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Ich war Schulkind und stolz, dass mein Vater mich mitnahm. Es war ein Ausflug ins bergige Vogtland und ich durfte als Sozius hinter ihm auf dem Motorrad sitzen. Wir wollten Bekannte von ihm besuchen. Bei der Weiterfahrt gerieten wir aber auf einen so abschüssigen Weg, dass wir erst einmal anhielten. Dann wagten wir nicht mehr, das Motorrad auf dem Weg nach unten zu besteigen. Vater fasste mit beiden Händen den Lenker, die Finger an der Handbremse, ich hielt den Gepäckträger fest. Das sah ziemlich albern aus. Aber es hat uns wohl keiner gesehen. Alles ging gut, nur dass wir das Motorrad einmal nicht mehr halten konnten. Es rollte etwas weg und stürzte um. Wir mussten es mühsam wieder aufrichten. Dann waren wir endlich auf einer richtigen Straße und fuhren los. Aber nach einer Kurve erkannte Vater plötzlich eine unübersichtliche Hauptstraße, fand aber die Fußbremse nicht mehr und ich hörte ihn schreien: „Herr Jesus hilf!“ Tatsächlich half er schnell. Und mein Vater konnte doch noch rechtzeitig bremsen. Das Bremspedal hatte sich verbogen.
Noch viel schlimmer erging es dem Verfasser von Psalm 116. Bei ihm war das Problem nicht nur ein kurzer Augenblick. Es ging ihm sehr schlecht. Er fühlte sich von Stricken des Todes gefesselt, von Ängsten des Totenreichs getroffen. Auf einmal war alles Jammer und Not. Und so schrie er in Todesangst zu seinem Gott: „Ach Herr, errette mich, rette mein Leben!“
Auch Menschen, die Gott lieben, müssen manchmal durch scheinbar ausweglose Not. Aber wie gut, dass sie einen Namen kennen, den sie immer anrufen dürfen. Vielleicht ist der Name Jesus ihnen am nächsten oder „Vater im Himmel“ oder „Jahwe, mein Gott“! Wer auch der Verfasser dieses Psalms war, er kannte den Namen des Gottes, der über allem steht, was es gibt, und der uns trotzdem ganz nahe ist.
Unser Psalm beginnt mit den Worten: „Ich liebe den Herrn, denn er hörte meine Stimme, mein Flehen.“ Oder wie es Luther wiedergibt: „Das ist mir lieb, dass der Herr meine Stimme und mein Flehen hört.“
Geschrieben wurde das ja erst im Nachhinein. Die Rettung war erfolgt und die Not war vorbei. Damit hatte sich alles geändert. Dann kann auch ein schlimmer Motorradunfall eines Gemeinde-Mitarbeiters das Leben zum Positiven verändern. „Ich habe diesen Unfall gebraucht,“ sagte er mir, obwohl er dadurch eine lebenslange Behinderung behielt.
Der heutige Psalm bestätigt das: „Gott hat mein Flehen gehört, er hat mir zugehört, neigte sein Ohr zu mir.“ Offensichtlich hatte Gott genau hingehört. Für den Geretteten mündete das in eine Liebeserklärung und ein Versprechen: „Solange ich lebe, verkündige ich das.“ Seine schlimme Todesangst blieb zwar in Erinnerung. Sie hatte aber zu einem neuen Blick auf Gott geführt. Auf einmal weiß der Gläubige, dass Gott gnädig, gerecht und barmherzig ist. Er hört mir auch dann zu, wenn ich schwach im Glauben bin oder noch unmündig, unerfahren. Wie im Psalm (116,7) kann es zu einem interessanten Selbstgespräch kommen. Denn im Inneren rumort es ja noch: „Beruhige dich, meine Seele, sei nun wieder zufrieden, denn Jahwe hat dir Gutes getan und wird das weiterhin tun.“
Nun folgt ein zusammenfassendes poetisches Stück, das den Blick wieder in die Zukunft führt:
Ich darf! Der Psalm begann mit der Liebe zu Gott. Ihn zu lieben ist aber kein Muss, sondern ein Geschenk. Selbst eine schlimme Vergangenheit führt dann nicht zum Hadern mit Gott, sondern erzeugt Liebe zu dem, der mich gerettet hat. Es wird zum Vorrecht, Gott dienen zu dürfen. Und damit beginnt der zweite Teil des heutigen Psalms, der noch einmal das gestärkte Grundvertrauen bestätigt.
Vers 10: „Ich habe ihm immer vertraut, ich habe geglaubt, obwohl ich sagte: Ich bin am Boden zerstört.“ In meiner Bestürzung, als ich fortstürzte, rief ich aus: „Alle Menschen lügen nur.“ Das war damals, als der Verfasser des Psalms in tiefe Not geraten war. Er konnte sich auf keinen Menschen mehr verlassen. Sie haben mich alle belogen! Ja, man kann sehr bitter werden, wenn man Lüge und Betrug erlebt, und zwar von Menschen, denen man vertraut hatte. Aber mit Gott wird alles anders. Zu ihm kann ich jederzeit rufen, und ich kann ihm unbedingt vertrauen. Das Gottvertrauen bleibt auch im Notschrei. Und dann, nach erfahrener Rettung kann sich wie beim Psalm-Dichter eine neue Überlegung einstellen. Der eigene Glaube ist gestärkt worden. Wie könnte man Gott diese Wohltat vergelten? Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen? Geht das überhaupt?
Nun, ich kann ihm zuprosten! Es steht wirklich so da: „Den Becher der Rettung will ich erheben / und anrufen den Namen des Herrn.“ Anrufen lässt sich auch mit ausrufen wiedergeben. Auf seinen Namen will ich trinken! Ich will ihn öffentlich ehren. Und ich tue es damit, dass ich meine Versprechen einlöse. Nicht wie die Lügner unter den Menschen, auf die ich mich nicht verlassen kann.
Mein Leben ist kostbar für meinen Herrn. Denn er hat mich gerettet, meine Fesseln gelöst. Deshalb diene ich ihm gern. Ein Lobopfer will ich ihm bringen in Lied und Gebet. Ja, er hat es offensichtlich gern, wenn wir uns im Gebet an ihn wenden. Das ist besonders schön in der Gemeinde, wo das mit Lob und Anbetung verbunden ist. Mitten in der Gemeinde und in der Nähe Gottes. Da bleibt nur noch eins: Halleluja, Jahwe sei gelobt. Ihn zu ehren macht mich selber froh. Ich liebe ihn und ich glaube ihm!
Autor: Karl-Heinz Vanheiden
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Ich war Schulkind und stolz, dass mein Vater mich mitnahm. Es war ein Ausflug ins bergige Vogtland und ich durfte als Sozius hinter ihm auf dem Motorrad sitzen. Wir wollten Bekannte von ihm besuchen. Bei der Weiterfahrt gerieten wir aber auf einen so abschüssigen Weg, dass wir erst einmal anhielten. Dann wagten wir nicht mehr, das Motorrad auf dem Weg nach unten zu besteigen. Vater fasste mit beiden Händen den Lenker, die Finger an der Handbremse, ich hielt den Gepäckträger fest. Das sah ziemlich albern aus. Aber es hat uns wohl keiner gesehen. Alles ging gut, nur dass wir das Motorrad einmal nicht mehr halten konnten. Es rollte etwas weg und stürzte um. Wir mussten es mühsam wieder aufrichten. Dann waren wir endlich auf einer richtigen Straße und fuhren los. Aber nach einer Kurve erkannte Vater plötzlich eine unübersichtliche Hauptstraße, fand aber die Fußbremse nicht mehr und ich hörte ihn schreien: „Herr Jesus hilf!“ Tatsächlich half er schnell. Und mein Vater konnte doch noch rechtzeitig bremsen. Das Bremspedal hatte sich verbogen.
Noch viel schlimmer erging es dem Verfasser von Psalm 116. Bei ihm war das Problem nicht nur ein kurzer Augenblick. Es ging ihm sehr schlecht. Er fühlte sich von Stricken des Todes gefesselt, von Ängsten des Totenreichs getroffen. Auf einmal war alles Jammer und Not. Und so schrie er in Todesangst zu seinem Gott: „Ach Herr, errette mich, rette mein Leben!“
Auch Menschen, die Gott lieben, müssen manchmal durch scheinbar ausweglose Not. Aber wie gut, dass sie einen Namen kennen, den sie immer anrufen dürfen. Vielleicht ist der Name Jesus ihnen am nächsten oder „Vater im Himmel“ oder „Jahwe, mein Gott“! Wer auch der Verfasser dieses Psalms war, er kannte den Namen des Gottes, der über allem steht, was es gibt, und der uns trotzdem ganz nahe ist.
Unser Psalm beginnt mit den Worten: „Ich liebe den Herrn, denn er hörte meine Stimme, mein Flehen.“ Oder wie es Luther wiedergibt: „Das ist mir lieb, dass der Herr meine Stimme und mein Flehen hört.“
Geschrieben wurde das ja erst im Nachhinein. Die Rettung war erfolgt und die Not war vorbei. Damit hatte sich alles geändert. Dann kann auch ein schlimmer Motorradunfall eines Gemeinde-Mitarbeiters das Leben zum Positiven verändern. „Ich habe diesen Unfall gebraucht,“ sagte er mir, obwohl er dadurch eine lebenslange Behinderung behielt.
Der heutige Psalm bestätigt das: „Gott hat mein Flehen gehört, er hat mir zugehört, neigte sein Ohr zu mir.“ Offensichtlich hatte Gott genau hingehört. Für den Geretteten mündete das in eine Liebeserklärung und ein Versprechen: „Solange ich lebe, verkündige ich das.“ Seine schlimme Todesangst blieb zwar in Erinnerung. Sie hatte aber zu einem neuen Blick auf Gott geführt. Auf einmal weiß der Gläubige, dass Gott gnädig, gerecht und barmherzig ist. Er hört mir auch dann zu, wenn ich schwach im Glauben bin oder noch unmündig, unerfahren. Wie im Psalm (116,7) kann es zu einem interessanten Selbstgespräch kommen. Denn im Inneren rumort es ja noch: „Beruhige dich, meine Seele, sei nun wieder zufrieden, denn Jahwe hat dir Gutes getan und wird das weiterhin tun.“
Nun folgt ein zusammenfassendes poetisches Stück, das den Blick wieder in die Zukunft führt:
Ich darf! Der Psalm begann mit der Liebe zu Gott. Ihn zu lieben ist aber kein Muss, sondern ein Geschenk. Selbst eine schlimme Vergangenheit führt dann nicht zum Hadern mit Gott, sondern erzeugt Liebe zu dem, der mich gerettet hat. Es wird zum Vorrecht, Gott dienen zu dürfen. Und damit beginnt der zweite Teil des heutigen Psalms, der noch einmal das gestärkte Grundvertrauen bestätigt.
Vers 10: „Ich habe ihm immer vertraut, ich habe geglaubt, obwohl ich sagte: Ich bin am Boden zerstört.“ In meiner Bestürzung, als ich fortstürzte, rief ich aus: „Alle Menschen lügen nur.“ Das war damals, als der Verfasser des Psalms in tiefe Not geraten war. Er konnte sich auf keinen Menschen mehr verlassen. Sie haben mich alle belogen! Ja, man kann sehr bitter werden, wenn man Lüge und Betrug erlebt, und zwar von Menschen, denen man vertraut hatte. Aber mit Gott wird alles anders. Zu ihm kann ich jederzeit rufen, und ich kann ihm unbedingt vertrauen. Das Gottvertrauen bleibt auch im Notschrei. Und dann, nach erfahrener Rettung kann sich wie beim Psalm-Dichter eine neue Überlegung einstellen. Der eigene Glaube ist gestärkt worden. Wie könnte man Gott diese Wohltat vergelten? Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen? Geht das überhaupt?
Nun, ich kann ihm zuprosten! Es steht wirklich so da: „Den Becher der Rettung will ich erheben / und anrufen den Namen des Herrn.“ Anrufen lässt sich auch mit ausrufen wiedergeben. Auf seinen Namen will ich trinken! Ich will ihn öffentlich ehren. Und ich tue es damit, dass ich meine Versprechen einlöse. Nicht wie die Lügner unter den Menschen, auf die ich mich nicht verlassen kann.
Mein Leben ist kostbar für meinen Herrn. Denn er hat mich gerettet, meine Fesseln gelöst. Deshalb diene ich ihm gern. Ein Lobopfer will ich ihm bringen in Lied und Gebet. Ja, er hat es offensichtlich gern, wenn wir uns im Gebet an ihn wenden. Das ist besonders schön in der Gemeinde, wo das mit Lob und Anbetung verbunden ist. Mitten in der Gemeinde und in der Nähe Gottes. Da bleibt nur noch eins: Halleluja, Jahwe sei gelobt. Ihn zu ehren macht mich selber froh. Ich liebe ihn und ich glaube ihm!
Autor: Karl-Heinz Vanheiden
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