500 Jahre lang ist das "Decreto de la Alhambra" in Spanien offiziell in Kraft: 1492 hatten die katholischen Könige Isabella und Ferdinand II. die jüdische Bevölkerung vor die Wahl gestellt, innerhalb von vier Monaten das Land zu verlassen oder zum christlichen Glauben zu konvertieren. Das Edikt hat fatale Folgen für die Betroffenen – aber auch für Spanien selbst. Tausende "Sephardim" (wie die spanischen Juden sich nennen) werden von katholischen Fanatikern getötet. Weit über 100.000 verlieren ihre Heimat und müssen auswandern; viele werden von Bayezid II., Sultan des osmanischen Reiches, aufgenommen. Und die, die in Spanien bleiben und zum Katholizismus konvertieren, sind fortan als sogenannte "Conversos" Bürger zweiter Klasse; argwöhnisch beobachtet und oft genug verfolgt von der spanischen Inquisition. Spanien verliert damit seine kulturelle und wissenschaftliche Elite und fällt – trotz des enormen Reichtums, den die neuen Kolonien in Lateinamerika liefern – langfristig geopolitisch zurück. Die damals ausgelöste gesellschaftliche Erstarrung hält fast 500 Jahre lang an; bis zum Ende der Franco-Regimes in den 1970er Jahren.