan ihm eine Geschichte von zwei Männern erzählt. Der eine war reich, der andere arm. Der Reiche hatte viele Schafe und Rinder, während der Arme nur ein kleines Schäflein besaß.
Eines Tages kam ein Gast zu dem Reichen. Von seinen eigenen Tieren wollte er keines opfern. Stattdessen nahm er, ohne zu fragen, das Schaf des Armen, schlachtete es und machte daraus ein Mahl für seinen Gast.
David war empört über dieses Verhalten und rief: „Der Mann ist ein Kind des Todes.“
Denn David hatte Uria in den Tod geschickt, um Bathseba, seine Frau, für sich zu haben. Sie erwartete ein Kind von David. Er glaubte, das hätte keiner gemerkt. Doch das Blut des Uria schrie zum Himmel. Darum sandte Gott den Propheten Nathan, um David die Leviten zu lesen.
Dieser sah seine Schuld auch sofort ein und bekannte, dass er gesündigt hatte. Nathan sagte ihm daraufhin, dass er nicht sterben müsse, wohl aber das Kind, das er gezeugt hatte.
Dies ist die Vorgeschichte zu unserem Psalm. Noch heute spürt man, wie ergriffen David von dem ist, was er getan hatte. Er ist sich bewusst, dass er Gott schwer enttäuscht hat.
Ohne Umschweife und Ausrede gibt er zu, dass er einen großen Fehler gemacht hat. Gott, dem er doch alles zu verdanken hat, hat er hintergangen. Doch vor Gott kann niemand etwas verbergen. Darum stellt er fest: „Dir gefällt Wahrheit, die im Verborgenen liegt, und im Geheimen tust Du mir Weisheit kund.“ Das ist keine vorgegaukelte und vorgespielte Wahrheit, sondern echte Wahrheit. Manche Menschen mögen nach außen Großartiges demonstrieren. Doch in Wirklichkeit schaffen sie Trugbilder, die bei näherem Hinschauen wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen.
David hat das am eigenen Leib erfahren. Nach außen hin sah alles perfekt aus, doch im Inneren herrschte das größte Übel. Bitter muss David gestehen: „Ich bin als Sünder geboren und meine Mutter hat mich in Sünden empfangen.“ Ohne Gottes Hilfe ist er verloren. Darum bittet er Gott: „Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde und wasche mich, dass ich schneeweiß werde.“ Allein schafft er das nicht. Nur Gott kann ihn aus dem Schlamm ziehen.
Wir machen manchmal die Erfahrung: Wenn wir Vergebung erfahren haben und neu vor Gott dastehen, geraten wir schnell wieder ins alte Fahrwasser. Und bald stecken wir wieder fest im Sumpf der Sünde. Was kann uns helfen? David findet eine Lösung, die uns heute in unserem Leben helfen kann.
Die erste Lösung ist seine Bitte: „Schaffe in mir ein reines Herz.“ Denn aus dem Herzen kommen oft böse Gedanken, Groll und Wut, die sich in negativen Handlungen entladen können.
Wir sind erschrocken, wie ein unbescholtener Familienvater sich an Kindern vergehen kann oder einen heimtückischen Mord begeht. Diese schrecklichen Taten haben sich im Inneren vorbereitet. Das Herz war voller übler Gedanken, die schließlich realisiert wurden.
Bei David war es ähnlich: Er hatte Übles im Schilde, das er am Ende ausführen ließ.
Das andere, um das David bittet, ist ein neuer, beständiger Geist. Der neue Geist soll sich in unserem Leben ausbreiten. Natürlich hat sich David sein Leben lang an seine frevelhafte Tat erinnern können. Sie blieb Bestandteil seines Lebens. Aber es kamen neue, positive Taten und Erfahrungen hinzu, die ihn ausmachten.
Dieser neue Geist soll beständig sein. Keine Eintagsfliege, kein Strohfeuer. Nein, Gottes neuer Geist muss unser ganzes Leben bestimmen. Jeden Tag. Jede Stunde. Dann wirkt er sich nachhaltig in unserem Leben aus.
David hängt sich ganz an Gott fest. Nach seiner Schandtat weiß er, dass nur der ihn retten kann. Darum bittet er Gott darum, ihn nicht von seinem Angesicht zu verwerfen und seinen heiligen Geist nicht von David zu nehmen. Er bittet Gott um neue Lebensfreude und um einen willigen Geist. An diesen Versen sieht man, wie erschüttert David noch ist, gesündigt zu haben.
Er bittet Gott, ihm die Lippen zu öffnen und Gottes Ruhm zu verkündigen. Außerdem will er die Übertreter Gottes Wege lehren, dass sich die Sünder zu ihm bekehren. David will ein neues Leben führen, das keinen egoistischen Zielen folgt, sondern Gott die Ehre gibt. Damit ist er ein Vorbild für uns heute.
Am Schluss des 51. Psalms hat David eine erstaunliche Erkenntnis: Schlachtopfer und Brandopfer gefallen Gott nicht. Vielmehr sieht Gott auf ein zerknirschtes Herz, das Gott um Vergebung bittet.
Was nützen Opfer, wenn sie nicht von Herzen kommen? Wichtig ist die innere Einstellung. Man kann noch so viele Opfer bringen: wenn keine Umkehr folgt, sind sie umsonst. Man denkt, man hätte seine Pflicht getan, und macht weiter wie vorher. Das gefällt Gott nicht.
Weil er aber darum weiß, dass wir Menschen immer wieder versagen im Leben, hat er ein Opfer gebracht, welches alle Opfer übersteigt: Jesus Christus, der für uns am Kreuz gestorben ist und damit alle unsere Schuld weggenommen hat. Ihm sei ewig Dank.
Autor: Martin Gohlke
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Zwei Briefe hat der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth geschrieben. Vor knapp 2000 Jahren. Weitere Briefe an diese Gemeinde sind uns zumindest nicht erhalten geblieben. Der heutige Abschnitt ist zugleich der Abschluss des zweiten Briefes an die Christen in jener Stadt.
Deshalb heißt es für Paulus, jetzt noch einmal etwas Wegweisendes zu schreiben. Etwas Aufbauendes zum Schluss. Die Überschrift dieses Kapitels klingt allerdings alles andere als aufbauend: „Mahnungen vor dem dritten Besuch“ lautet die Überschrift in der Lutherbibel. Das, was folgt, scheint nicht sonderlich verlockend zu werden.
Denn wer bekommt schon gerne Ermahnungen? Wenn Eltern ihre Kinder ermahnen, hören die das oftmals überhaupt nicht gerne. Wenn der Lehrer seine Schüler ermahnt, dann stellen die ihre Ohren manchmal genervt „auf Durchzug“. Worte wie „mahnen“ und „ermahnen“ sind deshalb häufig negativ besetzt.
Aber jetzt lässt auch der Apostel Paulus eine Reihe von Mahnungen los. Und das auch noch ganz am Ende seiner Briefe an die Christen in Korinth. „Mahnungen vor dem dritten Besuch“. Ist ihm nichts Besseres eingefallen?
Worum geht es? Paulus schreibt von Gemeindegliedern, die eine nicht näher beschriebene Sünde auf sich geladen haben. Diese Gemeindeglieder werden zur Buße gerufen. Andernfalls würden sie die Strenge und die Vollmacht des Apostels erfahren, wenn er zu einem weiteren Besuch zu ihnen kommt. Und, so schreibt Paulus weiter, die Gemeinde möge sich selbst erforschen. Alle sollen sich prüfen, ob sie im rechten Glauben an Jesus Christus stehen. Dass sie in ihm sind und er in ihnen ist. Dass es da eine ganz enge Vertrauensbeziehung gibt. Und dass dieser Glaube an Jesus sich auch im Gemeindealltag bewährt. Dass sie nichts Böses tun. Einerlei Sinn haben. Frieden halten.
„Mahnungen vor dem dritten Besuch“. Ja, die Überschrift passt. Hatte Paulus also vielleicht einen schlechten Tag, als er diesen Briefschluss verfasst hat? – Nein. Ganz und gar nicht. Denn es geht um das Motiv, das hinter seinen mahnenden Worten steckt.
Das Motiv des Paulus ist nicht Rechthaberei oder Besserwisserei. Er will nicht den Chef raushängen lassen. Er will nicht der Bestimmer sein, weil das seiner Ichsucht schmeicheln würde.
Das Motiv des Apostels ist ein ganz anderes. Es ist die Retterliebe, die ihn – auch am Ende des zweiten Korintherbriefes – so reden und schreiben lässt. Es ist seine Liebe zu Gottes Wort. Und es ist seine Liebe zu den Menschen, die ihm anvertraut sind. Die Liebe auch zu der Gemeinde in Korinth.
Wenn mir das aufgeht, sehe ich die vielen Mahnungen plötzlich in einem ganz anderen Licht. Paulus möchte gar nicht selber groß rauskommen. Vielmehr möchte er die Christen in Korinth zum rettenden Glauben an Jesus rufen. Und zum fröhlichen Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes. Damit auch sie Vergebung von Sünden erfahren. Damit sie den Frieden Gottes im eigenen Leben haben – und diesen Frieden auch in der Gemeinde leben. Dass sie sich gegenseitig als geliebte Kinder Gottes verstehen – und miteinander auf dem rechten Weg des Glaubens sind.
Dieser Herzenswunsch, dieses Motiv der Retterliebe steckt hinter den Worten des Apostels. Er möchte lieber selbst als schwach gegenüber den Christen in Korinth dastehen. Was für eine Demut legt Paulus an den Tag! Hauptsache, die Christen haben schon heute durch Jesus das wahre Leben – und kommen später auch einmal im ewigen Leben an.
Aus dieser leidenschaftlichen Liebe heraus schließt Paulus den Brief mit den Worten: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“
Paulus hatte bei der Abfassung dieser Zeilen also keinen schlechten Tag. Ganz im Gegenteil: ihm hätten keine besseren Worte einfallen können. – Ob die Christen in Korinth das in dieser Weise verstanden haben? Ob sie diese werbende Liebe hinter den Worten gespürt haben? Diese Liebe zu Gottes Wort und zu ihnen als Gemeinde? So dass die Christen in Korinth die Mahnungen dankbar und fröhlich angenommen haben? Als wegweisend und aufbauend? Oder haben sie ihre Ohren „auf Durchzug“ gestellt?
Plötzlich denke ich an unsere Gemeinden heute – und an die, die sie leiten. Wenn ich als Gemeindeleiter tätig bin, als Pastor oder Pfarrer, als Diakon, Jugendreferent oder in welcher Funktion auch immer, vielleicht als Ehrenamtlicher: welche Motive treiben mich in der Gemeindearbeit an? Die Frage ist entscheidend.
Denn wie schnell kommt es zu unseligem Streit und zu Auseinandersetzungen, wenn meine Motive falsch sind. Wenn das, was ich sage und tue, eigentlich dazu dient, dass ich groß rauskomme. Wenn Rechthaberei und Ichsucht heimlich meinen Dienst prägen – dann wird auf einer solchen Gemeindearbeit kein Frieden und kein Segen ruhen.
Ganz anders ist es, wenn meine Motive dieselben sind wie bei Paulus. Er will lieber selbst ganz gering sein und schwach – Hauptsache, die Gemeinde wird im rechten Glauben auferbaut. Hauptsache, die ihm anvertrauten Menschen leben immer entschiedener und fröhlicher im Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Unter seiner Gnade. In seiner Liebe und seinem Frieden. Und das gemeinsam.
Welche Motive treiben mich in meiner Gemeindearbeit an? In meinem Dienst? Vor dieser Frage stehen alle, die in einer christlichen Gemeinde Verantwortung übernehmen. Egal an welcher Stelle.
Und als Gemeindemitglied? Lasse ich mir eine solche Mahnung gefallen? Wegweisung aus dem Wort Gottes? Aus der Liebe heraus gesprochen? Wie viel Schaden kann angerichtet werden, wenn ich mich als Gemeindeglied stattdessen als Wichtigtuer aufspiele. Oder mich beleidigt abwende, weil ich keine Korrektur durch Gottes Wort haben will.
Aber wieviel Segen ruht darauf, wenn ich Worte annehmen kann, die aus echter Liebe und aus der biblischen Wahrheit heraus gesprochen werden. Wenn ich im Licht des Wortes Gottes prüfe, ob der andere vielleicht Recht hat und ich mich ändern muss. Welch fröhliche Gemeinschaft unter Gottes Wort kann da entstehen und wachsen. Dass eine Gemeinde auflebt. Im demütigen Hören auf Gottes Wort und seine Mahnungen.
Und so wünsche ich allen, die in einer Gemeinde Dienst tun, wie auch allen anderen Gemeindegliedern, das, was der Apostel Paulus am Ende seines Briefes schreibt: „Prüft euch selbst!“ Und: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“
Autor: Michael Klaus
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"Es könnte auch alles ganz anders sein …“: Dieser Satz meines Gesprächspartners, den ich um Rat gefragt hatte, riss mich aus dem Abwärtsstrudel, in den ich geraten war.
In einer Auseinandersetzung fielen Worte, die mich sehr verletzten. Ganz unvermittelt geriet ich dabei in einen Sog, der sich für mich zu einem gefährlichen Strudel entwickelte, in dem diese Person immer mehr zum Gegner, ja zum Feind wurde.
Ganz egal was sie sagte oder tat, ich legte es ihr negativ aus. Ich fühlte mich als Opfer, stand für das Gute, und sie wollte mir nur Böses. Und dann kam dieser eine Satz, der mir die Augen öffnete. Ich begann meine bisherige Opferrolle zu hinterfragen.
Sein weiterer Rat: Versuch doch einmal, die Sachlage aus der Sicht des Anderen zu betrachten. Seine Worte doch einmal positiv zu hören. Plötzlich bekam all das, was sich so sehr aufgeschaukelt hatte, eine andere Gewichtung.
"Es könnte ja auch alles ganz anders sein", das ist eines der Themen, die der Apostel Paulus aufgreift. Denn mir scheint, auch Paulus wurde von den Gemeindegliedern in Korinth ganz falsch eingeschätzt.
Mit seiner Antwort wollte er den kritischen Gemeindegliedern die Möglichkeit geben, ihre bisherige Meinung über ihn, sein Handeln und Reden auf den Prüfstand zu stellen.
Dabei beschreitet der Apostel Paulus nicht den Weg der Konfrontation, sondern er erklärt, warum er manche Dinge tut bzw. getan hat. Aber auch warum er auf bestimmte Vorrechte bewusst verzichtet hat.
Wobei er sich dessen bewusst war, dass sein Verhalten, seine Lebensweise von einigen Gemeindegliedern wohlwollend, von den anderen kritisch und von manchen sogar ablehnend gesehen wurde.
Denn in der Gemeinde gab es vornehme Römer, jüdische und griechische Menschen, Handwerker und Unternehmer, Tagelöhner und Sklaven, gebildete und einfache Leute.
Dieser Vielfalt und den unterschiedlichsten Erwartungen und Anforderungen gerecht zu werden, war kaum möglich. Hier wirbt Paulus um Verständnis und begründet, warum er etwas tut oder nicht getan hat.
Der Apostel Paulus will durch seinen Lebenswandel deutlich machen, wie ein Leben in der Nachfolge ganz praktisch aussehen kann.
Wie heftig sein Lebensstil, wohl auch seine Predigten umstritten waren, zeigt sich daran, dass er einmal wegen heftiger innergemeindlicher Differenzen sogar sein Quartier wechseln musste. Einige Gemeindeglieder warfen ihm vor, zu tolerant zu sein – die anderen, er sei zu engherzig. Sie warfen ihm Führungsschwäche und Einseitigkeit vor.
So kam eins zum andern. Na ja: so redegewandt ist er ja auch nicht. Ein rechter Apostel predigt gewaltig, kann brillant reden, kann überzeugen. Doch davon war Paulus weit entfernt.
Darüber hinaus ist er angeschlagen, krank. So einer kann doch nur Verkündiger "zweiten Grades" sein. Als Apostel tritt man doch kühn und beherzt auf – oder? Darüber hinaus arbeitet er, schafft von früh bis spät, anstatt sich gründlich auf die Predigt vorzubereiten.
So reiht sich ein Vorurteil zum anderen, und manche sprechen Paulus seine Berechtigung als Apostel einfach ab.
Liebe Hörerinnen, liebe Hörer – ich vermute, auch in Ihrem Umfeld, vielleicht sogar in Ihrer Gemeinde, kennt man solche Vorurteile, solche Bewertungen gegenüber Menschen.
Einem Vorgesetzen, einem Arbeitskollegen oder einem Mitarbeiter, ob hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig, wird die Legitimation abgesprochen. Es werden ihm falsche Motive unterstellt.
Gerade solche Vorurteile oder falsche Annahmen und Vermutungen führen oft zu einem belastenden Miteinander (siehe V. 20) und hemmen das geistliche Wachstum einzelner Gemeindeglieder, ja einer ganzen Gemeinde.
Dem will Paulus entgegenwirken. Er ruft daher die Gemeindeglieder auf, einmal innezuhalten und sich die Frage zu stellen: "Es könnte ja alles auch ganz anders sein".
Wäre das nicht auch ein Ansatz für Sie? In Konfliktsituationen einmal innezuhalten?
Er listet nicht empört und besserwisserisch alles von oben herab auf. Er argumentiert auf eine eher ironische Weise. So, wie wenn er sich selber auf die Schippe nehmen würde.
Durch diese bewusst überzogenen Argumente verhindert Paulus ein Verhärten der Fronten.
Damit ermutigt er die Gemeindeglieder, doch einmal ganz unbefangen darauf zu schauen, wo es durch seine Predigt und Gottes Gnade Veränderungen in der Gemeinde gab.
Und was sich bei Menschen verändert, wenn sie vom Geist Jesu ergriffen werden. Ihr Handeln und Tun nach Gottes Wort und Gebot ausrichten.
Gerade solche Lebensveränderungen sind Kennzeichen, die ihn als Apostel und Prediger auszeichnen. Dann verlässt Paulus den Weg der Ironie und wird ernst. Benennt das, was ihm zentral wichtig ist. Er bündelt dies in dem Satz, der seine Motivation deutlich macht: "Denn ich suche nicht das Eure, sondern ich suche euch".
Paulus will weder Geld, Ehre noch besondere Anerkennung. Er will nicht Herr, sondern Diener der Gemeinde sein. Er will weder abhängig sein noch auf Kosten anderer leben. "Ich suche euch.“ Jeder Einzelne ist mir wichtig.
Sind das nicht Jesu Worte? Der gesagt hat: „Ich bin gekommen zu suchen und selig zu machen was verloren ist“? Ist das nicht auch der Weg, den der Herr Jesus gegangen ist?
Den Weg der Demut, den Weg ans Kreuz. Weil er nicht das "Unsere", sondern uns, Sie und mich sucht, gewinnen will. Ja, dieser Herr sucht bis heute nach Menschen, die sich, so wie ich einst, verrannt haben. Die auf falsche Wege oder in den tödlichen Strudel der Sünde geraten sind.
Und ja, der Herr Jesus will heute noch Menschen begegnen, auch denen, die sich ein falsches Bild von Gott gemacht haben. Ein Bild, das von Vorurteilen geprägt, so nicht stimmt.
Die Frage an Sie, liebe Hörerinnen und Hörer: Könnte es nicht auch sein, dass dieser Gott so ganz anders ist, als Sie ihn sich bislang vorstellen, vielleicht sogar erlebt haben?
Dass er nicht der alte Mann mit weißem Bart ist, der all unsere Missetat gütig und lächelnd übersieht und vergibt? Sondern der Gott, dem wir für unser Tun und Lassen einmal Rechenschaft geben müssen?
Unabhängig von Ihrer Sichtweise: Sicher ist, Gott will, dass Ihr Leben gelingt. Dass Sie eine Zukunftsperspektive haben, die hineinreicht bis in die Ewigkeit. Ganz sicher ist, dass dieser Gott bereit ist, uns um Jesu willen unsere Schuld zu vergeben.
Danke, Paulus, für Deine Nachhilfestunde in Sachen Konfliktbewältigung. Danke für Deine Hinweise, Tipps und Anregungen.
Ich habe heute viel dazu gelernt. Und ich hoffe, das trifft auch auf Sie zu.
Autor: Rolf Röhm
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Ich möchte heute mit Ihnen einen Blick in das Leben des Apostel Paulus wagen. Hier in unserem heutigen Bibeltext spricht er ja ganz persönlich von sich. Zuerst blicken wir auf sein besonderes Himmelserlebnis. Im zweiten Schritt schauen wir uns sein Leiden an. Und dann wollen wir sehen, was für einen Schluss Paulus daraus zieht.
Nun also zuerst sein besonderes Erlebnis. Er schreibt an die Christen in Korinth, dass er das vor vierzehn Jahren hatte. Zum einen nennt er es: in den dritten Himmel versetzt. Und dann auch: ins Paradies versetzt. Dieser Augenblick von vierzehn Jahren muss ihn ungemein beeindruckt haben. Dort hat er geheimnisvoll Worte gehört, die kein Mensch aussprechen kann. Er ist sich nicht sicher, ob er körperlich dort war oder nur im Geist. Die Erscheinungen und Offenbarungen des Herrn haben ihn nachhaltig geprägt.
Und ich denke an sein Berufungserlebnis vor Damaskus. Dort wurde er vom Christenverfolger zum Christusverkündiger, von Christus selbst dazu berufen. Sicher kennen Sie den Bericht, als er dort sogar blind wurde, hernach aber geheilt wurde.
Und dann denke ich auch an die Vision, die uns in der Apostelgeschichte Kapitel 16 berichtet wird. Dort wird Paulus in einer Vision gerufen, rüber nach Mazedonien zu kommen.
Also, von Paulus wird uns Außergewöhliches berichtet, etwas, was wir vielleicht so persönlich nicht erleben.
Doch ich frage mich: gibt es so etwas auch heute? Ich weiß es von wenigen Momenten in meinem eigenen Leben, wo Gott mir sehr nahe war und mich leitete. Und in Büchern habe ich Ähnliches gelesen.
Das Buch von David Wilkerson „Der Kreuz und die Messerhelden“ aus dem Jahr 1963 habe ich als Jugendlicher begeistert gelesen. Nun habe ich es noch einmal vor kurzem in die Hand genommen und staunend gelesen. Wie David Wilkerson von Gott geleitet und nach New York geschickt wurde und wie er dort das „Teen-Challenge“ Zentrum mit anderen aufgebaut hat. Dort sind Jugendliche von ihrer Heroinsucht freigekommen, manchmal auch ganz schnell nach Gebet und ohne die schmerzlichen Entzugserscheinungen. Hier beim Lesen in dem Buch merkte ich jetzt wieder, wie Gott auch in unserer Zeit ungewöhnlich und direkt an Menschen handeln kann.
Und ganz Ungewöhnliches hat auch Johannes Launhardt erlebt und aufgeschrieben. Ihn habe ich noch vor zwei Jahren persönlich kennenlernen können. Danach ist er verstorben. Er beschreibt aus seiner Zeit als Missionar in Äthiopien Heilungswunder wie das einer „Zion“ nach einem Gebet in einer Kirche. Und von einer wundersamen Brotvermehrung im Gefängnis, damals in Äthiopien, auch davon kann er berichten.
Also, lieber Paulus, ich will das, was du im dritten Himmel, bzw. im Paradies gesehen und gehört hast, so stehen lassen und für mich so als gültig ansehen.
Im zweiten Schritt möchte ich auf die Leiden von Paulus sehen. Er schreibt, dass ein Engel des Satans ihn mit Fäusten schlagen darf. Grund ist, dass Paulus nicht überheblich wird. Also, nach diesem seinem Himmelserlebnis wird er vor Überheblichkeit bewahrt, weil er so manche Schläge erleiden muss. Die Ausleger machen sich Gedanken, was das für eine Krankheit oder Belastung war, die er so andeutet und beschreibt: mit Fäusten geschlagen durch einen Boten des Satans.
Vor einigen Jahren war ich auf den Spuren des Paulus im Mittelmeer unterwegs. Wir waren in Athen auf dem Areopag, wo damals Paulus zu den Menschen gesprochen hat. Und wir waren in Philippi, wo Paulus dort am Fluss zu den Menschen gesprochen hat. Dort zeigte man uns auch die Orte, wo Paulus ins Gefängnis kam. Also, Paulus hat auch so manches Schwere durchleiden müssen.
Und jetzt begebe ich mich aus der biblischen Zeit wieder in unsere Zeit. Ich denke an Dietrich Bonhoeffer. Er war inhaftiert, nicht frei, und hat dort in der Haft auch gelitten. Doch in seiner Not konnte er 1944 Worte dichten, die heute viele Christen kennen:
„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“
Welchen Schluss zieht Paulus aus seinem Offenbarungserlebnis vor vierzehn Jahren und das, was er nennt: mit Fäusten geschlagen werden? Er schreibt: Der Herr habe zu ihm gesagt: Du brauchst nicht mehr als meine Gnade. Je schwächer du bist, desto stärker erweist sich an dir meine Kraft. Deshalb kann er am Schluss unseres heutigen Bibeltextes bekennen: „Wenn ich schwach bin, bin ich wirklich stark.“
Ich freue mich, wenn Christen die Begabung haben, überzeugend und gut von ihrem Glauben zu reden. Und wenn ihr Leben ihr Reden noch unterstreicht. Ich bin ja selbst Verkündiger und Prediger und freue mich, wenn andere Prediger so eine tolle Begabung dafür haben. Doch letztlich ist es nicht unser Reden, das die Menschen in die Nachfolge Christi bringt, und das Christen im Glauben wachsen lässt. Es muss immer wieder Gott selbst sein, der Menschen in seine Nachfolge ruft und im Glauben auch wachsen lässt. „Wenn ich schwach bin, bin ich wirklich stark,“ schreibt Paulus.
Also möchte ich Gott bitten, durch mich und durch viele andere Christen sein Reich heute unter uns zu bauen. Nur Gott, in der Kraft des Heiligen Geistes, kann das bewirken, hoffentlich auch mit uns und durch uns. Das schenke uns Gott in dieser unserer heutigen Zeit auch weltweit.
Autor: Pfarrer Christian Hählke
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