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Was habe ich davon, an Gott zu glauben? Habe ich überhaupt etwas davon? Darf ich Gott mein Leid klagen? Darf ich sogar Gott anklagen? Der Prophet Maleachi, einer der kleinen Propheten des Alten Testaments, würde alle diese Fragen eindeutig mit Ja beantworten. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er seine Botschaft nicht als durchgehende Rede weitergibt, sondern als Auseinandersetzung zwischen den Menschen und Gott. Ein Beispiel für ein solches Streitgespräch liefert unser heutiger Text.
Wenn das Volk Israel sagt: „Es ist umsonst, dass man Gott dient; und was nützt es, dass wir sein Gebot halten?", dann klingt das gehörig nach Enttäuschung und Resignation. Das ist nachvollziehbar: Sein Stammvater Abraham hatte mit der Verheißung, dass Gott ihn zu einem großen Volk machen würde, sein Vaterland verlassen. Was war daraus geworden? Nach der babylonischen Gefangenschaft waren es viel weniger Menschen geworden, das Land litt ständig unter der Herrschaft fremder Völker, und die Begeisterung nach der Rückkehr ins eigene Land war verflogen. Jetzt ging es denen, die an Gott glaubten, nicht besser als allen anderen. Was hatten sie also davon, sich zu Gott zu halten?
Gott hörte sich das alles an und hätte antworten können: „Selbst schuld!" Immerhin prangerte Maleachi jede Menge Missstände an: minderwertige und unzureichende Opfer, Missachtung der Ehe, ungerechte Behandlung von Armen und Fremden und so weiter. Aber weit gefehlt! Gott hörte der Klage aufmerksam zu, vermerkte sie in einem Gedenkbuch und antwortete mit der bedingungslosen Zusage, dass er sich seines Volkes erbarmen werde. Dafür verlangte Gott nicht einmal, dass sich vorher etwas besserte, dass die Missstände abgestellt werden. Eines Tages gibt es einen Unterschied zwischen Gottesfürchtigen und Gottlosen, es herrscht Gerechtigkeit, und das Volk führt Freudentänze auf.
Die Zusage des Eingreifens Gottes blieb zunächst recht vage und offen, wann und wie das geschehen wird. Ganz am Ende des Buches Maleachi wird es aber konkreter. Da sagt Gott zu, dass er einen Boten senden wird, der zur Umkehr aufruft; und wenn sich die Menschen Gott wieder zuwenden, bleibt ihnen das Strafgericht erspart. Diesen Boten nennt Maleachi Elia. Dieser große Prophet, der Jahrhunderte vorher gelebt hatte, war nach jüdischer Vorstellung nie gestorben und konnte daher auf die Erde zurückkommen. Im Neuen Testament wird dieser Bote neu gedeutet. Bei der Ankündigung der Geburt von Johannes dem Täufer spricht der Engel davon, dass dieser „im Geist und in der Kraft des Elia" kommen wird, um die Menschen zur Umkehr zu rufen (Lukas 1, 17). Es geht also nicht mehr um die Rückkehr eines Propheten aus längst vergangenen Zeiten, sondern um einen zweiten Elia, einen neuen Boten. Dieser ist Johannes der Täufer, der die Menschen auf die Ankunft des lange erwarteten Messias vorbereitet, also auf Jesus hinweist.
Maleachi beschreibt, wie über dem Volk Gottes die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen wird. Dieses schöne Bild wurde wiederholt von Künstlern aufgegriffen. Im 18. Jahrhundert dichteten Christian David und andere dazu das Lied: „Sonne der Gerechtigkeit". Anfang des 16. Jahrhunderts griff Matthias Grünewald das Bild von der geflügelten Sonne, das im alten Orient ein verbreitetes Symbol für Gott war, bei der Gestaltung des Isenheimer Altars auf und deutete es um auf Christus.
Das heißt, das Buch Maleachi und damit das Alte Testament endet nicht mit einer Klage über die unbefriedigenden Zustände, sondern es vermittelt Hoffnung. Es weist auf Johannes den Täufer hin, den Vorläufer Jesu Christi, und damit letztlich auf Jesus selbst, der als „Sonne der Gerechtigkeit" allem Leid dauerhaft ein Ende machen wird. Sein Schluss stellt eine Brücke zum Neuen Testament dar, zum Evangelium, der frohen Botschaft von Jesus Christus.
Mit der Situation von Maleachi verbindet uns, dass man Klagen über den schlechten Zustand der Welt auch heute reichlich hört. Da sind die Kriege, die nicht enden wollen, der Klimawandel, bedenkliche politische Entwicklungen oder auch die Tatsache, dass immer mehr Menschen aus den Kirchen austreten und sich vom christlichen Glauben abwenden. Alle diese Klagen, Fragen und Zweifel dürfen Menschen vor Gott bringen, er hört sie und nimmt sie ernst. Allerdings kann es dauern, bis er merklich darauf reagiert. Gottes Zeitmaßstäbe sind oft andere als die der Menschen, die alles möglichst immer sofort haben wollen. Warten gehört zum Leben und auch zum Glauben dazu.
Aber es steht fest, dass Gott die Welt nicht ihrem Schicksal überlässt, sondern dass er eingreifen wird. Die Zusage am Schluss des Buches Maleachi, dass Gott seinen Boten sendet, ist eingetroffen; und daher ist mit Sicherheit zu erwarten, dass er auch seine anderen Zusagen einhalten wird. Die Menschen, die sich zu Gott halten, sind sein Eigentum; sie werden sein Erbarmen erfahren und erleben, dass über ihnen die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht, die ihnen Heil bringt.
Mit der Ankündigung des Boten wird am Schluss des Buches Maleachi ein Fenster zum Neuen Testament geöffnet. Christinnen und Christen verstehen heute den von Maleachi angekündigten Boten als Johannes den Täufer, und sie gehen davon aus, dass Gottes Gnade in Jesus Christus sichtbar geworden ist. Sie feiern Weihnachten, weil er als Mensch auf die Erde gekommen ist; und sie feiern Ostern, weil er auferstanden ist, den Tod überwunden hat und als Herr der Welt eines Tages allem Leid ein Ende machen wird.
Das ist die Antwort auf die Frage, ob es sich lohnt, an Gott zu glauben: Gott steht zu seinen Verheißungen, und es wird alle Erwartungen übertreffen, wie sie eines Tages in Erfüllung gehen. Gott hört die Klagen der Menschen, und alles Leid wird in ungetrübte Freude verwandelt. Seine Gnade und Barmherzigkeit sind an keine Bedingung geknüpft. Ist diese Botschaft auch für Sie ein Grund zu feiern?
Autor: Karin Weishaupt
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By ERF - Der Sinnsender5
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Was habe ich davon, an Gott zu glauben? Habe ich überhaupt etwas davon? Darf ich Gott mein Leid klagen? Darf ich sogar Gott anklagen? Der Prophet Maleachi, einer der kleinen Propheten des Alten Testaments, würde alle diese Fragen eindeutig mit Ja beantworten. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er seine Botschaft nicht als durchgehende Rede weitergibt, sondern als Auseinandersetzung zwischen den Menschen und Gott. Ein Beispiel für ein solches Streitgespräch liefert unser heutiger Text.
Wenn das Volk Israel sagt: „Es ist umsonst, dass man Gott dient; und was nützt es, dass wir sein Gebot halten?", dann klingt das gehörig nach Enttäuschung und Resignation. Das ist nachvollziehbar: Sein Stammvater Abraham hatte mit der Verheißung, dass Gott ihn zu einem großen Volk machen würde, sein Vaterland verlassen. Was war daraus geworden? Nach der babylonischen Gefangenschaft waren es viel weniger Menschen geworden, das Land litt ständig unter der Herrschaft fremder Völker, und die Begeisterung nach der Rückkehr ins eigene Land war verflogen. Jetzt ging es denen, die an Gott glaubten, nicht besser als allen anderen. Was hatten sie also davon, sich zu Gott zu halten?
Gott hörte sich das alles an und hätte antworten können: „Selbst schuld!" Immerhin prangerte Maleachi jede Menge Missstände an: minderwertige und unzureichende Opfer, Missachtung der Ehe, ungerechte Behandlung von Armen und Fremden und so weiter. Aber weit gefehlt! Gott hörte der Klage aufmerksam zu, vermerkte sie in einem Gedenkbuch und antwortete mit der bedingungslosen Zusage, dass er sich seines Volkes erbarmen werde. Dafür verlangte Gott nicht einmal, dass sich vorher etwas besserte, dass die Missstände abgestellt werden. Eines Tages gibt es einen Unterschied zwischen Gottesfürchtigen und Gottlosen, es herrscht Gerechtigkeit, und das Volk führt Freudentänze auf.
Die Zusage des Eingreifens Gottes blieb zunächst recht vage und offen, wann und wie das geschehen wird. Ganz am Ende des Buches Maleachi wird es aber konkreter. Da sagt Gott zu, dass er einen Boten senden wird, der zur Umkehr aufruft; und wenn sich die Menschen Gott wieder zuwenden, bleibt ihnen das Strafgericht erspart. Diesen Boten nennt Maleachi Elia. Dieser große Prophet, der Jahrhunderte vorher gelebt hatte, war nach jüdischer Vorstellung nie gestorben und konnte daher auf die Erde zurückkommen. Im Neuen Testament wird dieser Bote neu gedeutet. Bei der Ankündigung der Geburt von Johannes dem Täufer spricht der Engel davon, dass dieser „im Geist und in der Kraft des Elia" kommen wird, um die Menschen zur Umkehr zu rufen (Lukas 1, 17). Es geht also nicht mehr um die Rückkehr eines Propheten aus längst vergangenen Zeiten, sondern um einen zweiten Elia, einen neuen Boten. Dieser ist Johannes der Täufer, der die Menschen auf die Ankunft des lange erwarteten Messias vorbereitet, also auf Jesus hinweist.
Maleachi beschreibt, wie über dem Volk Gottes die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen wird. Dieses schöne Bild wurde wiederholt von Künstlern aufgegriffen. Im 18. Jahrhundert dichteten Christian David und andere dazu das Lied: „Sonne der Gerechtigkeit". Anfang des 16. Jahrhunderts griff Matthias Grünewald das Bild von der geflügelten Sonne, das im alten Orient ein verbreitetes Symbol für Gott war, bei der Gestaltung des Isenheimer Altars auf und deutete es um auf Christus.
Das heißt, das Buch Maleachi und damit das Alte Testament endet nicht mit einer Klage über die unbefriedigenden Zustände, sondern es vermittelt Hoffnung. Es weist auf Johannes den Täufer hin, den Vorläufer Jesu Christi, und damit letztlich auf Jesus selbst, der als „Sonne der Gerechtigkeit" allem Leid dauerhaft ein Ende machen wird. Sein Schluss stellt eine Brücke zum Neuen Testament dar, zum Evangelium, der frohen Botschaft von Jesus Christus.
Mit der Situation von Maleachi verbindet uns, dass man Klagen über den schlechten Zustand der Welt auch heute reichlich hört. Da sind die Kriege, die nicht enden wollen, der Klimawandel, bedenkliche politische Entwicklungen oder auch die Tatsache, dass immer mehr Menschen aus den Kirchen austreten und sich vom christlichen Glauben abwenden. Alle diese Klagen, Fragen und Zweifel dürfen Menschen vor Gott bringen, er hört sie und nimmt sie ernst. Allerdings kann es dauern, bis er merklich darauf reagiert. Gottes Zeitmaßstäbe sind oft andere als die der Menschen, die alles möglichst immer sofort haben wollen. Warten gehört zum Leben und auch zum Glauben dazu.
Aber es steht fest, dass Gott die Welt nicht ihrem Schicksal überlässt, sondern dass er eingreifen wird. Die Zusage am Schluss des Buches Maleachi, dass Gott seinen Boten sendet, ist eingetroffen; und daher ist mit Sicherheit zu erwarten, dass er auch seine anderen Zusagen einhalten wird. Die Menschen, die sich zu Gott halten, sind sein Eigentum; sie werden sein Erbarmen erfahren und erleben, dass über ihnen die Sonne der Gerechtigkeit aufgeht, die ihnen Heil bringt.
Mit der Ankündigung des Boten wird am Schluss des Buches Maleachi ein Fenster zum Neuen Testament geöffnet. Christinnen und Christen verstehen heute den von Maleachi angekündigten Boten als Johannes den Täufer, und sie gehen davon aus, dass Gottes Gnade in Jesus Christus sichtbar geworden ist. Sie feiern Weihnachten, weil er als Mensch auf die Erde gekommen ist; und sie feiern Ostern, weil er auferstanden ist, den Tod überwunden hat und als Herr der Welt eines Tages allem Leid ein Ende machen wird.
Das ist die Antwort auf die Frage, ob es sich lohnt, an Gott zu glauben: Gott steht zu seinen Verheißungen, und es wird alle Erwartungen übertreffen, wie sie eines Tages in Erfüllung gehen. Gott hört die Klagen der Menschen, und alles Leid wird in ungetrübte Freude verwandelt. Seine Gnade und Barmherzigkeit sind an keine Bedingung geknüpft. Ist diese Botschaft auch für Sie ein Grund zu feiern?
Autor: Karin Weishaupt
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