Friedrich Schlegel, am 10. März 1772 in Hannover geboren, war einer der kühnsten und vielseitigsten Denker seiner Zeit. Sein weitgefächertes Interesse sprengte die Grenzen von Philosophie, Kultur-, Sprach- und Literaturtheorie, statt starren Regelsystemen zu folgen, plädierte er für eine "progressive Universaltheorie". Romane z.B. sollten alle Formen wie Lyrik, Aphorismen, essayistische oder philosophische Überlegungen miteinbeziehen, das Unfertige war für ihn Zeichen einer ständigen Bewegung des Geistes. Seine Definition des Künstlers als eines freischaffenden Genies wurde eine der Grundlagen für die Jenaer Frühromantik, die er zusammen mit seiner Geliebten Dorothea Veit, seinem Bruder August Wilhelm, dessen Frau Caroline und dem Dichter Novalis 1799 begründete. Mit den Jahren allerdings wurde Friedrich Schlegel immer konservativer. 1808 konvertierte er zum Katholizismus, setzte sich für die Erneuerung der Katholischen Kirche in Deutschland ein – allerdings auch für das verfassungsmäßig garantierte Bürgerrecht der Juden –, interessierte sich für Mystik und Telepathie. Als er 1829 überraschend mit 56 Jahren starb, war sein Wirkungsradius ziemlich geschrumpft – zum Bedauern aller, die ihn früher als kreativen und inspirierenden Feuerkopf bewundert und anerkannt hatten.