ERF Plus - Bibel heute

Die Gründung der Gemeinde


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Haben Sie sich schon einmal rechtfertigen müssen für Ihren Glauben? Haben Sie schonmal diskutiert mit Menschen, die viele Gegenargumente bringen? Die den christlichen Glauben hinterfragen oder sogar ablehnen?

In meiner Tätigkeit als Klinikseelsorgerin bin ich immer mal wieder Menschen begegnet, die dem christlichen Glauben kritisch oder auch ablehnend gegenüberstanden. Teilweise war es einfach Unwissenheit über das, was den Glauben ausmacht. Teilweise hatte die Ablehnung aber auch mit oft tragischen Erlebnissen zu tun. Verschiedene Christen haben diesen Menschen in der Vergangenheit schlimme Dinge angetan. Es gab autoritäre Eltern, Lehrer, Pfarrer. Für die hatte Christsein oft wenig mit Freude zu tun. Strenge Regeln waren wichtiger als Barmherzigkeit und Verständnis.

Und wenn man die Geschichte der Christenheit liest, dann kann man auch schon einmal am Glauben zweifeln. Dann wird eben diskutiert und argumentiert über Kreuzzüge, Inquisition und Missbrauch. Als Christin und Seelsorgerin brauchte ich dann wirklich Gottes Geist, damit der mir die richtigen Worte in den Mund legt.

Auch Paulus musste argumentieren. Er hatte die Gemeinde in Thessalonich gegründet, etliche waren zum Glauben an Jesus Christus gekommen, sowohl Juden als auch Nichtjuden. Aber dann musste er Hals über Kopf aus der Stadt fliehen. Einige führende Juden hatten mit anderen Menschen einen Aufruhr angezettelt und verfolgten die Christen. Zum Glück gelang es den Gemeindemitgliedern, Paulus und Silas aus der Stadt zu bringen.

Doch auch nach der Flucht aus Thessalonich gab es Menschen, die die unerfahrenen Christen gegen Paulus aufstachelten. Sie warfen Paulus schlimme Dinge vor, ohne einen Beweis dafür zu haben. Es stand dann Aussage gegen Aussage.

Wenn ich heute Berichte lese von verfolgten Christen, dann gibt es viel Vergleichbares. Von Beginn an war das Evangelium eben auch ein Ärgernis. Bis heute scheiden sich die Geister an der Frage, ob Christus auferstanden ist oder nicht. Außerdem gibt es immer wieder die unterschiedlichsten Vorwürfe oder Verleumdungen gegen Christen. Dabei klingt so ein Satz wie: „Ihr Christen seid auch nicht besser!“ noch vergleichsweise harmlos. Schlimmer sind Behauptungen oder Verallgemeinerungen, die niemand beweisen kann, die aber doch im Raum stehen. Und wenn in der Presse irgendein provozierender Satz aus der Politik kommt oder es sogar etwas Verwerfliches von irgendeinem Christen gibt, dann möchte ich mich als glaubender Mensch am liebsten verkriechen.

Wie ging Paulus mit all dem um? - Als er von den Verleumdungen hörte, schrieb er einen Brief und verteidigte sich. Dabei begann er im ersten Kapitel des Briefs mit einem Lob für den vorbildlichen Glauben der Thessalonicher. Es ist also nicht alles vergessen, was Paulus ihnen verkündigt hatte. Deshalb erinnerte er sie wiederholt mit Worten wie: „… ihr erinnert euch ...“, „… wie ihr wisst…“, „… ihr seid Zeugen.“

Ja, die Thessalonicher waren Zeugen, auch Zeugen von dem harten Kampf, den Paulus auszufechten hatte. Für ihn war es nicht leicht, das Evangelium zu verkündigen. Es gab viel Gegenwind und Skepsis. Und er hatte noch schmerzhafte Erinnerungen an die Zeit im Gefängnis in Philippi, wo er vorher war. Aber Paulus hatte eine frohe Botschaft, er war beauftragt von Gott und deshalb konnte er das alles ertragen und hatte den Mut, in Thessalonich Jesus zu verkündigen.

Paulus beschreibt hier auch seine Art der Evangelisation: sie war nie mit schmeichelnden Worten, nie mit Drohungen oder Falschaussagen verbunden . Paulus hat auch nie seinen eigenen Vorteil gesucht. Ihm ging es nicht um Geld. Im Gegenteil: er hat selbst gearbeitet, um für sein Auskommen zu sorgen. Ihm ging es zudem nie um seine eigene Ehre. Er wollte sich nicht einen großen Namen machen. Er wollte nicht den Menschen gefallen, sondern allein Gott gehorsam sein. Ihm ging es allein um die Verkündigung des Evangeliums. Seine Motive kamen aus einem reinen und ehrlichen Herzen.

Und nicht nur das: Paulus verkündigte nicht nur und machte dann Feierabend. Nein, er gab den Menschen Anteil an seinem eigenen Leben. Er nennt sich im Brief selbst einen Vater und vergleicht sich mit einer Amme, die die Kinder pflegt. Er war kein autoritärer und unnahbarer Mensch, sondern jemand der sich kümmert. Alles hat er in Liebe den Menschen gegeben.

Ich möchte hier innehalten und zwei Fragen stellen:

1) Wie wird denn bei uns heute das Evangelium verkündigt?
Und 2) Wozu sind wir heute bereit?

Die erste Frage ist nicht schwer zu beantworten: Das Evangelium wird verkündigt in Gottesdiensten, bei Pro Christ und sonstigen Veranstaltungen, durch Traktate und anderes. Es wird zu Veranstaltungen eingeladen und man wünscht sich, dass Menschen kommen oder dass sie zumindest eine unserer Schriften lesen. – Das ist gut und wichtig. Aber reicht das? Geraten wir dann nicht auch schonmal an Menschen, die ich anfangs erwähnt hatte? Menschen, die die Kirchen und Gemeinden und den christlichen Glauben aus unterschiedlichen Gründen ablehnen oder die diskutieren wollen über Sinn und Unsinn des Christentums? Und kommt dann nicht zuweilen von den Einladenden ein frustrierter Satz wie: „Ich hab´s gewusst: Die wollen einfach nicht.“

Und wenn dann noch jemand lästert und spottet, dann fühlen sich manche sogar verfolgt und wussten eben schon immer, dass das Christentum eine Minderheit ist.

Was würde Paulus dazu sagen? Wie würde er handeln?

Dazu die zweite meiner Fragen: Wozu sind wir heute bereit? – Paulus könnte ein Vorbild sein. Er begegnete den Menschen in Offenheit und Liebe. Er gab ihnen Anteil an seinem Leben. Sie durften ihm Fragen stellen, ihn beobachten und besuchen. Und das ist mehr als irgendjemandem ein Traktat zu geben oder eine Einladung zu einer Veranstaltung in den Briefkasten zu werfen. Paulus war bereit zu persönlichem Gespräch.

Denn Menschen, die neu zum Glauben finden, brauchen Begleitung, Lehre, Seelsorge und vieles andere. Sie brauchen einen Ort, an dem sie Fragen stellen können und wo niemand sie wegen ihrer Skepsis und der Zweifel tadelt.

Und in unserem Land ist das gefahrlos möglich. Wir haben Meinungsfreiheit und Freiheit der Religionsausübung. Niemand wird verfolgt, weil er oder sie an Jesus glaubt. Wir müssen nicht bei Nacht und Nebel aus einer Stadt verschwinden, so wie es Paulus erlebte und wie es heute unzählige Menschen in Staaten der Christenverfolgung immer noch erdulden. Lassen Sie uns deshalb fröhlich den Glauben bekennen – zur Ehre Gottes.


Haben auch Sie Fragen zum christlichen Glauben oder zur Bibel? Fragen Sie doch einfach Nikodemus.AI. 

 

Autor: Gudrun Siebert

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