ERF Plus - Bibel heute

Die Rede des Stephanus (1)


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Da war dieser Christ Stephanus, einer der sieben Männer, die in Jerusalem gewählt wurden, um die Witwen der griechisch sprechenden Judenchristen zu versorgen. Für seine Wahl zum Diakon war entscheidend, dass er voll Glaubens und Heiligen Geistes war. Durch Gottes Gnade und Kraft vollbrachte er öffentlich große Zeichen und Wunder.

Und dann wurde Stephanus inhaftiert und vor den Hohen Rat gestellt, den obersten Gerichtshof des jüdischen Volkes, dem der Hohepriester vorstand. Zeugen, die man vorher bestochen hatte, traten gegen ihn auf und beschuldigten ihn. Er würde Gott lästern und gegen den Tempel, gegen Mose und das Gesetz reden, so lautete ihre Anklage. Auf die Frage des Hohenpriesters, „Stimmt es, was diese Zeugen von dir behaupten?“, folgte eine längere Rede des Stephanus, von der uns ein Teil vorgelesen wurde. In dieser Rede erzählte er die Geschichte Israels, um die Wege Gottes und seine Treue aufzuzeigen und um demgegenüber auf die Untreue Israels, auf ihren Stolz und Hochmut hinzuweisen.

Als „liebe Brüder“ und „Väter“ sprach Stephanus seine Zuhörer an. Obwohl er schlimm beschuldigt wurde und nichts vom dem stimmte, was man ihm vorwarf, sprach er seine Widersacher als „liebe Brüder“ und „Väter“ an. Er drückte damit seine Zugehörigkeit zu Israel aus und seine ehrerbietige Haltung gegen die, die „Väter“ im Volk waren, also diejenigen, die das Sagen hatten, wie der Hohepriester. Wahrhaft deutliche Worte hatte er ihnen zu sagen. Doch er tat das nicht von oben herab, als ein Besserwisser.

Stephanus begann seine Rede mit Abraham, dem Urvater der Israeliten. Die Juden waren stolz darauf, seine Nachkommen zu sein und legten großen Wert auf ihre Abstammung. Aber Stephanus wollte ihnen aufzeigen: Ihr habt gar keinen Grund stolz darauf zu sein, dass ihr von Abraham abstammt, dass ihr zum Volk Gottes gehört. Ihr habt keinen Grund euch etwas darauf einzubilden. Denn nicht Abraham hatte Gott erwählt, sondern Gott erwählte Abraham.

Wie war das denn damals? „Der Gott der Herrlichkeit erschien unserm Vater Abraham, als er noch in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte, und sprach zu ihm:

Geh aus deinem Land und von deiner Verwandtschaft und zieh in das Land, das ich dir zeigen will.“ Und das Land, in dem ihr jetzt wohnt, hat Abraham sich nicht selbst ausgesucht, sondern Gott führte ihn dorthin. Er selbst sollte dieses Land nicht besitzen, aber seine Nachkommen, versprach Gott.

Gott hielt sein Versprechen. Denn er führte das Volk Israel aus der 400-jährigen Sklaverei in Ägypten heraus, indem er die Ägypter, die sie so lange versklavten, richtete. Er führte sie heraus und in das versprochene Land, damit sie ihm dort dienten.

Stephanus wollte mit diesen Hinweisen seinen Zuhörern zu verstehen geben: Dass ihr von Abraham abstammt, dass ihr Gottes Volk seid, dass ihr dieses Land besitzt, ist niemals euer Verdienst, sondern ganz allein der Gnade Gottes zu verdanken. Ihr steht unter Gottes Führung und seinen Verheißungen.

Und so führte Stephanus die Geschichte weiter aus, über Josef, Mose und die Propheten, um zu zeigen, dass Gott immer wieder durch Menschen gewirkt hat, die bereit waren, ihm zu folgen. Stephanus nutzte diese Rückschau, um zu verdeutlichen, dass die Ablehnung Jesu durch die religiösen Führer in einer langen Tradition der Ablehnung von Gottes Gesandten steht. Seine Rede war ein Aufruf zur Umkehr und zum Erkennen des stetigen Handelns Gottes.

Nachdem Stephanus von Abraham erzählt hatte, erwähnte er kurz dessen Sohn Isaak und Isaaks Sohn Jakob und Jakobs zwölf Söhne, die Stammväter Israels, die alle beschnitten wurden. Gott forderte Abraham und seine männlichen Nachkommen auf, sich beschneiden zu lassen, um den Bund zwischen ihnen und Gott zu besiegeln. Die Beschneidung war ein äußeres Zeichen dieses Bundes und symbolisierte die Zugehörigkeit zum Volk Gottes.

Da Gott zu seiner Erwählung steht, lässt er sein Volk Israel niemals im Stich. Und so erzählte Stephanus dann weiter von Josef, dem Sohn Jakobs, der von seinem Vater seinen Brüdern gegenüber vorgezogen wurde. Die Brüder waren deswegen neidisch auf Josef und verkauften ihn nach Ägypten.

Aber Gott war mit ihm und half ihm aus allen Schwierigkeiten. Er schenkte Josef Weisheit und verschaffte ihm Ansehen beim Pharao, dem König von Ägypten. So vertraute der Pharao ihm die Verwaltung ganz Ägyptens und die Aufsicht über die königlichen Güter an.

Dadurch gebrauchte Gott Josef, um seine Familie vor dem Hungertod zu bewahren. Denn die Geschichte des Volkes Israel sollte weitergehen, denn aus diesem Volk sollte der Messias kommen, der von Gott gesandte Erlöser, der die Menschheit durch sein Sterben und seine Auferstehung von ihren Sünden erlösen und so mit Gott versöhnen wird.

Am Ende unseres Abschnitts weist Stephanus darauf hin, dass Jakob und seine Söhne bis zu ihrem Tod in Ägypten lebten. Begraben wurden sie in dem Grab bei Sichem, das Abraham von den Nachkommen Hamors gekauft hatte.

Die Nachkommen der Söhne Jakobs entwickelten sich in Ägypten zu einem großen Volk. Und Gott schrieb weiter seine Geschichte mit seinem Volk, wie Stephanus es uns in den weiteren Versen erzählte.

Als Stephanus von Josef erzählte, kann ich mir gut vorstellen, dass Stephanus in dem Leben Jesu Parallelen zu Josefs Leben sah. Josef war der geliebte Sohn seines Vaters Jakob, und Jesus ist der geliebte Sohn Gottes. Josefs Brüder waren neidisch auf ihn und verkauften ihn in die Sklaverei. Ebenso wurde Jesus von den religiösen Führern aus Neid verraten und von Judas verkauft.

Josef litt unschuldig im Gefängnis, während Jesus unschuldig am Kreuz litt. Josef wurde nach seinem Leiden zum Herrscher über Ägypten erhoben. Jesus wurde nach seinem Tod und seiner Auferstehung zur Rechten Gottes erhöht. Josef rettete seine Familie vor der Hungersnot. Jesus rettet die Menschheit vor der Sünde. Josef vergab seinen Brüdern, die ihn verraten hatten. Jesus vergibt denen, die ihn kreuzigten.

Für mein Leben als Christ ist mir aus diesem Textabschnitt folgendes wichtig geworden: Wenn ich mit anderen Menschen über Jesus Christus spreche, hat das nie von oben herab zu geschehen, und ich darf niemals als Besserwisser auftreten. Denn dass ich zu Jesus Christus gehöre, ist nicht mein Verdienst, sondern er hat mich erwählt, und das aus Gnade. Ich habe mir nichts darauf einzubilden, dass ich Christ bin. Der Apostel Paulus schreibt: (Epheser 2,8-9): „Denn aus Gnade seid ihr errettet durch den Glauben, und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.“

Und auch mein Leben als Christ steht unter der Führung und den Verheißungen Gottes.

Autor: Pastor Paul Thomczik

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