"Alle Pappeln hoch in Lüften / Jeder Strauch in seinen Düften / Alle sehn sich nach dir um." So reimt Goethe zum neunten Geburtstag des Prinzesschens von Sachsen-Weimar-Eisenach. Der Dichterfürst lobt die Kleine in den höchsten Tönen: wie liebenswürdig, wie originell, welch heller Verstand und reiches Wissen! Auch der preußische Prinz Wilhelm findet Augusta, die er als 15-Jährige kennenlernt, recht hübsch und klug, aber er liebt eigentlich eine andere. Dass er die Prinzessin aus Weimar dennoch heiratet, hat beiden kein Glück gebracht. Die intelligente, vielseitig interessierte und liberal denkende Augusta verkümmert an der Seite ihres konservativen, eher schlichten Mannes. Als preußische Königin und schließlich Kaiserin der Deutschen versucht sie vergeblich, Einfluss auf die Politik zu nehmen. Dabei wird Bismarck zum heftigsten Widersacher der überzeugten Pazifistin. Der Groll über die vielen Enttäuschungen ihres Lebens lässt Augusta launisch und rechthaberisch werden - geradezu legendär sind ihre Wutausbrüche. "Ein unglückliches Geschöpf", schreibt ein Zeitgenosse, "vor allem aus eigener Schuld. Wenn sie einst verschwindet, wird alle Welt aufatmen."