ERF Plus - Bibel heute

Das Abendmahl


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„Das muss ich mir unbedingt merken“, murmele ich und greife zu Zettel und Stift. Bevor ich den Gedanken vergesse, schreibe ich ihn schnell auf. Manchmal sage ich aber auch: „Das ist merkwürdig.“ Da meine ich, dass etwas seltsam ist, „merkwürdig“ eben. Aber auch das Denk-würdige, was unbedingt aufgeschrieben werden muss, kann ich als „merkwürdig“ bezeichnen. Es ist ja wert, gemerkt zu werden, also im wörtlichen Sinne „merk-würdig“. Seltsam oder denkwürdig – ich bezeichne heute mal beides als „merkwürdig“ und nenne die Dinge dann „Merkwürdigkeiten“.

In unserem Abschnitt aus der Bibel habe ich drei große Merkwürdigkeiten gefunden.

Die erste Merkwürdigkeit

Die erste sind die Vorbereitungen für das Passafest oder Pessachfest. Vermutlich hatten die Jünger bereits ein oder zwei Mail mit Jesus Passa gefeiert. Doch dieses Fest sollte ganz anders werden. Und das beginnt mit den Vorbereitungen. Jesus schickt Petrus und Johannes los und gibt ihnen genaue Anweisungen. Aber es sind keine Anweisungen wie: „Geht in die Herberge XY und bereitet dort alles vor.“ Jesus macht prophetische Aussagen. Er sagt: „Sobald ihr in die Stadt kommt, seht ihr einen Mann mit einem Wasserkrug. Folgt ihm. Und wo er hingeht, da fragt den Hausherrn nach einem Saal. Er wird euch einen Saal mit Polstern zeigen. Dort sollt ihr alles vorbereiten.“

 Ich staune immer wieder darüber, dass Jesus das alles schon vorher so genau wusste. Doch im Grunde sollte es mich nicht wundern – er ist doch Gottes Sohn. Er sieht, was wir nicht sehen können. Und er weiß, was wir nicht wissen. So weiß er auch genau, wo er sein letztes Passafest feiern wird. Das ist die erste Merkwürdigkeit: Jesus weiß alles bis ins Kleinste – auch bei den Vorbereitungen auf das Fest.

Die zweite Merkwürdigkeit

Und dann beginnt Jesus, dem Fest eine neue Bedeutung zu geben. Bereits zu Beginn des Abends wurde die mittlere der drei Mazzen gebrochen und eine Hälfte versteckt. Warum es drei Mazzen sein müssen? Dafür gibt es verschiedene Erklärungen. Die an Jesus gläubigen Juden sagen, sie stehen für Gott Vater, Sohn und Heiligen Geist. Wenn die mittlere Mazza gebrochen wird, dann ist das der Sohn. Und genau das tut Jesus hier: Er bricht die mittlere Mazza, wie es bei allen Juden am Passafest geschieht. Aber hier ist vermutlich kein Kind dabei, das die Mazza, die versteckt war, findet. Jesus bricht sie, teilt sie aus und gibt ihr die neue Bedeutung: „Das ist mein Körper. Immer, wenn ihr dieses Brot brecht, denkt daran: Ich bin für euch gestorben.“

Für die Jünger klang das sicher seltsam, denn sie verstanden vor dem Tod von Jesus nicht, was er mit seinen Worten meinte. Aber Jesus gibt ihnen dieses Brotbrechen bereits als ein Merkzeichen: Denkt daran, sagt er. Mit dem Brotbrechen beim Sederabend schreibt er es den Jüngern sozusagen in ihren Kalender.

Danach folgt der dritte Becher, der Becher der Erlösung oder des Bundes. Jesus nimmt diesen Becher und deutet ihn auf sich um. „Dieser Wein ist mein Blut. Und das ist der neue Bund.“ Hier zeigt sich wieder einmal, dass Jesus nicht alles Alte über Bord werfen möchte. Er ist nicht gekommen, um das Gesetz des Mose abzuschaffen. Er ist gekommen, um es zu erfüllen. So erfüllt er auch das Passahfest. Er erfüllt es mit einer neuen Bedeutung. Ich bin sicher, dass diese neue Bedeutung von Gott schon lange geplant war. Wenn man das Neue Testament liest, könnte ich fast meinen: Jesus ist das Passahfest. Sehr oft wird Jesus als das Lamm bezeichnet, dass die Sünden der Welt trägt. Und hier sagt Jesus: Ich bin das Brot, ich bin der Wein. Und das sagt er nicht einfach für dieses eine Jahr, weil es so besonders ist. Weil er in wenigen Stunden sterben wird. Nein, seine Worte sind im wahrsten Sinn des Wortes merk-würdig. Und so sagt es Jesus auch: „Tut das zu meinem Gedächtnis.“

Bevor sein Leiden beginnt, sagt Jesus seinen Jüngern schon: „Wenn ihr wieder von diesem Wein trinkt, wenn ihr das Brot esst – dann denkt an mein Leiden und Sterben.“ Jesus ist ohne Sünde, aber er nahm die Schuld und Sünde der Jünger auf sich. Und nicht nur ihre, sondern die der ganzen Welt. Er gab sein Leben freiwillig. Er ging für uns in den Tod. Im Tod brach sein Körper in sich zusammen, sein Blut floss. „Denkt daran, wenn ihr das Passahlamm esst“, schärft Jesus den Jüngern ein. Schon Johannes der Täufer hatte von Jesus gesagt: Er ist dieses Lamm. Und jetzt sagt Jesus: „Dieses Brot ist mein Körper. Dieser Wein ist mein Blut.“ Das ist denkwürdig, also merk-würdig. „Denkt daran.“ Jesus deutet wichtige Bestandteile des Passafestes auf sich. Das ist die zweite Merkwürdigkeit.

Die dritte Merkwürdigkeit

Und die dritte Merkwürdigkeit folgt gleich darauf. „Die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch.“ Da sind die Jünger zutiefst schockiert. Ein Verräter unter ihnen – unter den zwölf Aposteln? Man möchte meinen, das sei unmöglich. Aber sie kommen alle ins Fragen: Wer könnte so etwas tun? Bin ich es etwa? Oder du? Die Worte Jesu schrecken sie auf. Ich möchte meinen, das ist ein heilsamer Schrecken. Wenn ich mich im Licht Gottes sehe, erkenne ich, dass ich aus eigener Kraft nicht an ihn glauben kann. Ich kann aus eigener Kraft kein guter Mensch sein. Ich kann seine Gebote nicht halten. Aber Jesus kann. Er kann mir dazu seine Kraft geben. Und ich kann in diesem Leben mit ihm wachsen, Stück für Stück.

Der Verräter sitzt mit am Tisch, hatte Jesus gesagt. Die Jünger waren verunsichert. Aber wenn Jesus mit seinen Worten bezweckte, Judas noch eine Möglichkeit zur Umkehr zu geben, hat es nicht funktioniert. Er zog seinen Plan durch. Jesus wusste das und hatte trotzdem mit ihm Gemeinschaft. Ich finde das sehr tröstlich: Gott wendet sich nicht von uns ab, weil wir Fehler machen. Immer und immer wieder lädt er uns zu sich ein. Er sucht unsere Gegenwart. Er möchte uns vergeben. Ich brauche nur zu ihm kommen und ihn darum bitten.

Denken Sie noch an diese Merkwürdigkeiten, die Jesus vor zweitausend Jahren gesagt hat? Denken Sie daran, dass er alles sieht und weiß wie bei den Vorbereitungen des Festes? Vielleicht erinnern Sie sich daran, wenn Sie sich auf das Osterfest vorbereiten. Denken Sie daran, dass Jesus das Passafest auf sich gedeutet hat? Daran können Sie denken, wenn Sie selbst Passa feiern oder wenn Sie das Heilige Abendmahl feiern. Jesus hat sich für uns gegeben. Sein Körper ist zerbrochen, sein Blut ist geflossen. Und – auch wenn ich aus eigener Kraft nicht treu zu ihm halten kann: Er ist treu. Er möchte mit mir Gemeinschaft haben und möchte mir vergeben. Ich brauche nur zu ihm kommen.

Autor: Anne-Kathrin Hagemann

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