„Ich gelobe, Freiheit und Vaterland unter Einsatz der Person tapfer zu verteidigen“ – so soll das neue Gelöbnis – wir würden heute eher Selbstverpflichtung sagen – der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr lauten.
Das Vaterland ist in die Diskussion geraten, seit es eine Initiative im Bundestag gibt, die wehrhafte Truppe für Kämpfer anderer EU-Staaten zu öffnen. Was sollen die mit dem Begriff „Vaterland“ verbinden? Und: sind wir nicht längst soweit, dass keinem Soldaten jeder Befehl zugemutet werden kann, der ihn im Extremfall sein eigenes Leben kosten würde zugunsten eines höheren Zieles: der Verteidigung der Familie, des Volkes, der Freiheit? Die Opfermentalität von Männern, die posthum zu Helden gemacht werden, weil sie sich schützend vor Weib und Kind gestellt haben – gehört sie nicht längst der Vergangenheit an?
Eine Armee funktioniert nur durch absoluten Gehorsam, so lautet die Maxime. Die Befehlskette muss stimmen und darf an keiner Stelle löchrig sein, von Verteidigungsministerin von der Layen bis zum Rekruten oder Gefreiten. Diskussionen über Sinn und Unsinn der bevorstehenden Aktion sind nicht vorgesehen.
„Das ‚Vaterland’ verteidigen kann nur, wer dem Vaterland angehört“, so argumentiert der deutsche Bundeswehrverband und sieht die Öffnung für Soldatinnen anderer EU-Länder zumindest kritisch. Der Begriff Vaterland klingt ja auch in Zeiten, in denen eine Abkehr vom nationalstaatlichen Egoismus und die Zuwendung zu verbindenden Freiheitswerten angesagt ist reichlich verstaubt. Die Abkehr von der allgemeinen Wehrpflicht macht es deutlich: Wehrdienst ist nicht mehr patriotische Pflicht, sondern ein Job. Ein riskanter, zugegeben, einer, der im Worst Case das eigene Leben kosten kann. Die Motivation hierfür sehe ich auch nicht mehr darin, das eigene Volk, sondern die Freiheit zu verteidigen.
„Niemand hat größere Liebe als der, der sein Leben gibt für seine Freunde“. Zitat Jesus von Nazareth. Es ist an der Zeit, den ausgrenzenden Vaterlandsbegriff zu streichen und die verbindenden Grundwerte der Freiheit und der Gerechtigkeit im Gelöbnis stehen zu lassen. Dann ist die Armee offen für alle Menschen guten Willens, egal welchen Pass sie bei sich tragen.
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