Ein Stück Papier, zuerst als einseitiger Brief, oft handschriftlich ausgeführt – und doch so viel mehr: Für viele Menschen war der Nansen-Pass die Eintrittskarte in ein neues Leben. Nach dem Ersten Weltkrieg waren viele Flüchtlinge, vor allem aus Russland, durch Vertreibung und Ausbürgerung staatenlos, besaßen also keine Staatsbürgerschaft mehr. Damit waren sie ungeschützt und unerwünscht. Der berühmte norwegische Polarforscher Fridtjof Nansen, damals Hochkommissar des Völkerbundes für Flüchtlingsfragen, setzte einen ersten Flüchtlingsausweis durch. Mit ihm konnten sich die Betroffenen Wohnung und Arbeit suchen, heiraten und in alle Länder reisen, die dem Dokument zugestimmt hatten. Der Nansen-Pass war von über 50 Staaten anerkannt. Das Prinzip des Passes wurde 1946 durch das London Travel Document und das Reisedokument der Genfer Flüchtlingskonvention weitergeführt.