Der Erste Weltkrieg hatte nicht Deutschland verwüstet, sondern vor allem in Belgien und Frankreich getobt. Deutschland musste Reparationen zahlen, die die Sieger auch nutzen, um das besiegte Land kleinzuhalten. Ein Verzug bei der Lieferung von Telegrafenmasten führte zur Eskalation… Es ging, wie so oft, um Geld und Macht. Dem Deutschen Reich waren von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs enorme Reparationslasten aufgebürdet worden, schließlich verlangten die enormen Schäden in den vom Krieg besonders betroffene Länden Wiedergutmachung. Vor allem die französische Deutschlandpolitik war aber auch darauf ausgerichtet, den Nachbarn wirtschaftlich klein zu halten. Als das krisengeschüttelte Deutschland Anfang 1923 angeblich nicht genug Reparationen abgeliefert hatte – unter anderem Telegraphenmasten – besetzten bis zu 100.000 französische und belgische Soldaten das Ruhrgebiet. Damit bekam Frankreich den Zugriff auf den industriellen Kern Deutschlands. Dahinter steckte auch die Absicht des französischen Ministerpräsidenten Poincaré, das Ruhrgebiet dauerhaft zu neutralisieren und unter französische Oberhoheit zu bekommen. Die Weimarer Republik reagierte mit passivem Widerstand. Die folgenden wirtschaftlichen Schäden durch Produktionsausfälle waren enorm, die Inflation geriet außer Kontrolle. Am Ende musste der neue Reichskanzler Gustav Stresemann den Ruhrkampf abbrechen. Großbritannien und die USA sorgten im Gegenzug dafür, dass Frankreich keinen Zugriff auf das Ruhrgebiet behielt. Stresemann und der neue französische Außenminister Briand betrieben nun erstmals eine Annäherungspolitik, doch zu einer dauerhaften Aussöhnung der Erzfeinde Deutschland und Frankreich sollte es erst nach dem Zweiten Weltkrieg kommen.