Aufgefallen ist sie schon als Vierjährige. Sie hockte mit einer griechischen Grammatik unter dem Weihnachtsbaum. Die kleine Uta dachte damals, bereits genug Deutsch zu können und begann, andere Sprachen zu lernen. Zwölf sind es geworden. Und Uta Ranke-Heinemann tanzte weiter aus der Reihe. Die selbstbewusste Essenerin besuchte als erstes Mädchen ein bis dahin reines Jungengymnasium, habilitierte sich als erste Frau in katholischer Theologie und wurde die erste Professorin weltweit mit einem Lehrstuhl in diesem Fach. Dabei war die Tochter des ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann von ihrem Vater streng protestantisch erzogen worden. Mit 25 Jahren aber konvertierte sie zum Katholizismus. Ihren kritischen Geist behielt die provokante Theologin. Immer wieder kritisierte Uta Ranke-Heinemann die Sexual- und Frauenfeindlichkeit der katholischen Lehre und geriet in Konflikt mit der Amtskirche. Als sie 1987 schließlich vor laufendem Mikrophon bekannte, nicht an die Jungfrauengeburt durch Maria zu glauben, entzog ihr der Essener Bischof Franz Hengsbach die Lehrbefugnis. Kurze Zeit später erhielt sie einen neuen, kirchenunabhängigen Lehrstuhl für Religionsgeschichte an der Universität Essen. Vom traditionellen Christentum hat sich Uta Ranke-Heinemann, die heute ihren 90. Geburtstag feiert, inzwischen verabschiedet. Mehr Trost – so bekennt sie freimütig – findet sie stattdessen bei den Philosophen René Descartes und Immanuel Kant.