ERF Plus - Bibel heute

Die Apostelversammlung in Jerusalem


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Manchmal muss gestritten werden! Das macht unsere Erzählung vom ersten Konzil der Kirche deutlich. Klar! Christen sind durch ihren gemeinsamen Glauben an Jesus Christus in Liebe miteinander verbunden. Nicht Zanken und Streiten soll ihr Leben bestimmen, sondern gegenseitige Liebe, Anerkennung und Verständnis füreinander. Dennoch: manchmal muss gestritten werden. Die Frage ist nur worüber und wie.

Das sogenannte “Apostelkonzil“ zeigt es uns. Gestritten werden muss, wenn das Zentrum des Glaubens in Frage gestellt wird. Hier geht es um die Frage: muss ich mich erst beschneiden lassen und die jüdischen Religionsvorschriften einhalten, bevor ich an Jesus glauben und von ihm aus dem Tod gerettet werden kann. Das behaupteten damals plötzlich Jesus-gläubige Juden aus den Reihen der Pharisäer. In der missionarisch aufblühenden Kirche in Antiochien wollten sie das für Nichtjuden zur Bedingung machen: Zum Glauben an Jesus gehört unbedingt die Beschneidung und das Halten der Gebote.

Das musste Streit auslösen. Bisher galt für Juden und Nichtjuden, dass sie allein durch den Glauben an Jesus gerettet werden, unabhängig davon, wie sehr sie sich mühten, die Gebote Gottes zu halten. Diesem Streit durften die Verantwortlichen Leiter der Gemeinde in Antiochien nicht ausweichen. Diese Frage musste definitiv geklärt werden.

Aber wie? Auf keinen Fall in aller Öffentlichkeit auf dem Marktplatz in Antiochien. Sondern intern unter den Verantwortlichen für die theologische Ausrichtung der Gemeinde. Weil die Fundamente der Glaubenslehre in Frage gestellt wurden, musste darüber hinaus die Gemeindeleitung in Jerusalem einbezogen werden. Sie war zuständig für die inhaltliche Ausrichtung der frühen Christenheit. Also wurden Delegierte mit Paulus und Barnabas nach Jerusalem gesandt, um die Fragen dort zu klären.

In der angeordneten Versammlung ließ man interessanterweise zuerst die pharisäisch geprägten Christen mit ihrem Anliegen zu Wort kommen mit ihrer Forderung: Nichtjuden, die mit Jesus und in der Gemeinde leben wollten, mussten sich auf jeden Fall beschneiden lassen. Sie mussten das von Mose überlieferte Gesetz halten mit allen den Vorschriften für den Opferkult, mit den ‘Reinheits- und Speisegeboten sowie den Ordnungen zum alltäglichen Leben im Land Israel.  Darüber wurde dann gestritten und diskutiert, allerlei Meinungen und Argumente vorgebracht und verworfen. Bis Petrus, der von Jesus selbst eingesetzte Leiter der Gemeinde, das Wort ergriff. Er erzählte, was er selbst kurze Zeit zuvor erlebt hatte. Gott hatte ihm durch eine Vision klargemacht, dass die biblischen Speisegebote nicht mehr gelten und die Heiden in Gottes Augen nicht mehr als „unrein“ galten. Deshalb ließ er sich einem gewissen Cornelius aus Caesarea einladen, ihm und seinen Gästen das Evangelium von Jesus zu verkünden. Dort erlebte Petrus, dass viele Nichtjuden spontan von Jesus überzeugt wurden und sich offen zum Glauben bekannten. Wie am ersten Pfingstfest nach der Auferstehung von Jesus lobten die neugeborenen Christen Gott in verschiedenen Sprachen. Petrus erkannte dies als Zeichen dafür, dass Gott den Glauben dieser Heiden akzeptierte und sie mit dem Heiligen Geist erfüllte. Darin erkannte Petrus den Auftrag von Jesus wieder. Der hatte vor seiner Rückkehr zu Gott ihn und die anderen Apostel ausgesandt, um allen Völkern das Evangelium von Jesus zu verkündigen.

Mit diesem Bericht über die Bekehrungen in Caesarea bestätige Petrus die Berichte von Paulus aus der Evangelisationsarbeit in Antiochien.

Nach Petrus bringt Jakobus, der Bruder von Jesus, einen entscheidenden Hinweis auf ein Wort des Propheten Amos ein Danach hat Gott durch Jesus das Königtum Davids bestätigt und erneuert, durch den Gott über alle Menschen aus allen Völkern herrschen will.

Die Argumente aus der Bibel, die göttliche Beauftragung des Petrus zur Völkermission und die Erfahrungsberichte von Paulus überzeugten die Anwesenden, so dass Jakobus dann einen mehrheitsfähigen Beschlussantrag formulieren konnte. Im Grundsatz wird damit Paulus und den Antiochenern Recht gegeben. Nichtjuden wie Juden, die an Jesus glauben, werden durch die Gnade und Liebe Gottes gerettet, unabhängig vom Halten des Gesetzes und der Beschneidung.

Um aber das Zusammenleben von Heidenchristen und Judenchristen zu ermöglichen, wird den Pharisäischen Christen ein Kompromiss angeboten. Die Heidenchristen sollen sich an Vorgaben halten, die in der Bibel den Nichtjuden auferlegt wurden, die in Israel wohnten. Diese Vorschriften wurden zum Teil schon von Gott in seinem Bund mit Noah und in seinem Bund mit Israel unter Mose für Heiden aufgestellt. Sie müssen sich streng vom Götzenkult der verschiedenen Völker fernhalten. Konkret dürfen sie kein Fleisch essen, dass anderen Göttern als Opfer geweiht worden war. Dann sollten sie alle Formen von Unzucht meiden, die schon im dritten Mosebuch festgehalten werden: Sexueller Umgang mit Familienmitgliedern; Sexuelle Praktiken, die nicht dem Willen Gottes entsprechen wie Homosexualität, Sex mit Tieren, Prostitution und Ehebruch.

Als Drittes wird der Verzicht auf den Verzehr von Blut gefordert. Die Heidenchristen sollten damit auf alles Fleisch verzichten, das nicht nach den jüdischen Vorschriften geschlachtet wurde. Dabei wurde den Tieren die Halsschlagader durchtrennt, so dass sie im Sterben ausbluten, und das Fleisch nachher kaum mehr Blut enthält.

Mit diesem Kompromiss wird das Anliegen der pharisäischen Christen aufgenommen, um das Zusammenleben und die Gemeinschaft von Juden und Christen zu ermöglichen. Leider wurden in der späteren Geschichte die Judenchristen in der Kirche mehr und mehr verdrängt, so dass es jahrhundertelang kein „Zusammenleben“ von Juden und Heidenchristen mehr gab, und diese Regeln unerheblich werden. Die in letzter Zeit entstandenen messianischen Gemeinden machen den damaligen Konzilsbeschluss für unsere Zeit wieder relevant. Darüber hinaus kann uns diese Erzählung vom ersten Konzil der frühen Christen auch zeigen, wie wir heute noch miteinander um die Wahrheit ringen und streiten können, ohne die Gemeinschaft der Gemeinden zu zerstören.

Autor: Martin Hirschmüller

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