"Ich habe mein ganzes Leben, schon in der Schule, gegen einen Geist der Enge und der Gewalt, der Unfreiheit, der Überheblichkeit und der mangelnden Ehrfurcht vor Anderen, der Intoleranz und des Absoluten, erbarmungslos Konsequenten angekämpft, der in den Deutschen steckt und der seinen Ausdruck im nationalsozialistischen Staat gefunden hat." Das schrieb der damals 38-jährige Helmuth James von Moltke im Januar 1945 in einem Abschiedsbrief an seine zwei kleinen Söhne aus dem Gefängnis Plötzensee. Anders als viele spätere Widerstandskämpfer aus konservativem Milieu, zählte Moltke, tiefgläubiger Protestant und auch beeinflusst durch die katholische Soziallehre, von Anfang an zu den entschiedenen Gegnern Hitlers und dessen menschenverachtender Weltsicht. Als Rechtsanwalt bemühte sich Moltke, möglichst vielen nach 1933 Drangsalierten, vor allem Juden, zu helfen. Später versuchte er durch völkerrechtliche Gutachten die verbrecherische Kriegsführung der Nazis zu delegitimieren und eine humane Behandlung von Kriegsgefangenen zu erwirken. Auf dem Familiengut der Moltkes im schlesischen Kreisau, seinem Geburtsort 1907, versammelten sich Regimegegner unterschiedlichster politischer Couleur und religiöser sowie sozialer Herkunft, um die demokratische Neuordnung Deutschlands nach dem (verlorenen) Krieg zu planen. Doch der so genannte Kreisauer Kreis flog auf, einige der Mitglieder wurden hingerichtet, darunter auch Moltke.