ERF Plus - Bibel heute

Dank für Rettung aus Todesnot


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Kennen auch Sie Menschen, die immer über irgendetwas zu klagen haben? Sie haben Schmerzen, werden ungerecht behandelt, erleben ein Unglück nach dem anderen. Es fällt schwer, diesen Menschen dauerhaft zuzuhören, weil doch immer nur dasselbe kommt. Umgekehrt kommt es auch vor, dass jemand sein Leben ständig in rosaroten Farben schildert: Dann haben die Kinder oder Enkel etwas Herausragendes vollbracht, sie haben ein schickes Haus oder ein tolles Auto gekauft, in der Familie läuft es immer ganz harmonisch – schön, wenn das so ist! Aber es kommt doch die Frage auf, ob das nicht etwas übertrieben ist – in welchem Leben läuft schon alles dauerhaft perfekt?

Wie wohltuend ist dagegen Davids Psalm zu lesen! Er berichtet von beidem, Gutem und Schlechtem. Das klingt sehr realistisch. Die meisten Menschen erleben gute Phasen in ihrem Leben, aber dann auch wieder schlechte, selten verläuft ein Leben ganz glatt.

David schreibt seinen Psalm zur Einweihung des Tempels – vielleicht meint er den Tempel, den später sein Sohn Salomo erbauen wird; zu seiner Zeit gab es noch keinen Tempel. Bei solch einem Anlass wäre es angemessen, sich auf das Gute zu konzentrieren.

Folgerichtig beginnt David damit, dass er Gott preist. Bemerkenswert ist der Grund dafür. Er sagt: „Du hast mich aus der Tiefe gezogen und lässest meine Feinde sich nicht über mich freuen.“ David hat Schlimmes erlebt, war – bildlich gesprochen – in die Tiefe hinabgestürzt, seine Feinde wollten über ihn triumphieren. Feinde hatte er viele, die ihm das Leben schwer machten. Aber Gott hat ihn nicht seinem Schicksal überlassen. Diese Rettung ist ein Grund, Gott zu danken und ihn zu preisen.

Mit der Schilderung solcher Gegensätze geht es weiter: David schrie zu Gott, und er machte ihn gesund. Darüber kann er sich freuen, gerade weil er Krankheit und Elend erlebt hat. Danach klingt es ganz bedrohlich: „HERR, du hast meine Seele aus dem Reich des Todes geführt; du hast mich aufleben lassen unter denen, die in die Grube fuhren.“ David war offenbar dem Tod sehr nah. Gott hat ihn bewahrt, hat ihm neues Leben geschenkt; und das ist wieder ein Grund, Gott anzubeten.

An einer Stelle klingt das, was David sagt, fast etwas überheblich: „Ich aber sprach, als es mir gut ging: Ich werde nimmermehr wanken.“ Welcher Mensch kann sich so sicher sein, dass er immer fest bei Gott bleiben wird? Allerdings begründet David seine Aussage: „Denn, HERR, durch dein Wohlgefallen hattest du mich auf einen starken Fels gestellt.“ Er fühlt sich so sicher, weil Gott ihn auf einen starken Fels gestellt hat. Wer sich von Gott getragen und auf einen sicheren Boden gestellt weiß, der kann wohl doch mit Recht von sich behaupten, dass er fest stehen bleiben kann.

Danach erlebt David gleich wieder das Gegenteil: „Aber als du dein Antlitz verbargest, erschrak ich.“ Gott hat sich vor ihm verborgen, er erlebt seine Gegenwart nicht mehr. Diese Erfahrung zieht sich durch viele Psalmen hindurch: Menschen leiden darunter, dass sie Gott nicht wahrnehmen. Gott scheint weit weg zu sein.

David nimmt alles, was ihm widerfährt, aus Gottes  Hand: „Denn sein Zorn währet einen Augenblick und lebenslang seine Gnade.“ Alles Böse führt er auf den Zorn Gottes zurück, das Gute ist ein Zeichen seiner Gnade. Ermutigend ist hier die Gewichtung: der Zorn währt nur einen Augenblick, die Gnade aber lebenslang, und damit hat sie viel mehr Bedeutung.

Aus Davids Psalm lassen sich mehrere Punkte auf die heutige Zeit übertragen:

Das menschliche Leben verläuft nie geradlinig, es gibt immer Höhen und Tiefen. Aus jedem noch so tiefen Tal geht es irgendwann wieder bergauf. Es gilt, sich nicht einfach fallen zu lassen, sondern darauf zu vertrauen, dass Gott Rettung schenken kann. David kann ein Vorbild dafür sein, bewusst wahrzunehmen, was alles Gutes geschieht, und Gott dafür zu danken.

David nimmt alles aus Gottes Hand, das Gute und auch das Schlechte. Gott gibt die Menschen nicht auf, auch wenn viel Böses auf der Welt passiert. Wer davon ausgeht, dass Gott alles in seiner Hand hat, kann auch schwere Phasen leichter ertragen.

Es kann Phasen geben, in denen Gott weit weg zu sein scheint. Das haben Menschen zu allen Zeiten erlebt bis hin zu Jesus Christus, der am Kreuz ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Gott ist für die Menschen nicht verfügbar, aber er lässt sie nicht allein, wenn sie nach ihm suchen.

Gutes lässt sich gerade dadurch mehr genießen, dass es auch schwere Phasen gibt. Wenn ständig die Sonne scheint, ist es kaum noch möglich, sich am Licht und an der Wärme zu erfreuen, weil das gute Wetter dann selbstverständlich ist. Nach einem Regen oder einem Gewitter wirkt dagegen der Sonnenschein um so erfreulicher. Nun lässt sich das Leid, das auf der Welt herrscht, kaum damit begründen, dass wir andernfalls das Gute gar nicht recht wahrnehmen und schätzen könnten. Aber feststeht, dass der Blick dafür geschärft wird, wenn es eben nicht selbstverständlich ist. Über Heilung kann sich nur freuen, wer vorher krank gewesen ist; für Rettung kann nur jemand danken, der sich in Gefahr befunden hat.    

Niemand muss immer nur jubeln und Gott loben. Wem es schlecht geht, der darf auch genau das vor Gott aussprechen. Gerade das kann helfen, das Leid loszulassen und aus der Klage wieder zum Lob Gottes zu kommen.

Ich wünsche Ihnen und mir, mit David einstimmen zu können, egal wie die eigene Lebenslage gerade aussieht: „Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet, dass ich dir lobsinge und nicht stille werde. HERR, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit.“ 

Autor: Karin Weishaupt

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