Vor einiger Zeit habe ich mir vorgenommen, vor dem Schlafengehen mit Gott zu besprechen, was an dem Tag gut und was weniger gut lief. Also ich meine in der Beziehung zwischen Gott und mir. Klar – von Gott zu mir kommt nur Gutes. Dafür bedanke ich mich auch immer – und wenn ich etwas als nicht so gut empfand, lege ich es Ihm im Gebet hin und bitte um Kraft, es tragen zu können.
Aber von mir zu Gott? Kommt da auch immer nur Gutes? Oft komme ich zu dem Ergebnis, dass ich gar nicht sooo schlecht abschneide. Ich habe nicht gemordet, ich habe nicht gestohlen und ich versuchte nicht zu lügen. Aaaaaha. Schon sind sie da! Die ersten Zweifel! Habe ich wirklich immer und in jeder Situation die Wahrheit gesagt?
„Ich werde für dich beten!“ – Wie schnell versprach ich es jemandem, der mich drum gebeten hatte und dann, im Eifer des Alltags, habe ich es doch vergessen? Oder – wenn sich die Freundin bei mir meldet und ich ihr versichere, dass ich sie mehrmals versucht habe zu erreichen und habe es tatsächlich nur einmal probiert? Das sind alles nur Halbwahrheiten – vorsichtig ausgedrückt.
Wie gut, dass ich Gott nichts vorlügen kann. Und dass Gott vergibt. Aber wie lange bleibe ich dann ohne neue Halbwahrheiten, also Lügen? Oder morde ich sogar, wenn ich über jemanden denke, dass er oder sie ein, na ja, Idiot ist? Wie lange bleibt der Vorsatz, ohne solche Übertretung zu leben? Bis zum nächsten Abend, wenn ich wieder Resümee ziehe? Ist es nicht erschreckend? Aber – es ist ehrlich. Und die meisten Fehler, die mir tagsüber so unterlaufen, betreffen andere Menschen. Egal, ob gute Freunde oder solche, mit den ich mich nicht so gut verstehe. Eigentlich bin ich kein guter Christ und gar nicht würdig, dass sich Gott mit mir befasst.
Und nun?
In dem Lied „Kuhhaut“ von Franziska Haucke heißt es:
„Ich bin ja ziemlich gut darin, zu tun, als sei ich brav.
So mancher wird wohl sagen: „Die ist nett!“, wenn er mich traf.
Doch ich hab´ viele Kerben in der Lebenschronik drin
und Gott weiß, ich mach auch immer wieder neue Kerben hin.
Ich hab´ schon so viel Mist gebaut, dass es auf keine Kuhhaut passt,
trotzdem hab ich mich getraut und mir ein Herz für Gott gefasst
und Er erfasste meine Kuhhaut und mich selbst mit seinem Schein
und sprach: ‚Genauso eine Niete fehlte mir, drum komm mal rein!‘“
Dazu beschreibt Franziska ein paar biblische Nieten, mit den Gott es trotzdem schafft, sein Reich zu bauen: Noah, Jakob, Magdalena, Jona, Rahab, Zachäus, Petrus - und auch David, unser Psalmist. Menschen mit Kerben statt glatter Oberfläche!
„Kerben, die den Halt mir geben, um zu klettern aus der Schuld.
Gott baut täglich Kerbholzleitern mit unendlicher Geduld,
um mit dem, was wir ihm lassen, in sein ew´ges Reich zu schau´n
und Er schafft es doch tatsächlich mit lauter Nieten neu zu bau´n.“
Menschen mit Flecken
Der Psalm 17 wurde genau von einem dieser Leute mit Flecken geschrieben. Von David. Was hat er sich nicht alles erlaubt, was Gott nicht gutheißen konnte! Und doch macht er hier viel Worte darüber, wie gut er doch dasteht. Ich komme zu dem Ergebnis, dass er das nur deshalb tun kann, weil er genau weiß, dass Gott nicht nur das sieht, was wir Menschen sehen, sondern tief in uns, in unsere Gedanken, in unser Herz blicken kann. Er weiß, dass David nicht sündigen möchte. Darauf kommt es wohl an. Leider hat der Gegenspieler Gottes noch sehr viel Macht über uns und es gelingt ihm sehr oft, uns zur Sünde zu verführen. Und es gibt keine kleinen oder großen Sünden. David weiß, dass er eigentlich von Gott getrennt wäre, wäre da nicht die große Gnade, die einmal in Jesus und seinem Tod am Kreuz sichtbar wird.
David weiß um die Gefahren, die lauern, um uns von Gott zu trennen. Er weiß aber auch um die große Liebe Gottes zu seinem Volk, zu seinen Leuten. Wie auf seinen Augapfel, das wohl empfindlichste Organ des Körpers, möchte er auf uns aufpassen und uns schützen.
David verstärkt diesen Vergleich auch noch mit einem Bild aus der Natur. Was lassen sich Vogeleltern einfallen - oft unter Einsatz ihres eigenen Lebens - um ihre Jungen vor dem Feind zu schützen? Das Mindeste, was sie tun können, ist, ihre Flügel schützend über ihre Kinder auszubreiten. Ist es nicht ein wunderbares Bild für unseren Heiland?
Es ist schön, dass uns David hier ein solches Bild vor die Augen führt. Denn seine Feinde haben sich nicht zu sehr von unseren unterschieden. Es sind Menschen. Immer wieder Menschen. Menschen, die ohne Gott leben, die keine Maßstäbe kennen wollen und denen es anscheinend oft besser geht, als Menschen, die um Gottes Fürsorge wissen.
David wollten sie ans Leben gehen. Mir möchten sie vielleicht nur meine Laune vermiesen und meinen Glauben belächeln. Ich kann David aber so gut verstehen! Und auch ich möchte, wie er, mit diesen Sorgen zu Gott gehen. Jeden Abend neu. Ich möchte mit einem ähnlichen Gebet einschlafen und morgens fröhlich Amen sagen. Und einen neuen Tag anfangen, mit neuen Vorsätzen, leider auch neuen Enttäuschungen, aber eben auch neuen Vergebungen unseres Herrn! Ich möchte es so halten, wie Franziskas Lied endet:
„Drum lass dir bloß nichts and´res sagen, sondern stimm´ einfach mit ein:
So ´ne Kuhhaut darf schon voller Flecken sein!
Und der Stallgeruch kann Gottes Werkzeug sein!“
Buchvideo: Psalmen
Gerne stellen wir Ihnen unsere Inhalte zur Verfügung. Und würden uns sehr freuen, wenn Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende fördern. Herzlichen Dank! Jetzt spenden