Ein Abenteuerroman, ein philosophisches Märchen: René Daumals Buch "Der Berg Analog" verzaubert Leserinnen und Fans seit über 70 Jahren. In Deutschland kaum bekannt, genießt Daumal in Frankreich und den USA Kultstatus... Zu Daumals legendärem Ruf trug der Zwist mit André Breton bei, dem selbstherrlichen Kopf der Surrealisten, genauso wie seine postume Entdeckung durch die Rockmusikerin Patti Smith. Die Tuberkulose aber stoppte sein verheißungsvolles Werk mit 36 Jahren. Seine wichtigsten literarischen Mitstreiter lernte René Daumal als Gymnasiast in Reims kennen. Der antibürgerliche Geist der Revolte trieb sie an. Sie experimentierten mit "Entrückungszuständen", mit psychischen und physischen Grenzerfahrungen - provoziert durch den Konsum von Opium, Lachgas oder Tetrachlormetan. Mit ihrer Zeitschrift "Le Grand Jeu", das große Spiel, erregten sie 1928 in Paris zum ersten Mal Aufmerksamkeit. Doch wandte sich René Daumal, nachdem einer seiner Freunde in die Drogenabhängigkeit abgedriftet war, von seinem früheren Leben ab. Im Umfeld von Georges I. Gurdjieff, einem esoterischen Lehrmeister des vierten Weges, fand er neue Orientierung. 1938 erschien sein Roman "Das große Besäufnis", eine satirische Abrechnung mit dem Kunst- und Wissenschaftsbetrieb. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht floh er mit seiner jüdischen Ehefrau Vera nach Südfrankreich. Dort arbeitete René Daumal an seinem alpinistischen Abenteuerroman "Der Berg Analog". Er sollte das utopische Gegenstück zu seinem bisherigen Werk werden.