ERF Plus - Bibel heute

Der Richter und die Witwe


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Interessante und spannende Geschichten haben mich als Kind schon immer fasziniert. Später auch die Gleichnisse von Jesus. Ein Gleichnis ist eine bildhafte Rede, bestehend aus einer Sach- und einer Bildebene. Schon in vorchristlicher Zeit erzählten die Propheten Israels passende Gleichnisse, um das von Gott gegebene Gesetz lebendig und verständlich zu machen. Die Zeitgenossen von Jesus Christus bezeichneten ihn als den größten Lehrer aller Zeiten. Sie sagten, er rede so wie noch kein Mensch zuvor geredet habe. Seine Redekunst war außergewöhnlich und viele, die ihn hörten, glaubten an ihn.

Jesus, als Wanderprediger, nutzt vorwiegend die Natur als Lehrsaal. Aus Vorgängen des alltäglichen Lebens sucht er den Hörern die Geheimnisse des Himmelreichs zu erschließen. Unermüdlich offenbart er durch seine lehrreichen Geschichten aus dem Alltag die Liebe des Vaters zu seinem Volk.

Auf diese Art und Weise erschließt Jesus seinen Hörern neue Perspektiven. Sein Ziel ist, dass sie ihr bisheriges Denken, Fühlen und Handeln in einer neuen Einstellung in Verbindung mit Gottes Willen erkennen. Jesus will ein Umdenken in ihrer Beziehung zu Gott bewirken. Eine innere Herzens-Umkehr zu dem himmlischen Vater. Es geht Jesus um eine neue geistige Geburt, durch dass sich ihr Leben in einer tiefgehenden Weise verändern sollte.

Aber Jesus lehrt seine Nachfolger auch- wie wichtig ein fundiertes Gebetsleben ist. Das Gebet ist eine mächtige Weise, die nicht nur die Jünger in jener Zeit, sondern auch Christen in dieser Zeit mit Gott verbindet und die Beziehung zu ihm stärkt. In Zeiten der Freude, Trauer, Not oder Dankbarkeit bringt das Gebet Trost, Führung und Hoffnung.

Dies unterstreicht Jesus beispielsweise im Lukas-Evangelium Kapitel 11,9-10: „Und ich sage euch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“

Damit diese wichtige Wahrheit den Jüngern nicht verloren geht, erzählt Jesus ihnen das Gleichnis vom ungerechten Richter, um zu veranschaulichen, wie wirksam Beharrlichkeit im Gebet ist. Ein Richter trägt die Verantwortung unparteiisch zu sein, Zeugen zu befragen und das Recht zu bewahren. Er hat die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird.

Jesus legt den Fokus in dieser Geschichte auf die Persönlichkeit dieses Richters. Der Richter ist einer „der Gott nicht fürchtet und vor keinem Menschen sich scheut.“ Jesus zeichnet den Hörern das Bild eines nicht ehrenhaften, vielleicht sogar korrupten Mannes. Er ist ein Mensch, der Gott nicht respektiert und nichts auf die Meinung anderer Leute gibt. Ein Richter, der nicht vertrauenswürdig scheint. Von so jemandem kann ich kaum erwarten, dass er auf die Dringlichkeit eines Rufes reagiert, der auf Ehrlichkeit und Gesetzestreue gegründet ist.

Zu diesem Richter kommt also eine Witwe, deren Rechte missachtet werden. Sie befindet sich in einer Notlage. Witwen in Israel zu jener Zeit rechnet man zu den Machtlosen und Unterdrückten. Ohne Ehemann, ohne Söhne, ist jede Witwe zur Armut verurteilt. Ich gewinne den Eindruck, dass die Witwe keinen männlichen Verwandten mehr hat, der ihren Fall vor den Richter bringen könnte.

Die Alternativen, die einer alleinstehenden Witwe zur Zeit Jesu zum Überleben bleiben, sind entweder zurück zum Elternhaus, erneute Heirat oder Betteln. Aus diesem Grund bringt sie nun ihr Anliegen selbst vor den Richter und sucht Gerechtigkeit zu erlangen. Doch der Richter weigert sich strikt, ihren Fall zu übernehmen. Sein Desinteresse schreckt die Frau jedoch nicht ab. Sie ist vollkommen von ihrer Sache überzeugt. Diese Entschlossenheit ist bewundernswert.

Mit erstaunlicher Zähigkeit verbringt sie täglich ihre Zeit vor dem Haus des Richters und hofft darauf, dass er sich durch ihre Beharrlichkeit umstimmen lässt. Entnervt will sich der Richter schließlich von ihrem nervtötenden Geschrei vor seinem Haus befreien. Er befürchtet sogar, dass sie ihm ins Gesicht schlagen könnte. Um endlich Ruhe zu erhalten, entscheidet er sich, ihr zu ihrem Recht zu verhelfen.

Der Herr zeigt damit den Jüngern, dass jemand, der eine gerechte Sache vertritt, zu Recht darauf beharren kann, dass sie durchgesetzt wird.

Selbst ein ungerechter, ungerührter Richter kann durch Beharrlichkeit dazu gebracht werden, Recht zu sprechen. Jesus zieht folgenden Schluss aus diesem Vergleich: „Gott aber, sollte er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien, und sollte er es bei ihnen lange hinziehen? Ich sage euch, dass er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird“ (Lukas 18,7-8).

Im Gegensatz zu dem ungerechten Richter ist Gott ein gerechter und barmherziger Gott. Ich lerne aus dieser Geschichte, die Notwendigkeit beharrlich zu beten und nicht den Mut zu verlieren, wenn meine Gebete nicht sofort erhört werden.

In seiner ersten Unterweisung über das Gebet „Vater unser“ hat Jesus seinen Jüngern geboten, so zu beten: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“ (Matthäus 6,10).

Das Königreich, das Jesus dem jüdischen Volk anbietet, wird jedoch zurückgewiesen, und der König verworfen. Jesus ermutigt seine Jünger, trotz aller Bedrängnisse wie Gleichgültigkeit und Feindseligkeit, bei der Ausbreitung des Evangeliums im Gebet standhaft zu bleiben. Dies mit der Gewissheit, dass Gott ihre Gebete erhören und ihre Bedürfnisse erfüllen will. Im Johannesevangelium, Kapitel 15,7 lese ich die Worte Jesu: „Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch geschehen“.

Jesus beendet das Gleichnis mit einer Frage: „Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er in Macht und Herrlichkeit zurückkommt, den Glauben finden auf der Erde?“

Damit will Jesus sagen: Wird er bei Seiner Wiederkunft die wahren Gläubigen finden, diejenigen, die durchgehalten haben, die vertraut und geglaubt haben? Die täglich in der Schrift forschen und an die ganze vom Heiligen Geist inspirierte Bibel glauben und danach handeln? Die Gewissheit derjenigen Christen, die eng an Jesus Christus bleiben, werden durch Jesus Christus gerechtfertigt und kommen nicht in das End-Gericht Gottes.

Spurgeon sagte einmal ungefähr so: „Liebe Freunde, wir werden nie einen völligen Glauben an Gott haben, wenn wir nicht auch an Jesus Christus glauben. Die Menschen haben lange versucht – und eifrig versucht -, den Gott im Himmel ohne den Sohn anzubeten. Aber Jesus spricht: Niemand kommt zum Vater, denn durch mich! Und so wird es immer sein.“

► Mehr Infos zum Buch Lukas:

Buchvideo: Lukas Kap. 1-9

 

Autor: Marion Christa Nickel

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