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Was hier passiert mit Paulus und Barnabas, das ist zum Heulen!
Gerade haben sie einen großen theologischen Konflikt glücklich gelöst. Es war wirklich schwer gewesen. Da sind auf der einen Seite die frisch getauften, religiös unbedarften Jesus-Gläubigen aus den Heidenvölkern – und auf der anderen Seite die judenchristliche Gemeinde. Wie können die zusammenkommen? Wie kann das klappen? Auf der einen Seite Menschen, denen bis vor kurzem eine Vielzahl an Göttern und Opfern selbstverständlich waren – auf der anderen Seite Menschen, die den einen Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs schon lange kannten. Die mit aller Hingabe die vielen, uralten Gesetze befolgt haben, denen Gebote und Waschungen und Reinheitsvorschriften quasi in die Wiege gelegt waren. Das war nicht ohne, da hätte die junge Christenheit schon im Streit krachend auseinanderfallen können!
Paulus und Barnabas können jetzt aber aufatmen: ein Kompromiss war gefunden. Und so fassen sie den Plan, in einer großen Besuchsreise diese Heiden-Christen-Gemeinden zu stärken. Sie wollen ihnen die paar Regeln mitteilen, auf die sich die Apostel geeinigt hatten: keinen Götzendienst mehr, keine Affären neben der Ehe, und nur ordentlich geschlachtetes Fleisch essen, ohne Blutreste. Das war machbar.
Und jetzt, mitten beim Packen und Planen für die Reise, entzündet sich ein ganz anderer Streit. Barnabas möchte seinen jungen Neffen Johannes Markus wieder mitnehmen – Paulus ist dagegen. „Der ist uns doch schon mal von der Fahne gegangen, bei der letzten Reise!“ Ich kann mir vorstellen, dass Paulus da ein paar abschätzige Worte losgelassen hat über den unzuverlässigen jungen Mann, der kneift, wenn’s schwierig wird. Und ich kann mir vorstellen, dass Barnabas die sehr persönlich genommen hat. Schließlich ist’s Familie, und man muss doch den jungen Leuten auch was nachsehen …
Auf jeden Fall knallt’s. Zwischen den beiden engen Freunden. Die Seite an Seite für ihren Herrn gearbeitet hatten, miteinander in einem wütenden Mob um ihr Leben bangten, die miteinander erstaunliche Heilungen und aufbrandenden Widerstand erlebt haben – und diese beiden geraten scharf aneinander. So schlimm, dass sie nicht mehr gemeinsam auf die Reise gehen können.
Zum Heulen! Es spielt ja noch mehr mit: Barnabas war der gewesen, der Paulus bei den ersten Schritten in die Gemeinde hinein begleitet hat. Er war sein Bürge, der dem ehemaligen Christenverfolger Saulus nach seiner Taufe den Rücken gestärkt und die Türen geöffnet hatte. Ein väterlicher Freund also, dem Paulus viel verdankt. Und die beiden entzweien sich wegen einer solchen Lappalie – kaum zu glauben!
Das wäre kaum zu glauben, wenn nicht solche Dinge auch bei uns dauernd passieren würden … Gemeinschaften stemmen miteinander ein großes Bauvorhaben mit Hunderten von ehrenamtlichen Stunden und Tausenden von Euros – und verkrachen sich dann über der Nutzungsordnung. Oder Familien überstehen Krankheiten und Ehekrisen – und zerstreiten sich dann an der Haltung zu einer bestimmten Partei. Kleine, persönliche Eitelkeiten, gedankenlose Worte, hin und her, große persönliche Verletzungen – und eine Mitarbeiterschaft fällt auseinander.
Was der Teufel durch Druck von außen nicht schafft, das gelingt ihm oft, wenn’s ans Persönliche geht. Vielleicht, weil viele da nicht gewappnet sind. Weil die Herzen für den Bruder, die Freundin, den Mitarbeiter weit offen sind – darum fällt ein Streit so tief ins Herz. Darum ist eine abweichende Meinung in politischen Dingen so schmerzhaft und unverständlich.
Mehr als alles hüte dein Herz, sagt der weise Salomo (Sprüche 4,23). Da nistet sich so gern Gekränktheit ein und Beleidigtsein, Gram und Groll. Und darauf setzt sich der Teufel mit Wonne. Spielt auf unseren dunklen Gefühlen wie auf einem Klavier. Und zersetzt damit Gemeinden von innen heraus. Hüte dein Herz – und lass dem Groll keine Chance! Frag nach. Versuche zu verstehen. Vergib. Es ist dein Bruder, deine Schwester!
Wenn Sie sich gerade in so einem Streit befinden, wenn Sie sich ganz im Recht fühlen, wenn Sie sagen „Da ist jetzt aber eine Entschuldigung von dem fällig!“, wenn Sie sagen „Jetzt ist auch mal Schluss, mir reicht’s, ich geh woanders hin!“ – überlegen Sie: Wem nützt diese Auseinandersetzung?? Freut sich Gott, dass Sie so reden und denken? Oder schmatzt der Teufel vor Vergnügen, dass Sie ihm auf den Leim gegangen sind?
Schütten Sie doch vor Ihrem Vater im Himmel Ihren ganzen Frust und Groll aus, das kann er gut aushalten. Und dann horchen Sie, was er zu Ihnen und zu der Misere sagt. Vielleicht gibt er Ihnen Recht, sowas gibt’s auch. Aber vielleicht sagt er: Frag nach. Versuche zu verstehen. Vergib. Es ist dein Bruder, deine Schwester!
Wie geht’s nun bei Paulus und Barnabas weiter? Zunächst leider nicht vorbildlich. Wir hören nichts von Gesprächen, Seelsorge, Vermittlung. Sie trennen sich im Streit. Aber im Fortgang wird deutlich: Der Teufel gewinnt doch nicht!
Unser Gott ist so grandios! Wo ich ein Unglück vermute, macht Gott aus dem Zerwürfnis einen Segen: Nicht ein starkes Team aus zwei starken Männern ist im Folgenden unterwegs zum Evangelisieren, sondern zwei Teams. Jeder „starke Mann“ hat künftig einen Auszubildenden dabei: Barnabas geht tatsächlich mit Johannes Markus auf die Reise, Paulus nimmt sich Silas mit und gewinnt dazu noch den jungen Timotheus als Begleiter. Viel später übrigens muss Johannes Markus wieder zu Paulus dazu gestoßen sein, so lese ich’s jedenfalls im Kolosserbrief und im 2. Timotheusbrief.
Streit ist zum Heulen? Ja, bestimmt. Unter Christen ganz besonders. Aber die heutige Bibellese macht mir Mut: Unser großer und kreativer und einfallsreicher Gott kann sogar aus Streit etwas Gutes und Neues und Wunderbares schaffen.
Autor: Pfarrerin Elisabeth Küfeldt
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Was hier passiert mit Paulus und Barnabas, das ist zum Heulen!
Gerade haben sie einen großen theologischen Konflikt glücklich gelöst. Es war wirklich schwer gewesen. Da sind auf der einen Seite die frisch getauften, religiös unbedarften Jesus-Gläubigen aus den Heidenvölkern – und auf der anderen Seite die judenchristliche Gemeinde. Wie können die zusammenkommen? Wie kann das klappen? Auf der einen Seite Menschen, denen bis vor kurzem eine Vielzahl an Göttern und Opfern selbstverständlich waren – auf der anderen Seite Menschen, die den einen Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs schon lange kannten. Die mit aller Hingabe die vielen, uralten Gesetze befolgt haben, denen Gebote und Waschungen und Reinheitsvorschriften quasi in die Wiege gelegt waren. Das war nicht ohne, da hätte die junge Christenheit schon im Streit krachend auseinanderfallen können!
Paulus und Barnabas können jetzt aber aufatmen: ein Kompromiss war gefunden. Und so fassen sie den Plan, in einer großen Besuchsreise diese Heiden-Christen-Gemeinden zu stärken. Sie wollen ihnen die paar Regeln mitteilen, auf die sich die Apostel geeinigt hatten: keinen Götzendienst mehr, keine Affären neben der Ehe, und nur ordentlich geschlachtetes Fleisch essen, ohne Blutreste. Das war machbar.
Und jetzt, mitten beim Packen und Planen für die Reise, entzündet sich ein ganz anderer Streit. Barnabas möchte seinen jungen Neffen Johannes Markus wieder mitnehmen – Paulus ist dagegen. „Der ist uns doch schon mal von der Fahne gegangen, bei der letzten Reise!“ Ich kann mir vorstellen, dass Paulus da ein paar abschätzige Worte losgelassen hat über den unzuverlässigen jungen Mann, der kneift, wenn’s schwierig wird. Und ich kann mir vorstellen, dass Barnabas die sehr persönlich genommen hat. Schließlich ist’s Familie, und man muss doch den jungen Leuten auch was nachsehen …
Auf jeden Fall knallt’s. Zwischen den beiden engen Freunden. Die Seite an Seite für ihren Herrn gearbeitet hatten, miteinander in einem wütenden Mob um ihr Leben bangten, die miteinander erstaunliche Heilungen und aufbrandenden Widerstand erlebt haben – und diese beiden geraten scharf aneinander. So schlimm, dass sie nicht mehr gemeinsam auf die Reise gehen können.
Zum Heulen! Es spielt ja noch mehr mit: Barnabas war der gewesen, der Paulus bei den ersten Schritten in die Gemeinde hinein begleitet hat. Er war sein Bürge, der dem ehemaligen Christenverfolger Saulus nach seiner Taufe den Rücken gestärkt und die Türen geöffnet hatte. Ein väterlicher Freund also, dem Paulus viel verdankt. Und die beiden entzweien sich wegen einer solchen Lappalie – kaum zu glauben!
Das wäre kaum zu glauben, wenn nicht solche Dinge auch bei uns dauernd passieren würden … Gemeinschaften stemmen miteinander ein großes Bauvorhaben mit Hunderten von ehrenamtlichen Stunden und Tausenden von Euros – und verkrachen sich dann über der Nutzungsordnung. Oder Familien überstehen Krankheiten und Ehekrisen – und zerstreiten sich dann an der Haltung zu einer bestimmten Partei. Kleine, persönliche Eitelkeiten, gedankenlose Worte, hin und her, große persönliche Verletzungen – und eine Mitarbeiterschaft fällt auseinander.
Was der Teufel durch Druck von außen nicht schafft, das gelingt ihm oft, wenn’s ans Persönliche geht. Vielleicht, weil viele da nicht gewappnet sind. Weil die Herzen für den Bruder, die Freundin, den Mitarbeiter weit offen sind – darum fällt ein Streit so tief ins Herz. Darum ist eine abweichende Meinung in politischen Dingen so schmerzhaft und unverständlich.
Mehr als alles hüte dein Herz, sagt der weise Salomo (Sprüche 4,23). Da nistet sich so gern Gekränktheit ein und Beleidigtsein, Gram und Groll. Und darauf setzt sich der Teufel mit Wonne. Spielt auf unseren dunklen Gefühlen wie auf einem Klavier. Und zersetzt damit Gemeinden von innen heraus. Hüte dein Herz – und lass dem Groll keine Chance! Frag nach. Versuche zu verstehen. Vergib. Es ist dein Bruder, deine Schwester!
Wenn Sie sich gerade in so einem Streit befinden, wenn Sie sich ganz im Recht fühlen, wenn Sie sagen „Da ist jetzt aber eine Entschuldigung von dem fällig!“, wenn Sie sagen „Jetzt ist auch mal Schluss, mir reicht’s, ich geh woanders hin!“ – überlegen Sie: Wem nützt diese Auseinandersetzung?? Freut sich Gott, dass Sie so reden und denken? Oder schmatzt der Teufel vor Vergnügen, dass Sie ihm auf den Leim gegangen sind?
Schütten Sie doch vor Ihrem Vater im Himmel Ihren ganzen Frust und Groll aus, das kann er gut aushalten. Und dann horchen Sie, was er zu Ihnen und zu der Misere sagt. Vielleicht gibt er Ihnen Recht, sowas gibt’s auch. Aber vielleicht sagt er: Frag nach. Versuche zu verstehen. Vergib. Es ist dein Bruder, deine Schwester!
Wie geht’s nun bei Paulus und Barnabas weiter? Zunächst leider nicht vorbildlich. Wir hören nichts von Gesprächen, Seelsorge, Vermittlung. Sie trennen sich im Streit. Aber im Fortgang wird deutlich: Der Teufel gewinnt doch nicht!
Unser Gott ist so grandios! Wo ich ein Unglück vermute, macht Gott aus dem Zerwürfnis einen Segen: Nicht ein starkes Team aus zwei starken Männern ist im Folgenden unterwegs zum Evangelisieren, sondern zwei Teams. Jeder „starke Mann“ hat künftig einen Auszubildenden dabei: Barnabas geht tatsächlich mit Johannes Markus auf die Reise, Paulus nimmt sich Silas mit und gewinnt dazu noch den jungen Timotheus als Begleiter. Viel später übrigens muss Johannes Markus wieder zu Paulus dazu gestoßen sein, so lese ich’s jedenfalls im Kolosserbrief und im 2. Timotheusbrief.
Streit ist zum Heulen? Ja, bestimmt. Unter Christen ganz besonders. Aber die heutige Bibellese macht mir Mut: Unser großer und kreativer und einfallsreicher Gott kann sogar aus Streit etwas Gutes und Neues und Wunderbares schaffen.
Autor: Pfarrerin Elisabeth Küfeldt
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