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Es ist das Jahr 340 vor Christus. Eine Heuschreckenplage hat Judäa überfallen und die zukünftige Ernte vernichtet. Die Menschen und auch ein junger Mann namens Joel stehen vor dem Nichts.
Auch das noch, werden viele gedacht haben. Womit haben wir das verdient? Vor Jahren hatte sich ein Teil der gefangenen Judäer von Babylon auf den Weg gemacht. Der Perser Kyros hatte sie zurückgeschickt. Aber nicht alle wollten zurück. Vielen ging es in Babylon ganz gut und sie dachten: Ich kann Gott auch im fremden Land dienen.
Und was hatten die Spätheimkehrer in Jerusalem und in den umliegenden Ortschaften angetroffen? Zerstörte Häuser, Ruinen, und die zerbrochene Stadtmauer Jerusalems. Füchse und Dachse hausten im geschleiften Tempel und die Steine waren von Wildkraut überwuchert.
Unter großer Mühsal wurde der Tempel wieder aufgebaut, Schutzmauern errichtet, Felder bestellt. Man konnte wieder aufatmen. Und jetzt das! Millionen von hungrigen Heuschrecken hatten die Ernte vernichtet.
Da bekommt Joel eine Botschaft von Gott. Sie ist später aufgeschrieben worden und der kleine Satz: So spricht der Herr, auf hebräisch: Ko amar Jahwe, macht deutlich, dass es eine echte Prophetie ist.
Ich erwarte, dass Joel ein Trostwort von Gott bekommt, nach dem Motto: Haltet durch, ich werde euch auf andere Weise mit Nahrung versorgen. Denkt an das Manna in der Wüste.
Nein! Joel wird beauftragt, eine flammende Bußpredigt an seine Volksgenossen zuhalten:
So wie diese Heuschrecken das Land überfallen haben, so kann jederzeit das Heer einer Großmacht über uns kommen, heißt es im ersten Kapitel.
Wir wissen heute, dass Alexander der Große schon mit den Hufen scharrte, um die Welt zu erobern.
In unserem heutigen Bibeltext ruft Joel das Volk Gottes auf, sich Gott ganz zuzuwenden. Es genügen nicht ein paar Bußrituale wie das Zerreißen von Gewändern.
Blickt in euer Inneres, zerreißt eure Herzen, das heißt: öffnet euch ganz für Gott und lasst den Tränen ihren Lauf. Ja selbst die Hochzeitsleute sollen Ihre Vorbereitungen unterbrechen und zu Gott beten und sogar die Säuglinge werden in diese Bewegung mit hineingenommen.
Aber – um Himmels willen – warum denn dieser Bußruf an Leute, die sowieso ganz unten sind? Ist denn Gott jemand, der noch mit den Füßen nachtritt, wenn es mir sowieso schlecht geht? Das kann doch nicht sein! Warum ist denn diese Umkehr so wichtig?
Deutschland 1945. Unser Land war zerstört, Häuser und Kirchen waren zu Ruinen geworden. Straßen und Brücken zerbrochen. Und der Winter 1945 war einer der härtesten Winter überhaupt.
Aber da taten die Kirchen etwas Besonderes. Sie stellten sich durch das Stuttgarter Schuldbekenntnis zu ihrer Schuld, den Nationalsozialismus geduldet zu haben. Sicher, es gab Ausnahmen: Widerstandskämpfer gegen Hitler. Aber die meisten waren Mitläufer gewesen, auch in den Kirchen.
Buße und Umkehr in schwierigen Zeiten bilden einen inneren Wendepunkt, damit die Bescheidenheit gewinnt und Gott wieder in den Mittelpunkt rückt.
Umkehr zu Gott ist kein zusätzlicher Druck von oben, sondern ein Reinigungsprozess, der uns hilft, weiterzuleben, gerade dann, wenn eine harte Strecke vor uns liegt.
Ich habe das selbst erlebt: Wenn ich dachte, ich bin im Recht gegenüber einem anderen, konnte ich auch schon mal laut werden. Und die Gegenreaktion des anderen war dann auch nicht mehr leise.
Als ich dann über diesen Konflikt nachdachte, Gott um Hilfe bat und in mich ging, merkte ich, dass der andere durch mich verletzt worden war und ich hatte es nicht gemerkt.
Erst die Bitte um Entschuldigung und die Bereitschaft, gegenseitig zu vergeben und umzukehren, hat uns auf eine neue Basis gestellt und Kräfte freigesetzt. Das kann Umkehr bewirken.
Es ist direkt anrührend, dass in diesem Bußtext kein Speise - und Trankopfer gefordert wird, wie es üblich gewesen wäre, sondern Joel sagt (Vers 14): Wer weiß, ob Gott nicht umkehrt und es ihn reut und er Segen zurücklässt, sodass ihr opfern könnt Speisopfer und Trankopfer dem HERRN, eurem Gott. Mit anderen Worten: Das Opfern könnt ihr später nachholen, ihr habt ja selbst fast nichts zum Kauen.
Und noch etwas fällt mir bei diesem Bußruf auf, das ich anfangs nicht verstanden habe. Zweimal steht im Text etwas von Gottes Reue: „… Denn er ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte, und es reut ihn bald die Strafe. Wer weiß, ob er nicht umkehrt und es ihn reut und er Segen zurücklässt…“
Moment mal, dachte ich. Gott bereut etwas? Wie kann das sein? Gott, der über der Zeit steht, für den Gegenwart und Zukunft offen daliegen, kann sich doch schlecht selbst überraschen, oder? Sagt Gott etwa: „Oh! Bei der Sache habe ich mich falsch entschieden, da muss ich nochmal nachbessern?“
Hier haben wir ein wunderbares Beispiel, dass wir Menschen Gottes Reden nur über menschliche Vorstellungen begreifen können. Anders geht es nicht. Gott bedient sich, wie Jesus bei seinen Gleichnissen, mit Bildern aus dem Alltag.
Ich verstehe das so: Wenn ein Mensch etwas bereut und sich dann anders entscheidet, dann handelt er oder sie in großer Freiheit.
Und um auszudrücken, dass Gott in solch einer souveränen Freiheit lebt, spricht der Prophet von Gottes Reue.
Oder an einer anderen Stelle ruft Gott Israel durch den Propheten Jesaja zu: „Ist denn mein Arm zu kurz, dass ich nicht helfen könnte? (Jesaja 50,2)“. Ich frage mich: Hat Gott denn Arme, Knochen und Muskeln?
Für einen Hebräer bedeutete der männliche Arm oder die Hand Stärke und Kraft. Ich denke, wenn Gott heute redet, würde er sich vermutlich anders ausdrücken.
Joels Auftrag, sein Volk zur Buße zu rufen, hatte Auswirkungen.
Der nächste Textabschnitt, der mit Vers 18 beginnt, berichtet lapidar und kurz: „Da geriet der Herr in Eifer für sein Land und schonte sein Volk.“
Ich wünsche Ihnen die Erfahrung einer echten Umkehr, die Ihnen Kraft gibt, weiterzugehen und in den Armen Gottes zu landen.
Autor: Pastor Albrecht Gralle
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Es ist das Jahr 340 vor Christus. Eine Heuschreckenplage hat Judäa überfallen und die zukünftige Ernte vernichtet. Die Menschen und auch ein junger Mann namens Joel stehen vor dem Nichts.
Auch das noch, werden viele gedacht haben. Womit haben wir das verdient? Vor Jahren hatte sich ein Teil der gefangenen Judäer von Babylon auf den Weg gemacht. Der Perser Kyros hatte sie zurückgeschickt. Aber nicht alle wollten zurück. Vielen ging es in Babylon ganz gut und sie dachten: Ich kann Gott auch im fremden Land dienen.
Und was hatten die Spätheimkehrer in Jerusalem und in den umliegenden Ortschaften angetroffen? Zerstörte Häuser, Ruinen, und die zerbrochene Stadtmauer Jerusalems. Füchse und Dachse hausten im geschleiften Tempel und die Steine waren von Wildkraut überwuchert.
Unter großer Mühsal wurde der Tempel wieder aufgebaut, Schutzmauern errichtet, Felder bestellt. Man konnte wieder aufatmen. Und jetzt das! Millionen von hungrigen Heuschrecken hatten die Ernte vernichtet.
Da bekommt Joel eine Botschaft von Gott. Sie ist später aufgeschrieben worden und der kleine Satz: So spricht der Herr, auf hebräisch: Ko amar Jahwe, macht deutlich, dass es eine echte Prophetie ist.
Ich erwarte, dass Joel ein Trostwort von Gott bekommt, nach dem Motto: Haltet durch, ich werde euch auf andere Weise mit Nahrung versorgen. Denkt an das Manna in der Wüste.
Nein! Joel wird beauftragt, eine flammende Bußpredigt an seine Volksgenossen zuhalten:
So wie diese Heuschrecken das Land überfallen haben, so kann jederzeit das Heer einer Großmacht über uns kommen, heißt es im ersten Kapitel.
Wir wissen heute, dass Alexander der Große schon mit den Hufen scharrte, um die Welt zu erobern.
In unserem heutigen Bibeltext ruft Joel das Volk Gottes auf, sich Gott ganz zuzuwenden. Es genügen nicht ein paar Bußrituale wie das Zerreißen von Gewändern.
Blickt in euer Inneres, zerreißt eure Herzen, das heißt: öffnet euch ganz für Gott und lasst den Tränen ihren Lauf. Ja selbst die Hochzeitsleute sollen Ihre Vorbereitungen unterbrechen und zu Gott beten und sogar die Säuglinge werden in diese Bewegung mit hineingenommen.
Aber – um Himmels willen – warum denn dieser Bußruf an Leute, die sowieso ganz unten sind? Ist denn Gott jemand, der noch mit den Füßen nachtritt, wenn es mir sowieso schlecht geht? Das kann doch nicht sein! Warum ist denn diese Umkehr so wichtig?
Deutschland 1945. Unser Land war zerstört, Häuser und Kirchen waren zu Ruinen geworden. Straßen und Brücken zerbrochen. Und der Winter 1945 war einer der härtesten Winter überhaupt.
Aber da taten die Kirchen etwas Besonderes. Sie stellten sich durch das Stuttgarter Schuldbekenntnis zu ihrer Schuld, den Nationalsozialismus geduldet zu haben. Sicher, es gab Ausnahmen: Widerstandskämpfer gegen Hitler. Aber die meisten waren Mitläufer gewesen, auch in den Kirchen.
Buße und Umkehr in schwierigen Zeiten bilden einen inneren Wendepunkt, damit die Bescheidenheit gewinnt und Gott wieder in den Mittelpunkt rückt.
Umkehr zu Gott ist kein zusätzlicher Druck von oben, sondern ein Reinigungsprozess, der uns hilft, weiterzuleben, gerade dann, wenn eine harte Strecke vor uns liegt.
Ich habe das selbst erlebt: Wenn ich dachte, ich bin im Recht gegenüber einem anderen, konnte ich auch schon mal laut werden. Und die Gegenreaktion des anderen war dann auch nicht mehr leise.
Als ich dann über diesen Konflikt nachdachte, Gott um Hilfe bat und in mich ging, merkte ich, dass der andere durch mich verletzt worden war und ich hatte es nicht gemerkt.
Erst die Bitte um Entschuldigung und die Bereitschaft, gegenseitig zu vergeben und umzukehren, hat uns auf eine neue Basis gestellt und Kräfte freigesetzt. Das kann Umkehr bewirken.
Es ist direkt anrührend, dass in diesem Bußtext kein Speise - und Trankopfer gefordert wird, wie es üblich gewesen wäre, sondern Joel sagt (Vers 14): Wer weiß, ob Gott nicht umkehrt und es ihn reut und er Segen zurücklässt, sodass ihr opfern könnt Speisopfer und Trankopfer dem HERRN, eurem Gott. Mit anderen Worten: Das Opfern könnt ihr später nachholen, ihr habt ja selbst fast nichts zum Kauen.
Und noch etwas fällt mir bei diesem Bußruf auf, das ich anfangs nicht verstanden habe. Zweimal steht im Text etwas von Gottes Reue: „… Denn er ist gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte, und es reut ihn bald die Strafe. Wer weiß, ob er nicht umkehrt und es ihn reut und er Segen zurücklässt…“
Moment mal, dachte ich. Gott bereut etwas? Wie kann das sein? Gott, der über der Zeit steht, für den Gegenwart und Zukunft offen daliegen, kann sich doch schlecht selbst überraschen, oder? Sagt Gott etwa: „Oh! Bei der Sache habe ich mich falsch entschieden, da muss ich nochmal nachbessern?“
Hier haben wir ein wunderbares Beispiel, dass wir Menschen Gottes Reden nur über menschliche Vorstellungen begreifen können. Anders geht es nicht. Gott bedient sich, wie Jesus bei seinen Gleichnissen, mit Bildern aus dem Alltag.
Ich verstehe das so: Wenn ein Mensch etwas bereut und sich dann anders entscheidet, dann handelt er oder sie in großer Freiheit.
Und um auszudrücken, dass Gott in solch einer souveränen Freiheit lebt, spricht der Prophet von Gottes Reue.
Oder an einer anderen Stelle ruft Gott Israel durch den Propheten Jesaja zu: „Ist denn mein Arm zu kurz, dass ich nicht helfen könnte? (Jesaja 50,2)“. Ich frage mich: Hat Gott denn Arme, Knochen und Muskeln?
Für einen Hebräer bedeutete der männliche Arm oder die Hand Stärke und Kraft. Ich denke, wenn Gott heute redet, würde er sich vermutlich anders ausdrücken.
Joels Auftrag, sein Volk zur Buße zu rufen, hatte Auswirkungen.
Der nächste Textabschnitt, der mit Vers 18 beginnt, berichtet lapidar und kurz: „Da geriet der Herr in Eifer für sein Land und schonte sein Volk.“
Ich wünsche Ihnen die Erfahrung einer echten Umkehr, die Ihnen Kraft gibt, weiterzugehen und in den Armen Gottes zu landen.
Autor: Pastor Albrecht Gralle
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