Wiener Watschenkonzert – der harmlose Name sollte nicht über das Ausmaß des Tumultes hinwegtäuschen: Die feine Wiener Gesellschaft prügelte sich wegen unterschiedlicher Meinungen zur modernen Musik... Der "Akademischer Kultur- und Musikverband" hat zum Konzert geladen: Arnold Schönberg, moderner Komponist und Virtuose der nicht immer eingängigen Zwölftonmusik, dirigiert eigene Werke und die seiner Schüler. Im Publikum: konservative "Konzert-Ultras" und begeisterte "Schönberg-Hooligans". Auch die Stimmung ist von Anfang an mindestens so angespannt wie bei einem Fußballspiel. Bei Schönbergs Sinfonie johlen die Störer, trampeln, lachen, Gegenstände fliegen auf die Bühne. Bei Alban Bergs Gesangzyklus mit dem provozierenden Titel "Lieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg" (Altenberg ist Psychiatrie-Insasse) eskaliert die Situation. Auf billigen wie teuren Plätzen kommt es zu heftigen Schlägereien, Brillengestelle und Zahnprothesen fliegen durch den Saal. Schönberg wird geohrfeigt, ein Augenzeuge bemerkt nachher hämisch, die Watschn sei "das weitaus Klangvollste des ganzen Abends" gewesen. Als die Kontrahenten schließlich mit Stuhlbeinen und Holzlatten aufeinander losgehen, hat irgendjemand die zündende Idee und löscht das Saallicht. Im Dunkeln hört man das atonale Stöhnen der zahlreichen Verletzten.