Vom Sinn und Unsinn des Schamgefühls
Jedem von uns passieren peinliche Dinge. Der mittlere Blusenknopf platzt ausgerechnet in der Kantine ab. Der Vorgesetzte kritisiert die Mängel der Präsentation vor dem ganzen Team. Ein Bekannter hört versehentlich mit, was Du und Deine Freundin über ihn gesagt hast. Das Ergebnis in allen Fällen: Scham.
Wir schämen uns aus ganz unterschiedlichen Gründen. Klar, denn unsere Gründe für unser Schamgefühl sind nicht objektiv richtig oder falsch, sondern entspringen unserem ganz eigenen Idealbild. Hinter unserer Scham steckt die Angst, nicht zu genügen - unseren Ansprüchen, den Erwartungen anderer, Erwartungen von denen wir denken, dass andere sie an uns stellen.....unsere Scham verändert Beziehungen, Familien, Gesellschaften - ohne dass wir uns dessen bewusst sind.
Als eine der Basisemotionen hat Scham allerdings ihre Bedeutung und zwar in zweierlei Aspekten: Zum Einen sorgt unser Schamgefühl dafür, dass wir uns bestimmten gesellschaftlichen Normen anpassen, um nicht isoliert darzustehen. Es dient als Warnsignal, dass uns davon abhält in der Masse anzuecken. Zum Anderen schützt Scham uns und unsere Persönlichkeit. Sie hat enormen Einfluss auf die Entwicklung des Selbstkonzepts, auf die eigene Integrität und letztlich auch die eigene Identität. Sie drängt uns in die Reflexion und damit ist sie ein Antreiber, der uns voranbringt.
Doch, so wie immer, gibt es auch hier ein Zuviel. Ständig empfundene Scham macht krank und beschädigt das Selbstwertgefühl enorm. Hier hilft nur eins: den Fokus verschieben.