Kann man die Realität malen? Kasimir Malewitsch hielt das für eine Lüge und Anmaßung. Also malte der Mann aus Kiew reine Farben, oder ein schwarzes Quadrat auf weißem Grund – damals ein Skandal, heute ein Startpunkt der modernen Kunst. Ein Viereck, etwa 80 mal 80 Zentimeter, auf weißem Grund: Das "Schwarze Quadrat" von Kasimir Malewitsch zählt zu den Ikonen der Malerei: Neuanfang und Nullpunkt der Moderene. 1915 stellt er es der Öffentlichkeit vor, zusammen mit Werken von 14 anderen Künstlern in einer Galerie in St. Petersburg, damals Petrograd. Malewitsch platziert sein Bild über Eck unterhalb der Decke. Im so genannten "schönen Winkel", genau dort, wo traditionell in einer russischen Wohnung die Ikone angebracht ist und erklärt: "Ich habe die nackte Ikone meiner Zeit gemalt." Weil er die Übersetzung der Realität auf eine zweidimensionale Leinwand für eine Lüge hielt, entschied sich der Künstler für die reine Farbe. Der Skandal blieb nicht aus. In der Kunstwelt hatte das schwarze Quadrat eine enorme Wirkung. Bis heute gilt Kasimir Malerisch als einer der wichtigsten Vertreter der russischer Avantgarde. Malewitsch wurde in Kiew geboren und hat sich selbst oft als Ukrainer bezeichnet. Seine ursprüngliche Sprache und Kultur waren im damaligen Zarenreich verboten.