Sie nannten ihn "Caracalla". Das war eigentlich der Name eines gallischen Kapuzenpullis: "Caracalla talaris". Und weil der Kaiser diesen überlangen antiken Hoodie so gerne trug, hatte er halt seine Namen weg. Selbst die riesigen Thermenanlagen, die der Kaiser in Rom errichten ließ, heißen bis heute "Caracalla-Thermen". "Marcus Aurelius Severus Antoninus Augustus-Thermen" könnte sich ja auch kein Tourist merken. Als der Kaiser die luxuriöse Badeanstalt bauen ließ, da sollte sie sein schmutziges Image aufpolieren – doch in den Augen der Zeitgenossen blieb er ein Drecksack. Den eigenen Bruder hatte er umgebracht, um zum Alleinherrscher zu werden. Beim eigenen Vater hatte er es zumindest versucht. Mit Mama wird ihm gelegentlich ein Verhältnis unterstellt, aber vielleicht ist zumindest das nur böse Propaganda. Nach zahlreichen Massakern an politischen Gegnern, unrühmlichen Kriegen und dem Versuch, sich selbst als Wiedergeburt des großen Alexander zu vermarkten, weint ihm jedenfalls niemand eine Träne nach, als Caracalla während einer Pinkelpause auf Reisen nicht nur Wasser, sondern zugleich auch sein Leben lässt. Mehrere Dolchstiche durchdringen den Kapuzenmantel beim Urinieren.