Sie war eine emanzipierte Frau – im Rahmen ihrer Zeit. Aber sie erlebte schmerzhaft auch die Grenzen dieser Freiheit. Denn Rahel Varnhagen von Ense war Jüdin – und das ließ man sie nie vergessen, trotz ihrer Erfolge, trotz ihres gesellschaftlichen Aufstiegs. Rahel Levin – so ihr Geburtsname - gehörte zu einer Gruppe selbstbewusster Frauen, die um die Wende des 18. ins 19. Jahrhundert dem kulturellen Leben in Berlin eine ganz besondere Note gaben. Die meisten von ihnen waren Jüdinnen aus wohlhabenden Familien, gebildet und kreativ. Sie führten ihre eigenen Salons, in denen sich jenseits der Standesgrenzen alle trafen, die sich für Dichtung und Philosophie, Wissenschaft und Musik interessierten. Doch in die Paläste des Adels wurden sie umgekehrt nicht eingeladen. Diese antisemitischen Vorurteile bekam Rahel auch noch zu spüren, als sie 1814 mit 43 Jahren den Historiker und Diplomaten Karl August Varnhagen von Ense heiratete: Sie musste sich taufen lassen und wurde dennoch bei Hofe nie anerkannt. Trotz allem waren Rahel Varnhagen von Ense und ihr Mann eines der wichtigsten und einflussreichsten künstlerisch-intellektuellen Paare der preußischen Hauptstadt. Beide veröffentlichten schriftstellerische bzw. historische Werke, der Umfang ihrer lebhaften, internationalen Korrespondenz ist phänomenal. Rahel Varnhagen von Ense starb am 7. März 1831, 61 Jahre alt. Nach ihrem Tod kümmerte sich ihr Mann mit Nachdruck um die Veröffentlichung ihrer Schriften und half ihr dadurch zum Nachruhm - als eine der wichtigsten literarischen Stimmen ihrer Epoche.