Seeing is IDʼing
Ein Kommentar von Bernhard Loyen.
Am 18. Januar veröffentlichte die New York Times einen Artikel, der die letzten Tage für einige Aufmerksamkeit sorgte (1). Der Beitrag handelt von einem Start-Up, welches einen regen Handel mit dem betreiben möchte, was Milliarden Menschen in ihrer Freizeit unbekümmert offerieren. Daten, in diesem Falle Bilder, Porträtfotos. Diese leicht zu bestückende Schatztruhe, heutzutage Festplatte, wird nun in Zusammenhang mit der entsprechend dazu entwickelten App dem Markt feilgeboten. Diesmal handelt es sich jedoch nicht um Blödsinns-Trallala a la Snapchat oder TikTok, es geht etwaig um das Ende der Fröhlichkeit.
Immer wieder - Daten sind das neue Öl. Einnahmequellen für findige, technisch versierte Bürger. Das Unternehmen Clearview AI aus den USA sammelte laut dem Artikel in den letzten Jahren an die drei Milliarden öffentlich zugängliche Bilddateien. Das bedeutet, es liegt zumindest dahingehend keinerlei krimineller Ansatz vor, die Bilder unrechtmäßig, durch illegalen Zutritt zu Nutzerkonten, erworben zu haben.
Nein, es waren solche Bilder, die täglich völlig unbedacht, etwaig mit dezentem Restbewußtsein auf den bekannten Social-Media-Plattformen der dahingehend interessierten Menschheit offeriert werden. Die Firma Clearview AI entwickelte ergänzend eine Gesichtserkennungstechnologie, die wie folgt funktioniert.
Eine Firma, Institution oder Behörde macht ein Foto von einer Person oder nutzt das Standbild einer Überwachungskamera, lädt es zur App hoch und bekommt umgehend öffentliche Fotos dieser Person zusammen mit den passenden Links zu den Orten, an denen diese Fotos erschienen sind zu sehen. So findig, so fragwürdig. Nun wird es diese App nicht in bekannten Stores zum Download geben.
Nein, der Erfinder Mr. Ton-That, ein australischer Techniker lebend in den USA, soll sein Produkt bevorzugt Strafverfolgungsbehörden angeboten haben. Und es ist nicht nur die Strafverfolgung. Clearview AI hat seine App auch an mindestens einer Handvoll Unternehmen für Sicherheitszwecke lizenziert. Diese Tatsache befeuert die aktuelle Diskussion, hinsichtlich der Frage - darf er das, also seine Datensammlung in Verbindung seiner „innovativen“ Idee einem entsprechenden Markt veräußern?
Laut dem Artikel verweigert das Unternehmen bisher eine Liste zu veröffentlichen, welche Institutionen sein Produkt schon erworben haben, also damit arbeiten. Ein Eric Goldman, Co-Direktor des High Tech Law Institute an der Universität Santa Clara wird wie folgt zitiert:
"Die Möglichkeiten der Bewaffnung sind endlos“(…)“Stellen Sie sich einen abtrünnigen Gesetzeshüter vor, der potentielle romantische Partner verfolgen will, oder eine ausländische Regierung, die dies dazu benutzt, Geheimnisse über Menschen auszugraben, um sie zu erpressen oder ins Gefängnis zu werfen (1).
Die Diskussionen über ausufernde, also bedenkliche Entwicklungen dieser Branche sind nicht neu. Schon 2011 äußerte sich der damalige CEO von Google Eric Schmidt ausgesprochen kritisch, Zitat: Schmidt sagte auch, dass Google eine Gesichtserkennungstechnologie entwickelt hätte, aber beschlossen habe, diese nicht weiter zu verfolgen: "Wir haben diese Technologie gebaut und sie zurückgehalten…nachdem wir sie angeschaut haben, haben wir beschlossen, sie nicht weiter zu verfolgen. Er erklärte, dass er persönlich sehr besorgt über die Vereinigung von mobiler Verfolgung und Gesichtserkennung sei, da er befürchte, dass sie "auf eine sehr schlechte Art und Weise genutzt werden könnte“ (2).
Seeing Is IDʼing lautet eine sehr aufschlussreiche Studie des Center for Technology and Democracy aus dem Jahre 2012 (3). Damalige Erläuterungen, Zitat:
Facebook, als einer von vielen Anbietern, verfolgte einen etwas anderen Ansatz. Die Gesichtserkennungsfunktion von Facebook ist standardmäßig auch für die Benutzer des sozialen Netzwerks aktiviert. Wenn ein FacebookBenutzer mit aktivierter Gesichtserkennungsfu...