Der Ölpreis ist politisch, Energiequellen sind Macht – das wissen wir nicht erst seit dem Ukrainekrieg. Schon Mitte der 1970er Jahre stieg der Weltmarktpreis für Öl einmal drastisch. Geblieben ist nicht nur die Erinnerung an die "autofreien Sonntage". Erdöl ist in der Mitte des 20. Jahrhunderts der wichtigste "Schmierstoff" der Weltwirtschaft. Ölquellenbesitz bedeutet nicht nur märchenhaften Reichtum, sondern auch immense Macht – politisch wie ökonomisch. Als die OPEC-Förderländer im Jahr 1973 die Preise erhöhen und gleichzeitig die Förderung reduzieren, löst das Schockwellen bis an deutsche Tankstellen-Zapfsäulen aus. In Genf wird nach Verhandlungen zwischen den Erdölförderländern der OPEC und den größten westlichen Erdölgesellschaften am, 1. Juni 1973 eine weitere Preiserhöhung von 11,9% für Rohöl vereinbart. Der Hintergrund: 1971 hatten die USA einseitig das Nachkriegssystem mit fixen Wechselkursen beendet. Die Folge: der US-Dollar verlor drastisch an Wert, und damit gingen die Einnahmen der arabischen Erdölförderländer zurück. Denn die Hauptwährung für den Ölhandel war der Dollar. Noch dramatischer wurde die Situation im Herbst 1973. Als Reaktion auf den israelisch-ägyptischen Jom-Kippur-Krieg, in dem sich die westlichen Staaten hinter Israel stellten, drosselten die OPEC-Staaten ihre Förderung und lösten die sog. Erste Ölkrise aus. Die Folgen in den Verbraucherländern waren tiefgreifend: die Wirtschaft stockte, Inflation und Arbeitslosigkeit stiegen. Deutschland erlebte im Winter 1973/74 Fahrverbote und "autofreie" Sonntage. Diese und folgende Krise verdeutlichten die große geostrategische Bedeutung von Rohöl und damit die Bedeutung der (teilweise sehr kleinen) Golf-Staaten – bis heute. Bedeutet das nun absehbare Ende des "Öl-Zeitalters" auch ein Ende der Abhängigkeit von den Emiraten am Persischen Golf? Experten bezweifeln das. Denn schon jetzt investieren die OPEC-Förderländer in Erneuerbare Energien einschließlich der Produktion und Lieferung von sog. Grünem Wasserstoff, der als Energiequelle der Zukunft gilt. Möglich macht das der immense Reichtum, der mit dem Verkauf von Erdöl und Gas über Jahrzehnte angehäuft wurde.