Mose selbst war 40 Jahre in der Wüste. Er liebte seinen Gott wollte ihm nahe sein. Deshalb hielt er sich in der Nähe des Berges Sinai auf. Das war ein hoher Ort der Anbetung.
Und plötzlich erschien ihm der Engel des Herrn – mitten in den Flammen eines brennenden Dornbusches, der aber nicht verbrannte. Es war ein himmlisches Feuer, ein Feuer der Heiligkeit.
Stephanus betonte erneut einen der Hauptpunkte seiner Antwort an den Rat – dass Gott, seine Herrlichkeit und sein Werk nicht auf den Tempel beschränkt sind. Gott erschien Mose in der Wüste, bevor es überhaupt einen Tempel gab.
Damals wie auch heute glauben viele Menschen, dass man in ein sakrales Gebäude gehen müsse, um beten bzw. Gott irgendwie begegnen zu können. Aber nein, Gottes Gegenwart ist überall erlebbar, Zuhause, in der Schule, auf der Arbeit; wo immer wir uns befinden, da können wir die Nähe Gottes erleben.
Mose war zutiefst erstaunt und verblüfft über das, was er da auf dem Berg Sinai sah. Vorsichtig näherte er sich, um diese wundervolle Erscheinung näher zu betrachten. Dann sprach Gott selbst aus den Flammen heraus zu ihm. Er offenbarte ihm seine Liebe zu seinem Volk und seine himmlische Daseinswirklichkeit:
„ICH bin der lebendige Gott. ICH bin der Gott deiner Vorfahren. ICH bin der Gott – schon von Abraham, Isaak und Jakob.“
Mose erschrak und zitterte in der Gegenwart Gottes. Ehrfurcht überwältigte ihn. Er wagte noch nicht einmal, in das Feuer hineinzuschauen. Da sprach der Herr zu ihm: „Zieh die Schuhe aus von deinen Füßen; denn die Stätte, auf der du stehst, ist heiliges Land!“ (Apostelgeschichte 7,33)
Das Ausziehen der Schuhe war ein Zeichen höchster Ehrerbietung. Es ist ein Symbol dafür, dass wir irdische Dinge aus unserem Verstand und Herzen heraushalten und bereit sind, geistliche Realitäten zu akzeptieren. Gott ist niemals auf einen bestimmten Ort beschränkt. Jeder Ort, an dem er sich aktiv offenbart, ist ein heiliger Ort.
„Ich habe genau beobachtet und gesehen, wie mein Volk in Ägypten misshandelt worden ist. Ich habe ihr schmerzhaftes Stöhnen gehört. Jetzt bin ich selbst herabgestiegen, um sie zu befreien. Mose – komm zu mir! Komm in meine Gegenwart! Ich sende dich als meinen persönlichen Boten nach Ägypten, um mich dort zu vertreten.“ (Apostelgeschichte 7,34 ff)
Es war dieser Mose, den die Israeliten einst vehement ablehnten und nicht anerkennen wollten. Es war dieser Mose, dem sie vorhielten: „Wer hat dich denn zu unserem Anführer und Richter ernannt und eingesetzt? Was bildest du dir denn ein, unser Befreier zu sein?“
Aber genau dieser Mose, der von seinem eigenen Volk abgelehnt wurde, war derjenige, den Gott wirklich gesandt und beauftragt hatte, ihr Führer und Befreier zu sein.
Stephanus zielt hier auf einen Vergleich zwischen Mose und Jesus ab. Auch Jesus, von Gott selbst als Befreier gesandt, wurde von seinem eigenen Volk abgelehnt und verachtet.
Aber Gott hält immer an seiner Auserwählung fest. Egal, ob es dem Volk gefällt oder nicht. Wenn Gott etwas beschlossen hat, dann bleibt es so.
Mose führte damals das Volk heraus aus der ägyptischen Knechtschaft. Obwohl sie ihn zuerst ablehnten, blieb er dennoch der von Gott gesandte Befreier für Israel.
Stephanus sprach weiter darüber, dass Mose damals schon auf Jesus hinwies:
„Aus eurer Mitte wird Gott, der Herr, einen Propheten erwecken und emporheben; jemanden, so wie ich es für euch gewesen bin. Hört genau auf alles, was er euch sagen wird!“
Mose versprach, dass nach ihm ein anderer Prophet kommen würde, und warnte, dass Israel besonders darauf achten solle, auf diesen kommenden Propheten zu hören.
Aber so wie Israel Mose ablehnte, so lehnten sie auch Jesus ab, der der Prophet ist, von dem Mose sprach.
In der Wüste sprach Mose – auf dem Berg Sinai – mit einem Engel. Dort empfing er Lebensweisungen Gottes, die heute noch aktuell sind. Und diese wurden auch an uns weitergegebenen.
Stephanus will sich dabei nicht von denen distanzieren, die in der Vergangenheit Gottes Offenbarung erhalten haben, sondern nur von denen, die diese Offenbarung falsch gedeutet und ihr nicht gehorcht haben.
„Aber unsere Vorfahren weigerten sich, die Weisungen Gottes anzunehmen. Sie stießen Mose erneut zurück und wollten nicht auf ihn hören. Statt in das langersehnte verheißene Land zu ziehen – zogen sie in ihren Herzen vor, sich nach der ägyptischen Gefangenschaft zurückzusehnen.“ Was für eine Tragik!
Sie hatten viele „Kopfinformationen“ über Gott, aber mit ihm selbst wollten sie keine echte Lebensbeziehung haben. Das ist auch heute nicht wirklich fremd.
Mose war nun auf dem Berg, um Gott zu begegnen. Doch der innere Aufruhr des Volkes gegenüber Mose nahm kein Ende. „Was bildet dieser Mose sich eigentlich ein, wer er sei? Wir sehen das anders!“
Sie forderten Aaron (Moses Bruder) auf, äußerliche religiöse Verhaltensformen zu etablieren. „Erschaffe für uns sichtbare Götter, die uns führen. Diese sollen vor uns hergehen und uns den Lebensweg zeigen!“
Also machten sie ein Kalb als ihren neuen Gott, und sie opferten ihm sogar und feierten einen Gegenstand, den sie erfunden hatten, als ob er ihr Gott wäre.
Als das alte Israel Mose und Gottes Werk durch ihn verwarf, ersetzten sie ihn durch ihre eigene, von Menschenhand geschaffene Religion.
Stephanus wandte denselben Gedanken auf den Rat an, zu dem er sprach. Es war nicht so, dass Stephanus gegen den Tempel sprach, sondern gegen die Art und Weise, wie Israel den Tempel Gottes anstelle des Gottes des Tempels verehrte.
Was hat Gott dann getan, als er sich das ganze Treiben anschaute? Er ließ sie ihren eigenen Weg ihrer Uneinsichtigkeit und Rebellion gehen. Sie folgten den trügerischen Zeichen von Götterbildern, die durch Himmelskörper und Sternbilder dargestellt wurden. Sie wollten bewusst von Gott und seiner liebevollen, schützenden Obhut weglaufen. Aber ein solcher Weg führt zwangsläufig nach Babylon.
Babylon – ein Ort der Gefangenschaft durch selbsterwählte Irrtümer. Ein Ort, an dem man nicht Gott verehrt, sondern versucht, sich selbst einen angesehenen Namen zu machen.
Wenn Stephanus erzählt, wie Gott trotz ihrer schwankenden Treue an den Juden gewirkt hat, klingt seine Rede bis zu diesem Punkt wie jede gute Synagogenpredigt. Anhand der Geschichten von Abraham, Josef und Mose erzählt er die Geschichte von Gottes Heilswerk unter dem jüdischen Volk inmitten ihres wiederholten Kampfes mit Untreue und Götzendienst.
Es ist jedoch eine Sache, wenn seine Zuhörer zustimmen, dass der Götzendienst in der Vergangenheit ein Problem war, und eine andere, wenn sie in der Gegenwart desselben Götzendienstes beschuldigt werden. Stephanus zufolge folgen diejenigen, die Jesus ablehnen, demselben Weg wie das Volk, das Mose ablehnte und den Götzen folgte. Eine solch starke Botschaft trifft einen Nerv, und Stephanus wird deshalb zum ersten Märtyrer der Kirche.
Ich wünsche Ihnen eine persönliche Herzensbeziehung zu genau diesem, von dem Mose schon sprach – Jesus, derjenige, dem es sich lohnt nachzufolgen!
Gerne stellen wir Ihnen unsere Inhalte zur Verfügung. Und würden uns sehr freuen, wenn Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende fördern. Herzlichen Dank! Jetzt spenden