Es war eins der Prestigeprojekte von Gerhard Schröders rot-grüner Regierung – und bereits umstritten, bevor die ersten Zeilen überhaupt zu Papier gebracht waren. Das erklärte Ziel des neuen Zuwanderungsgesetzes: mit der bundesrepublikanischen Lebenslüge, Deutschland sei kein Einwanderungsland, endlich aufzuräumen. Stattdessen sollte Zuwanderung sinnvoll gestaltet werden. Für den eklatanten Fachkräftemangel mancher Branchen – damals etwa der IT-Industrie – sollten mit sogenannten "Greencards" gut ausgebildete Akademiker ins Land geholt werden. Die Quittung der Opposition: Jürgen Rüttgers, damals CDU-Landesvorsitzender in Nordrhein-Westfalen, zog mit dem Slogan "Kinder statt Inder" in den Wahlkampf. Neben einer besser gesteuerten Zuwanderung wollte man aber auch die Integration der Angekommenen erleichtern: mit Sprachkursen etwa oder mit beschleunigten Verfahren. Noch immer gilt: Die Einwanderungspolitik ist vermintes Gelände. Hier der Wunsch von Flüchtlingen nach einem besseren Leben, da die Angst der Alteingesessenen, zu kurz zu kommen – Vorurteile, Emotionen, Missverständnisse. Ein gefundenes Fressen für Populisten. Und heute? Will sich die Ampel-Koalition an einem neuen Einwanderungsgesetz versuchen. Geräuschlos wird auch das nicht über die Bühne gehen.