"The Games must go on!" Als die Worte des IOC-Präsidenten durch das Olympiastadion in München hallten, brandete Applaus auf. Doch es war wohl weniger Jubel darüber, dass die Wettkämpfe fortgesetzt wurden, sondern eher Trotz angesichts des Terrors, der die 20. Olympischen Spiele der Moderne zuvor überschattet hatte. Welch Kontrast zur Eröffnung zwei Wochen zuvor! Zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg schaute die Welt auf (West-) Deutschland als Ausrichter des sportlichen Weltereignisses. Was sie sah, war ein Land, das sich als weltoffen, liberal, bunt und fröhlich präsentierte – eine Haltung, die sich überall widerspiegelte: In der luftigen Architektur der Wettkampfstätten, den farbenfrohen Trikots von Teilnehmern, bei den freiwilligen Helfern und beim Verhalten der Sicherheitskräfte. Die Bundesrepublik wollte sich von ihrer besten, ihrer friedliebenden Seite zeigen. Und sie vernachlässigte darüber die Sicherheit von Athleten und Betreuern. Das sollte sich bitter rächen: Am Morgen des 5. September kletterten palästinensische Terroristen über den schlecht gesicherten Zaun des Olympischen Dorfes und nahmen 11 Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln. Die deutschen Sicherheitskräfte waren völlig überfordert, Pläne für eine solchen Fall gab es nicht. Einen Tag später erlebten die "Heiteren Spiele" von München ein Blutbad mit 16 Toten.