Fast 200 Jahre waren die Briten in Indien, haben alle Unabhängigkeitsbestrebungen brutal unterdrückt. Jetzt aber wollen die Briten nur noch weg, möglichst schnell – zu laut die Rufe der Inder nach azadi, nach Freiheit. Großbritannien hat nach dem Zweiten Weltkrieg kein Geld mehr für koloniale Abenteuer. Am 18. Juli 1847 geht im House of Lords das zuvor schon vom Parlament gebilligte Gesetz zur Unabhängigkeit Indiens über den Tisch. Der Preis dafür: die Teilung des Landes. 92 Millionen Muslime bekommen eine eigene Heimat: Pakistan. Es folgt: eine der blutigsten Tragödien des 20. Jahrhunderts. Schon kurz vor der offiziellen Teilung am 14. und 15. August kommt es zu ethnischen Säuberungen. Erst recht danach. Insgesamt findet eine Million Hindus, Muslime und Sikhs den Tod. Über zehn Millionen werden aus ihren angestammten Dörfern vertrieben. Unter den Folgen leiden viele Familien bis heute. Die zwei Nationen, beide bis an die Zähne bewaffnet, auch nuklear, sind sich seit 75 Jahren spinnefeind. Es gibt einen einzigen Grenzübergang. Selten überquert ihn jemand. Ein Visum bekommen die wenigsten, weder Inder noch Pakistaner. Wenn sie einander begegnen, dann nur im Ausland, in England, den USA oder auch Deutschland, wo viele der Gutausgebildeten arbeiten. Erstaunt stellen sie dann fest, wieviel sie verbindet. Obwohl die blutige Geschichte sie trennt.