Eine Frau an der Spitze Deutschlands, das gab es selten, vor allem im Mittelalter. Kaiserin Agnes regierte fünf Jahre lang, von 1056 bis 1061. Denn ihr Sohn Heinrich IV. war noch unmündig. Um als Frau regieren und zum Beispiel Kriege führen zu dürfen, musste Agnes trickreiche Politik betreiben… Die Umstände von Agnes' Regierung waren und blieben heikel. Eine Kaiserin durfte nicht in den Krieg ziehen. Also brauchte Agnes starke Herzöge. Sie band den hohen Adel durch großzügige Lehen an sich, beendete die Auseinandersetzungen mit den Sachsen und sorgte für Frieden mit Ungarn. Ein Wendepunkt für die gebildete und willensstarke Kaiserin kam mit der Kirchenpolitik. Hier geriet sie zwischen die Stühle. Als Kaiserin musste sie darauf bestehen, den kaiserlichen Kandidaten als Papst durchzusetzen. Doch als Christin war Agnes Anhängerin des Reformpapsttums. Nach einem von ihr mitverursachten Schisma trat sie von den Regierungsgeschäften zurück. Als ihr Sohn den Thron besteigen konnte, siedelte Agnes nach Rom um und verbrachte dort ihren Lebensabend. Sie musste zusehen, wie ihr Sohn und Kaiser vom Papst gebannt wurde und am Ende in Canossa um Wiederaufnahme in die Kirche bitten musste.