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Im Gespräch
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Die News der Woche, Teil 1
Was hat die FDP nun konkret vor, um das deutsche Rentensystem zu reformieren, das Vogel zufolge „an seine Belastungsgrenze gekommen“ sei. Dazu muss man auf den Rentenbeitrag schauen, der aktuell bei 18,6 Prozent des Bruttoeinkommens liegt. Davon möchte die FDP gerne zwei Prozenpunkte abziehen, um diese Gelder in die Aktienrente umzuleiten – getragen je zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Der gesetzliche Rentenbeitrag würde also unter jetziger Annahme auf 16,6 Prozent fallen. Die sich dadurch vermindernden Rentenansprüche der Versicherten sollen durch die Erträge der Aktienrente überkompensiert werden. Eine durchschnittliche Rendite von 6,5 Prozent sei in der „Basis-Variante“ drin, rechnet der Rentenexperte Martin Werding in einem Gutachten zum FDP-Modell vor. Das Konzept sei demnach bereits ab 2022 umsetzbar.
Konkret würden die Beiträge für die Aktienrente wie in Schweden in einen unabhängig verwalteten, staatlichen Fonds fließen, von wo aus das Kapital in Aktien angelegt wird. Vor allem Geringverdiener sollen angesichts ihrer geringen gesetzlichen Rentenansprüche von dem System profitieren, heißt es. Dabei ist wichtig zu betonen, dass die Liberalen ihren Vorschlag als Ergänzung zur privaten Altersvorsorge verstehen, nicht aber als Ersatz-Lösung.
Entsprechend wohlwollend fällt das Echo unserer Facebook-Nutzer aus. Immerhin 28 Likes erntete unsere Meldung zum FDP-Renten-Vorstoß bis zum Donnerstagmorgen. „Zumindest ist es endlich mal ein Vorschlag, der innovativ ist“, kommentiert ein Leser, doch es gibt auch Zweifel an der Umsetzbarkeit des Plans: „Wahrscheinlich wird das Wort AKTIEN jegliches Interesse und Befürworten auf Seiten der (entscheidenden) Politik ausschließen…“, schreibt ein anderer.
Und da ist durchaus etwas dran: So erklärte der rentenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Ralf Kapschack, umgehend in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dass die Aktienrente der gesetzlichen Rentenversicherung „Milliardenbeträge“ entziehe, die aus dem Bundeshaushalt ersetzt werden müssten. Der Bundeszuschuss könne besser ausgegeben werden als für das „Abenteuer Kapitaldeckung“, wird Kapschack weiter zitiert. Und auch der CDU-Rentenexperte Peter Weiß bezeichnet das Vorhaben als „Utopie“. Sinnvoller sei es, „sich erst einmal auf die Reform der betrieblichen Altersversorgung und der Riester-Rente zu konzentrieren“, so Weiß. Und das dürfte auch im Sinne von Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, sein. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb er zwar von einem „interessanten Vorschlag“. Zugleich schlug Asmussen aber in seinem Tweet einen Bogen zur Riester-Rente. Hier müsse die Beitragsgarantie gelockert werden, erinnerte der GDV-Hauptgeschäftsführer an eine alte Forderung des Verbandes.
Angesichts der knappen Zeit bis zur Bundestagswahl forderte Asmussen am Montag in der „Süddeutschen Zeitung“ zumindest eine Teilreform der Riester-Rente – und warnte: Wenn dies nicht geschehe, könnte es ab 2022 „große Probleme“ geben. Dies sei dann der Fall, „wenn der Höchstrechnungszins abgesenkt würde und gleichzeitig die 100-Prozent-Beitragsgarantie erhalten bliebe“. Dieser Umstand würde zu einer „De-facto-Beerdigung“ der Riester-Rente führen, so Asmussen. Nun ja, vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung auf eine schnell zusammenschraubbare Riester-Reform, ganz im Sinne des Ikea-Prinzips. Einfach und günstig.
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Die Kolumne
Denn wie die Studie auch zeigt, befindet sich der Anteil, den Erträge wie Zinsen und Kurszuwächse an der Vermögenszunahme ausmachen, seit Jahren im freien Fall. Die Folge ist ein dramatischer Wertverlust. Demnach haben deutsche Sparer seit 2010 rund 130 Milliarden Euro verloren, davon knapp 100 Milliarden Euro allein in den drei Jahren zwischen 2017 und 2019. „Das beachtliche Finanzvermögen der Deutschen ist besonders in den letzten Jahren vor allem durch Konsumverzicht und Sparanstrengungen entstanden“, erläutert Professor Stolper. Die enormen Zuwächse bei den absoluten Zahlen kaschierten nur den Wertverlust. Rund 1.900 Milliarden Euro des gesamten deutschen Finanzvermögens seien Sichteinlagen, deren Realverzinsung, also Zins abzüglich der Inflationsrate, in den vergangenen 20 Jahren nahezu ausnahmslos negativ gewesen sei.
Vor allem ältere Sparer hofften noch immer auf „bessere Zeiten“ mit steigenden Zinsen – doch das sei ein Irrweg. „Um der Realzinsfalle zu entkommen, führt kein Weg an aktienbasierten Sparanlagen vorbei“, ist sich Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment, sicher. Er macht das an einem Beispiel klar. „Aktuell kann eine durchschnittliche angestellt beschäftigte 35-jährige Person in Deutschland im Alter von 67 Jahren mit einer monatlichen Nettorente nach heutiger Kaufkraft von etwa 1.200 Euro rechnen. Das entspricht etwa 60 Prozent des voraussichtlichen letzten Nettogehalts in Höhe von etwa 2.000 Euro. Nimmt man an, dass 80 Prozent des letzten Nettogehalts für die Versorgung im Alter ausreichen, fehlen für das Versorgungsziel jeden Monat rund 400 Euro“, so Gay.
Um diese Rentenlücke in Höhe von etwa 72.000 Euro bei einem durchschnittlich erwarteten Rentenbezug von 15 Jahren zu schließen, müsse ein Girosparer aufgrund der negativen Rendite bei Renteneintritt über 90.000 Euro angespart haben. Das entspräche 126 Prozent des erforderlichen Kapitals. Monatlich sei dafür eine Sparrate von 237 Euro notwendig. Bei einem langfristig ausgerichteten Sparer, dessen Aktienfonds im Mittel die langjährige reale Durchschnittsrendite aller in Deutschland erhältlichen Aktienfonds in Höhe von 6,2 Prozent vor Kosten und Steuern erziele, sehe die Sache ganz anders aus, ist Gay überzeugt.
Bei diesem langfristig ausgerichteten Sparer werde nämlich ein Großteil des erforderlichen Vermögens nicht durch die Sparleistung, sondern durch den Kapitalzuwachs generiert. „Mit nur 23.600 Euro muss dieser Sparer nur etwa ein Drittel der benötigten 72.000 Euro zur Seite legen. Das schafft er mit einer monatlichen Rate von 61 Euro“, so der Experte. Im Vergleich zum Girosparer habe der Aktienfondssparer somit Monat für Monat fast 180 Euro mehr in der Tasche, die er für andere Dinge verwenden könne, so Gays Fazit. Na, wenn das mal kein überzeugendes Argument ist.
Das Schwerpunktthema
Und damit ist Schluss mit Folge 30 unseres Podcasts. Wir freuen uns über dieses kleine Jubiläum und hoffen, dass Sie uns auch für die nächsten 30 Folgen Ihre Ohren leihen. Falls noch nicht geschehen, abonnieren und bewerten Sie unseren Podcast auf Spotify, Apple Podcasts oder einer anderen Plattform Ihrer Wahl.
Ansonsten hören wir uns kommenden Freitag wieder. Bis dahin: Bleiben Sie gesund, genießen Sie das Wochenende und kommen Sie gut in die neue Woche.
By Karen Schmidt, Andreas HarmsIm Gespräch
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Was hat die FDP nun konkret vor, um das deutsche Rentensystem zu reformieren, das Vogel zufolge „an seine Belastungsgrenze gekommen“ sei. Dazu muss man auf den Rentenbeitrag schauen, der aktuell bei 18,6 Prozent des Bruttoeinkommens liegt. Davon möchte die FDP gerne zwei Prozenpunkte abziehen, um diese Gelder in die Aktienrente umzuleiten – getragen je zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Der gesetzliche Rentenbeitrag würde also unter jetziger Annahme auf 16,6 Prozent fallen. Die sich dadurch vermindernden Rentenansprüche der Versicherten sollen durch die Erträge der Aktienrente überkompensiert werden. Eine durchschnittliche Rendite von 6,5 Prozent sei in der „Basis-Variante“ drin, rechnet der Rentenexperte Martin Werding in einem Gutachten zum FDP-Modell vor. Das Konzept sei demnach bereits ab 2022 umsetzbar.
Konkret würden die Beiträge für die Aktienrente wie in Schweden in einen unabhängig verwalteten, staatlichen Fonds fließen, von wo aus das Kapital in Aktien angelegt wird. Vor allem Geringverdiener sollen angesichts ihrer geringen gesetzlichen Rentenansprüche von dem System profitieren, heißt es. Dabei ist wichtig zu betonen, dass die Liberalen ihren Vorschlag als Ergänzung zur privaten Altersvorsorge verstehen, nicht aber als Ersatz-Lösung.
Entsprechend wohlwollend fällt das Echo unserer Facebook-Nutzer aus. Immerhin 28 Likes erntete unsere Meldung zum FDP-Renten-Vorstoß bis zum Donnerstagmorgen. „Zumindest ist es endlich mal ein Vorschlag, der innovativ ist“, kommentiert ein Leser, doch es gibt auch Zweifel an der Umsetzbarkeit des Plans: „Wahrscheinlich wird das Wort AKTIEN jegliches Interesse und Befürworten auf Seiten der (entscheidenden) Politik ausschließen…“, schreibt ein anderer.
Und da ist durchaus etwas dran: So erklärte der rentenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Ralf Kapschack, umgehend in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dass die Aktienrente der gesetzlichen Rentenversicherung „Milliardenbeträge“ entziehe, die aus dem Bundeshaushalt ersetzt werden müssten. Der Bundeszuschuss könne besser ausgegeben werden als für das „Abenteuer Kapitaldeckung“, wird Kapschack weiter zitiert. Und auch der CDU-Rentenexperte Peter Weiß bezeichnet das Vorhaben als „Utopie“. Sinnvoller sei es, „sich erst einmal auf die Reform der betrieblichen Altersversorgung und der Riester-Rente zu konzentrieren“, so Weiß. Und das dürfte auch im Sinne von Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, sein. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schrieb er zwar von einem „interessanten Vorschlag“. Zugleich schlug Asmussen aber in seinem Tweet einen Bogen zur Riester-Rente. Hier müsse die Beitragsgarantie gelockert werden, erinnerte der GDV-Hauptgeschäftsführer an eine alte Forderung des Verbandes.
Angesichts der knappen Zeit bis zur Bundestagswahl forderte Asmussen am Montag in der „Süddeutschen Zeitung“ zumindest eine Teilreform der Riester-Rente – und warnte: Wenn dies nicht geschehe, könnte es ab 2022 „große Probleme“ geben. Dies sei dann der Fall, „wenn der Höchstrechnungszins abgesenkt würde und gleichzeitig die 100-Prozent-Beitragsgarantie erhalten bliebe“. Dieser Umstand würde zu einer „De-facto-Beerdigung“ der Riester-Rente führen, so Asmussen. Nun ja, vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung auf eine schnell zusammenschraubbare Riester-Reform, ganz im Sinne des Ikea-Prinzips. Einfach und günstig.
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Die Kolumne
Denn wie die Studie auch zeigt, befindet sich der Anteil, den Erträge wie Zinsen und Kurszuwächse an der Vermögenszunahme ausmachen, seit Jahren im freien Fall. Die Folge ist ein dramatischer Wertverlust. Demnach haben deutsche Sparer seit 2010 rund 130 Milliarden Euro verloren, davon knapp 100 Milliarden Euro allein in den drei Jahren zwischen 2017 und 2019. „Das beachtliche Finanzvermögen der Deutschen ist besonders in den letzten Jahren vor allem durch Konsumverzicht und Sparanstrengungen entstanden“, erläutert Professor Stolper. Die enormen Zuwächse bei den absoluten Zahlen kaschierten nur den Wertverlust. Rund 1.900 Milliarden Euro des gesamten deutschen Finanzvermögens seien Sichteinlagen, deren Realverzinsung, also Zins abzüglich der Inflationsrate, in den vergangenen 20 Jahren nahezu ausnahmslos negativ gewesen sei.
Vor allem ältere Sparer hofften noch immer auf „bessere Zeiten“ mit steigenden Zinsen – doch das sei ein Irrweg. „Um der Realzinsfalle zu entkommen, führt kein Weg an aktienbasierten Sparanlagen vorbei“, ist sich Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment, sicher. Er macht das an einem Beispiel klar. „Aktuell kann eine durchschnittliche angestellt beschäftigte 35-jährige Person in Deutschland im Alter von 67 Jahren mit einer monatlichen Nettorente nach heutiger Kaufkraft von etwa 1.200 Euro rechnen. Das entspricht etwa 60 Prozent des voraussichtlichen letzten Nettogehalts in Höhe von etwa 2.000 Euro. Nimmt man an, dass 80 Prozent des letzten Nettogehalts für die Versorgung im Alter ausreichen, fehlen für das Versorgungsziel jeden Monat rund 400 Euro“, so Gay.
Um diese Rentenlücke in Höhe von etwa 72.000 Euro bei einem durchschnittlich erwarteten Rentenbezug von 15 Jahren zu schließen, müsse ein Girosparer aufgrund der negativen Rendite bei Renteneintritt über 90.000 Euro angespart haben. Das entspräche 126 Prozent des erforderlichen Kapitals. Monatlich sei dafür eine Sparrate von 237 Euro notwendig. Bei einem langfristig ausgerichteten Sparer, dessen Aktienfonds im Mittel die langjährige reale Durchschnittsrendite aller in Deutschland erhältlichen Aktienfonds in Höhe von 6,2 Prozent vor Kosten und Steuern erziele, sehe die Sache ganz anders aus, ist Gay überzeugt.
Bei diesem langfristig ausgerichteten Sparer werde nämlich ein Großteil des erforderlichen Vermögens nicht durch die Sparleistung, sondern durch den Kapitalzuwachs generiert. „Mit nur 23.600 Euro muss dieser Sparer nur etwa ein Drittel der benötigten 72.000 Euro zur Seite legen. Das schafft er mit einer monatlichen Rate von 61 Euro“, so der Experte. Im Vergleich zum Girosparer habe der Aktienfondssparer somit Monat für Monat fast 180 Euro mehr in der Tasche, die er für andere Dinge verwenden könne, so Gays Fazit. Na, wenn das mal kein überzeugendes Argument ist.
Das Schwerpunktthema
Und damit ist Schluss mit Folge 30 unseres Podcasts. Wir freuen uns über dieses kleine Jubiläum und hoffen, dass Sie uns auch für die nächsten 30 Folgen Ihre Ohren leihen. Falls noch nicht geschehen, abonnieren und bewerten Sie unseren Podcast auf Spotify, Apple Podcasts oder einer anderen Plattform Ihrer Wahl.
Ansonsten hören wir uns kommenden Freitag wieder. Bis dahin: Bleiben Sie gesund, genießen Sie das Wochenende und kommen Sie gut in die neue Woche.

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