In den 1990er Jahren beherrscht ein Angst-Thema die politische Debatte in Deutschland: Wie gehen wir mit Flüchtlingen um – die damals in weiten Kreisen noch "Asylanten" heißen? Am Abend des 22. August 1992 kippt in Rostock-Lichtenhagen die Stimmung, vor den Kameras und Augen der Welt passiert etwas, das später als "Pogrom" beschrieben wird… Die Angst vor Ausländern, die Legende von einem Deutschland, das kein Einwanderungsland sei: Seit den 1980er Jahren ist die Migrationspolitik ein politisches Minenfeld. CDU und CSU prägen das Wort vom "Asylbetrug" und heizen – gemeinsam mit den rechten Parteien, den Republikanern und der DVU das Thema weiter an. Nach der Wiedervereinigung verschärfen sich die Auseinandersetzungen, auch weil flüchtende Menschen aus den Kriegsgebieten des zerfallenen Jugoslawien nach Deutschland kommen. Immer häufiger kommt es in ganz Deutschland zu Übergriffen und Angriffen auf Ausländer und Flüchtlingsheime. Am Abend des 22. August 1992 versammeln sich etwa 2.000 bis 3.000 Menschen vor der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber in Rostock-Lichtenhagen. Bald fliegen Molotow-Cocktails durch die Fenster. Die Angriffe gegen die Bewohner eskalieren, es sind vor allem Vietnamesen. Die Polizei greift lange nicht ein. Das Bild eines im ausländerfeindlichen Rausch eingenässten Schaulustigen in Jogginghosen geht um die Welt. Vier Tage dauern die Übergriffe in Rostock, die als die bis dahin schlimmsten fremdenfeindlichen Ausschreitungen nach dem zweiten Weltkrieg in dies Geschichte eingehen.