1848 stehen die Zeichen in Europa auf Sturm. Europas Freigeister fordern Revolution statt Restauration. Sie sägen an Monarchie und Ständesystem. Heute vor 155 Jahren springt der Funken der Revolution nach Deutschland über – mit einem Forderungskatalog Mannheimer Bürger. Der französische König in Frankreich ist bereits gestürzt, die zweite Republik ausgerufen. Auch auf dem Territorium des Deutschen Bunds werden jetzt Barrikaden errichtet, Flugblätter verbreitet, blutige Kämpfe ausgefochten. In sämtlichen deutschen Staaten gibt es Volksversammlungen. Die erste findet im badischen Mannheim statt. Erklärtes Ziel sind Pressefreiheit, Schwurgerichte, ein deutsches Parlament. Beilagen und Feuilletons sind voll mit Berichten über die Absetzung des französischen Königs. In Mannheim wird nur drei Tage später eine Vollversammlung einberufen. Sie ist die Blaupause für unzählige weitere Zusammenkünfte im Deutschen Bund. Am Nachmittag des 27. Februars 1848 ziehen rund 2500 Menschen in Mannheims Norden, in die Schulaula des einstigen Jesuitenkollegs. Sie sind Beamte, Gelehrte, Händler, Politiker. Auch Frauen sind dabei, kämpfen um die Gleichberechtigung der Geschlechter. Am Ende der Versammlung liegt eine Petition vor, die als die Mannheimer Märzforderungen in die Geschichte eingeht. Gustav Struve, einer der führenden Köpfe der Revolution in Baden, verliest das Grundsatzprogramm, in dem das Recht auf Selbstbestimmung verlangt wird, das Recht auf Wohlstand, Bildung und Freiheit für alle Klassen der Gesellschaft. Am nächsten Tag wird die Petition dem Landtag in Karlsruhe überbracht. Tausende Menschen aus ganz Baden strömen in die Hauptstadt des Großherzogtums und werden Zeugen vom Beginn der Revolution 1848/49.