ERF Plus - Bibel heute

Die Bekehrung des Saulus (1)


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Das ist ein gefährlicher Mann, der da unterwegs ist von Jerusalem nach Damaskus. Saulus, so sein jüdischer Name, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die junge Gemeinde der Christen zu verfolgen und hat damit in Jerusalem auch schon viel Angst und Leid geschaffen. Unter seiner Verantwortung und Führung wurden die Anhänger des neuen Weges aus ihren Häusern geholt, angeklagt und verurteilt. Und das war für die Christen eine tödliche Gefahr. Saulus, der später Paulus genannt werden wird, geht dabei mit großer Entschlossenheit und Leidenschaft vor. Später wird er im ersten Brief an Timotheus über sich selber sagen: „Ich war ein Lästerer, Verfolger und Gewalttäter“. (1. Timotheus, 1,13) Und jetzt ist er auf dem Weg nach Damaskus, um sein Werk dort fortzusetzen. Mit der ganzen Unnachgiebigkeit und Leidenschaft, die seinen Charakter ausmacht.

Aber kurz vor seinem Ziel, bevor er Damaskus erreicht, wendet sich das Blatt auf beeindruckende Weise. Jesus persönlich stoppt den Saulus, indem er sich ihm in den Weg stellt und ihn anspricht. Dabei schont er ihn auch körperlich nicht, denn nach dieser Begegnung ist Saulus erst einmal blind.

Jesus macht Saulus deutlich, dass er die Verfolgung der jungen Christengemeinde persönlich nimmt. Jesus stellt sich vor seine Gemeinde und stellt klar, dass er und seine Gemeinde eins sind, nicht zu trennen sind, und zwar mit dem Satz: „Ich bin es, den Du verfolgst“. Saulus stürzt zu Boden.

So weit so gut, denke ich mir. Aber dann sagt Jesus etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe. Er sagt nämlich zu Saulus: „Steh auf und geh in die Stadt, dort wird man dir sagen, was du tun sollst.“

Was soll das denn heißen? „Was Du tun sollst?“ Aus meiner Warte soll Saulus nichts mehr tun außer nach Hause zu gehen und die junge Gemeinde der Christen einfach in Ruhe zu lassen. Aber Jesus scheint andere Pläne zu haben. Wie man ja später auch noch sehen wird.

Mir drängen sich zwei Fragen auf.

Erstens: Warum geschieht diese Begegnung so spektakulär und öffentlich?
Zweitens: Warum nimmt Jesus den Saulus nicht einfach aus dem Rennen und lässt ihn blind und hilflos auf der Straße nach Damaskus zurück, lässt ihn später auch noch für sich arbeiten – mit der Vorgeschichte als Christenverfolger?

Die Antworten auf beide Fragen hängen wohl zusammen. Es wäre Gott ein Leichtes gewesen, den Sinneswandel bei Saulus in einer stillen Stunde sozusagen ganz privat mit ihm zu verhandeln. Er hätte ihm zum Beispiel besonders nachdrücklich in einem Traum erscheinen können. Das wäre ja nicht das erste Mal, dass Gott so einen Weg wählt. Aber wer hätte Saulus seine Veränderung denn abgekauft? Wie gesagt, mit seiner Vorgeschichte? So macht Gott die Angelegenheit öffentlich und vor Zeugen.

Auf diese Art erhöht Gott die Glaubwürdigkeit des Saulus, denn es sind Zeugen da, die das Geschehene bestätigen können. Saulus wird sein Erlebnis der Bekehrung später noch öfter schildern.

Und, dass sich Jesus überhaupt die Mühe macht, den Saulus so persönlich anzusprechen und ihn nur wenige Tage später als Mitarbeiter für die Sache des Glaubens einzusetzen, kann ich mir nur so erklären, dass Jesus der Einzige ist, der den Saulus mit anderen Augen sieht. Ich sage: „Was sollen wir denn mit diesem Christenhasser anfangen?“ Jesus sagt: „Warte einfach ab und schaue, was ich tue!“ Was könnte Saulus in den Augen von Jesus so besonders gemacht haben?

Von der Entschlossenheit und Leidenschaft des Saulus war schon die Rede. Bei dem, was er später als Missionar Paulus noch auszuhalten haben wird, sind das wertvolle Charakterzüge. Für den Rest seines Lebens wird er im Dienst für die wachsende Gemeinde der Christen viel auszuhalten haben.

Körperliche Strapazen werden ihn begleiten, wo er geht und steht. Er wird gehetzt, geschlagen, gesteinigt, ertrinkt um ein Haar und reist viele hundert Meilen zu Fuß. Allein Letzteres würde nach heutigen Maßstäben schon als Strapaze durchgehen. Und schließlich beendet er sein Leben nicht nach getaner Arbeit im beschaulichen Alter, sondern in Gefangenschaft. Und wird am Ende wohl hingerichtet. Klingt das nach jemandem, der Entschlossenheit und Leidenschaft braucht? Ich denke ja.

Was mache ich jetzt für mich aus dieser Sache mit der Bekehrung des Saulus?

Erstens:

Ich stelle fest: Gott hat vollkommene Autorität. Er kann Menschenleben prägen, ändern oder lenken wie er es für richtig hält. Ich vermute, dass Vieles in diesem Bereich, auch um mich herum, leise und behutsam geschieht. Aber, wie bei Saulus, kann es eben auch spektakulär und öffentlich vonstattengehen. Ich selbst hätte da schon auch eigene Vorstellungen und Wünsche. Mir fallen zum Beispiel spontan eine ganze Reihe von Machthabern und Einflussreichen ein, die gut und gerne von Gott mal von ihrem Pferd geholt werden könnten. Aber es ist eben so, wie Gott sagt. Im Buch Jesaja (Jesaja, 55,8) sagt er: „Meine Gedanken sind nicht Eure Gedanken und eure Wege sind nicht meine Wege“. Ich schreibe keine Drehbücher für Gottes Handeln. Ist sicher auch gut so, denn ich hätte den Saulus damals wahrscheinlich einfach aus dem Weg geräumt, die Christen in Damaskus hätten erst mal ihre Ruhe gehabt und dann hätten wir weitergesehen.

Zweitens:

Weitersehen! Das bringt mich zum nächsten Gedanken. Gott sieht weiter als ich. Wie auch bei Saulus. Der lernt auf die harte Tour, wie es ist, auf die Hilfe von anderen angewiesen zu sein. Nachdem er sich aus dem Staub der Straße erheben kann, ist er blind und muss von seinen Begleitern an die Hand genommen werden. Seine ganz persönliche Lektion in Sachen Demut. Mein Drehbuch für die Situation wäre an dieser Stelle vermutlich zu Ende. Nicht so bei Gott. Dieses Erlebnis vor Damaskus ist der Auftakt dessen, was Saulus danach unter seinem römischen Namen Paulus noch tun wird. Und das ist so bedeutend für die Verbreitung des christlichen Glaubens, dass ich heute noch in meiner Bibel davon lese.

Drittens:

Ich sollte beim Urteil über andere Menschen immer damit rechnen, dass Gott mit diesen Männern und Frauen seine eigenen Pläne hat. Gott kann Fähigkeiten und Eigenschaften in anderen Menschen erkennen, die ich nicht sehen kann. Ob mir das nun gefällt oder nicht. Und Gott kann eben auch solchen Menschen Aufgaben geben, die ich ihnen niemals anvertraut hätte.

Ich sollte öfter an diese Dinge denken. Da hat Gott bestimmt noch einige Überraschungen für mich!

Autor: Andreas Achenbach

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